Drei Baslerinnen für drei Nationen an der Box-WM

Geich mit drei Boxerinnen ist der Boxclub Basel an der Box-WM in China vertreten. Sie starten für drei verschiedene Länder, haben aber denselben Trainer. Für Sandra «the Silence» Brügger geht es um die Olympia-Qualifikation.

Vier für China: Nadia «la bol» Barriga, Sarah-Joy «der Engel» Rae, Sandra «the Silence» Brügger und Angelo «Speedy Chicken» Gallina. (Bild: Stefanie Spring-Wallis)

Geich mit drei Boxerinnen ist der Boxclub Basel an der Box-WM in China vertreten. Sie starten für drei verschiedene Länder, haben aber denselben Trainer. Für Sandra «the Silence» Brügger geht es um die Olympia-Qualifikation.

Geschenkt wird ihnen nichts. 1300 Franken kostet der Flug nach Qinhuangdao, ein chinesischer Moloch mit rund drei Millionen Einwohnern und einem Kohlehafen. Mit 650 Franken schlägt die Unterkunft vor Ort zu Buche. Und all das bezahlen sie alleine. Von den Ferien ganz abgesehen, die die drei Boxerinnen des Boxclubs Basel eingegeben haben, um an den Weltmeisterschaften teilnehmen zu können.

«Ich habe allergrössten Respekt vor diesen Frauen», sagt Angelo Gallina, der die drei als Nationaltrainer an die WM begleiten wird. «sie tun das alles für ihre grosse Leidenschaft.» Nicht, dass er für seine Trainerarbeit Geld sehen würde. Eigentlich arbeitet er gleich dreimal unbezahlt. Denn Sandra «the Silence» Brügger, Nadia «la bol» Barriga und Sarah-Joy «der Engel» Rae mögen alle beim selben Boxclub Basel trainieren. Doch sie starten für drei unterschiedliche Länder.

Nur Brügger wird die Schweizer Farben vertreten. Barriga startet als bolivianische Meisterin, Rae ist als Vertreterin Jamaikas am Start. Während Brügger in der Kategorie bis 60 Kilogramm boxt, kämpfen Rae und Barriga in der Kategorie bis 51 Kilogramm, könnten also im Turnier aufeinander treffen. Und sie alle werden an der WM von Gallina betreut.

Brügger braucht Losglück

Mit den grössten Ambitionen fliegt die mehrfache Schweizer Meisterin Brügger nach China. Die taktisch versierte Boxerin will sich für die Olympischen Spiele qualifizieren. Was ein schwieriges Unterfangen wird. Nach London dürfen nämlich nur jene acht Kämpferinnen, die an der WM die Viertelfinals erreichen.

Da braucht es auch eine gehörige Portion Losglück; es gibt nämlich keine Setzlisten. Mit Pech trifft Brügger schon in der ersten Runde auf eine der Favoritinnen aus den USA, aus Russland, China oder Irland. Gegen die Irin Katie Taylor hat Brügger mehrfach gekämpft. Zuletzt unterlag sie der WM-Mitfavoritin am 24. Februar 2012 nach Punkten.

Für Gallina gibt es allerdings keinen Druck: «Jeder Schlag, den meine Boxerinnen an der WM setzen, jeder Punkt, den sie machen, ist ein Erfolg.» Denn der Basler sieht, wie sich die Welt des Frauen-Boxens verändert. Und sie tut das nicht zu Gunsten der Schweizerinnen. «Wir hatten durchaus internationale Erfolge», sagt der langjährige Frauen-Nationaltrainer, «aber jetzt geht uns langsam der Sprit aus, wenn ich sehe, was andere Nationen ins Frauen-Boxen investieren.»

Mit der Schweiz vergleichbare Länder wie Holland oder Tschechien würden bedeutende Fördermittel sprechen, in Deutschland seien die besten acht Boxerinnen bei der Bundeswehr angestellt: «Und wir in der Schweiz erhalten vom Verband gar nichts.»

Ein Engel auf Diät

Immerhin, Sandra Brügger hat vom Kanton Basel-Stadt 18’000 Franken für drei Jahre erhalten, um die Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen zu verbessern. Sie hat das Geld unter anderem dazu genutzt, sich die drei Monate vor der WM auf ihr Training zu konzentrieren und nicht noch nebenher zu arbeiten.

Ganz anders sieht es da bei Sarah-Joy Rae aus, die einen Doktortitel der Jurisprudenz besitzt und zu einhundert Prozent arbeitet. Sie musste sich dazu noch einer speziellen Diät unterziehen, um in der Kategorie bis 51 Kilogramm starten zu können. Das war eine Vorgabe des jamaikanischen Verbandes, weil nur die Kategorien bis 51, 60 und 75 Kilogramm olympisch sind.

Abgeflogen ist die Basler Delegation am Samstag, 5. Mai, um sich noch zu akklimatisieren. Die WM findet vom 9. bis 20. Mai statt. Mit in der Reisegruppe sind die Schweizerinnen Nicole Michel (51 Kg) und Jennifer Corti (75 Kg).

Artikelgeschichte

Am 6. Mai 2012 Gewichtskategorie Sandra Brügger von fälschlicherweise 51 Kilogramm auf 60 Kilogramm korrigiert.

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