Dragovic: Eine sichere Wette

Über ein halbes Jahr war es Aleksandar Dragovic gelungen, sich von den Fettnäpfen dieser Welt fernzuhalten. Doch am Sonntag, beim 2:1 gegen Servette war es wieder so weit: Der Österreicher wollte einen Wettgewinn feiern, wählte dazu die unfeine Art und wurde vom Platz gestellt.

REFILE - CORRECTING ID FC Basel's (FCB) Aleksandar Dragovic (R) reacts to receiving a red card as his teammates Alexander Frei (C) and Jacques Zoua Daogari walk him out of the pitch during his Swiss Super League soccer match against FC Servette in Gene (Bild: VALENTIN FLAURAUD)

Über ein halbes Jahr war es Aleksandar Dragovic gelungen, sich von den Fettnäpfen dieser Welt fernzuhalten. Doch am Sonntag, beim 2:1 gegen Servette war es wieder so weit: Der Österreicher wollte einen Wettgewinn feiern, wählte dazu die unfeine Art und wurde vom Platz gestellt.


Aleksandar Dragovic erklärt seinen Platzverweis.

Es ist nicht so, dass der FC Basel nicht alles versucht hätte. Der Verein rief auf diese Saison hin für Aleksandar Dragovic zum Beispiel eine Silenzio Stampa aus, weil der Österreicher manchmal schneller spricht als sein Schatten. Präsident Bernhard Heusler selbst nahm Dragovic unter seine Fittiche und gab im Gespräch stets den Anwalt des Innenverteidigers. Tenor: Dieser Dragovic ist ein netter, liebenswerter junger Mann – und dazu bislang noch immer der Liebling des jeweiligen FCB-Trainers.

Aber dieser Dragovic hat auch die unglaubliche Fähigkeit, Fettnäpfe zu finden, wo eigentlich keine sind. Unvergessen, wie er Bundesrat Ueli Maurer nach dem Cupfinal 2012 den Kopf tätschelte, sich danach entschuldigte, um während der Feierlichkeiten auf dem Barfi zu erklären, eigentlich tue es ihm ja doch nicht leid, um danach wieder – auf Anweisung des FCB – vor dem Verteidigungsminister in Sack und Asche zu gehen.

Keine nette Geste

Jetzt also diese unglaubliche Partie in Genf. Da schiesst Dragovic seine ersten beiden Saisontore, da ist er als Basler Held des Spiels praktisch gesetzt – und dann läuft alles irgendwie aus dem Ruder. Dragovic macht keine nette Geste. Sondern eher eine, für die der Terminus technicus wohl «fuck you» lautet. Danach winkt er.

Die Genfer Fans mögen bloss spärlich ins Stade de Genève gekommen sein. Aber die Unentwegten, die da sind, sind aufrichtig empört. Sie denken, Dragovic habe sie provozieren wollen. Der Schiedsrichterassistent interveniert, Schiedsrichter Sascha Amhof zeigt Dragovic Gelb-Rot. Der sieht danach nur noch Rot, muss von zwei bis drei Teamkollegen und schliesslich Assistenztrainer Marco Walker vom Feld gezerrt werden.

Und warum das alles? Weil Dragovic eine Wette gewonnen hatte! «Eine Wette, die sie so wohl auch nicht mehr machen würden», wie Mitspieler Fabian Frei nach der Partie feststellte. Assistenztrainer Markus Hoffmann hatte versprochen, eine Runde um das Spielfeld zu drehen, sollte Dragovic endlich ein Kopftor für den FCB erzielen.

Die nächste Wette lieber ausserhalb des Stadions einlösen

«Es wäre wohl besser gewesen, wenn er diese Runde ausserhalb des Stadions gedreht hätte», meinte Cheftrainer Murat Yakin nach der Partie. Aber in jener 63. Minute hatte sich Hoffmann halt auf den Weg gemacht, um seine Wette einzulösen, kaum hatte der Basler Innenverteidiger zum 2:1 per Kopf getroffen.

Und der bald 22-Jährige Dragovic wusste nichts besseres, als das mit einer Gebärde zu feiern, die auch dann gelbwürdig ist, wenn sie den eigenen Assistenztrainer betrifft. «Wenn er diese Geste gemacht hat, ist der Fall klar», sagte danach Alex Frei, der sich während der turbulenten Szenen noch vehement für seinen Teamkameraden eingesetzt hatte

Immerhin – nach dem Schusspfiff fingen die Verantwortlichen des FCB ihren inzwischen wieder abgekühlten Innenverteidiger wieder ein. Sie marschierten mit ihm zum Schiedsrichter, erklärten die Situation. Dragovic selbst musste für einmal doch vor die Presse treten, um sich bei den Genfer Zuschauern zu entschuldigen.

Und alle Basler hofften dabei wohl, dass Dragovic mit einem Spiel Sperre davon kommt, dass also der Linienrichter nicht all die Worte rapportiert, die er vom wütenden Dragovic in jenem Moment zu hören bekam, als der das Feld verlassen musste.

«Er ist genug bestraft»

Für Yakin jedenfalls war der Vorfall schon bald nach der Partie gegessen. «Die Aktion von Dragovic war unnötig», befand er zwar, «sie kommt als Provokation rüber, darum gibt es auch keinen Vorwurf an den Schiedsrichter.» Aber der FCB-Trainer ging auch davon aus, dass die Szene keine weiteren Konsequenzen für seinen Innenverteidiger nach sich zieht: «Er ist mit dem Platzverweis und der Sperre genug bestraft.»

Gegen die Young Boys wird Dragovic dem FCB auf jeden Fall fehlen. «Und dabei hat man heute doch gesehen, wie wichtig er für uns ist», bedauerte Fabian Frei. Und danach? Irgendwie bleibt das Gefühl, dass man darauf wetten kann, dass Aleksandar Dragovic irgendwo, irgendwann wieder einen Fettnapf finden wird.

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