Drei mit der Nase im Wind

Thomas Diethart, Simon Ammann oder Thomas Morgenstern? Am Montag wird das Finale der Vierschanzentournee bestritten. Noch haben drei Springer die Nase vorn – aber wer hat das Zeug zu gewinnen?

In Garmisch-Partenkirchen standen sie zusammen auf dem Podest, doch wer wird am Schluss den Gesamtsieg davon tragen? Thomas Morgenstern, Thomas Diethart oder doch Simon Ammann (v.l.)? (Bild: Keystone)

Thomas Diethart, Simon Ammann oder Thomas Morgenstern? Am Montag wird das Finale der Vierschanzentournee bestritten. Noch haben drei Springer die Nase vorn – aber wer hat das Zeug zu gewinnen?

In Bischofshofen heisst es am Montag Schanze frei für das Finale der 62. Vierschanzen-Tournee. Vor dem letzten Wettbewerb ist für drei Adler der Gesamtsieg noch in Sprungweite.

62. Vierschanzentournee

Bischofshofen
So, 5.1., 16.30 h: Qualifikation
Mo, 6.1., 16.00 h: 1. Durchgang

Ergebnisse und Klassement

Aber wer wird am Ende die Lufthoheit haben? Gibt es vielleicht ein neues Gesamtsiegergesicht? Teilen sich etwa wieder zwei Athleten die Trophäe, wie 2006 (Janne Ahonen, Jakub Janda)? Feiern die Österreicher gar den sechsten Tournee-Triumph in Serie, oder wird doch Simon Ammann im Duell der österreichischen Thomase der lachende Dritte? Was spricht für wen? Welche Stärken und Schwächen zeichnen die drei Kandidaten aus.

Thomas Diethart

Der 21-jährige Niederösterreicher reist mit einem Vorsprung von 9,4 Punkten nach Bischofshofen.

Plus: Mit seiner Pfeifmirnix-Mentalität ist der junge Mann bislang bei der Tournee hervorragend gefahren. Auch die Wind-Lotterie am Bergisel konnte Diethart nicht aus der Flugbahn werfen. Zu seiner Coolness kommen die aktuelle Topform und der hohe Level seiner Sprünge. In den letzten fünf Bewerben war er nie schlechter als Sechster. «Wenn es nur nach der Sprungtechnik geht, gewinnt  er die Tournee», glaubt auch Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer. Ein weiterer Pluspunkt: Diethart kennt die Paul-Ausserleitnerschanze in Bischofshofen von vielen Trainingseinheiten. Was am meisten für ihn spricht: «Ich habe am allerwenigsten zu verlieren», lächelt der 21-Jährige.

Austria's Thomas Diethart soars past the judges tower to win the second jumping of the four-hills tournament in Garmisch-Partenkirchen, southern Germany, January 1, 2014. Diethart won ahead of his compatriot Thomas Morgenstern and Swiss tournament overall

Thomas Diethart vor den Augen der Sprungrichter in Garmisch-Partenkirchen. (Bild: Reuters) (Bild: Reuters/KAI PFAFFENBACH)

Minus: Auch wenn Thomas Diethart gebetsmühlenartig wiederholt, dass er sich derzeit über nichts und niemanden den Kopf zerbricht («ich lasse alles einfach laufen»), schön langsam wird auch er realisieren, vor welchem Karrieresprung er steht. Die Erwartungshaltung wird in Bischofshofen ins Unermessliche steigen. Schon jetzt haben die Medien den «Flachlandadler» als neuen Liebling entdeckt und belagern die Familie und den Heimatort Michelhausen. Was noch gegen Diethart spricht: Seine Mitstreiter Morgenstern und Ammann sind alte Schlachtrösser, die schon mehrmals bewiesen haben, dass sie in einer Ausnahmesituation bestehen können.

Simon Ammann

Der Schweizer Sieger von Oberstdorf hat am Bergisel die Gunst der Sekunde genutzt und pirschte sich mit Rang zwei näher an Diethart heran. 9,4 Zähler Rückstand, das sind umgerechnet nur fünf Meter.

Plus: In Sachen Routine und Abgeklärtheit kann Simon Ammann keiner was vormachen. Wie clever er in entscheidenden Momenten agiert, bewies er nicht zuletzt beim Tourneestart in Oberstdorf, als er freiwillig mit einer Luke weniger Anlauf sprang – und dank der zusätzlichen Gatepunkte den Sieg landete. Ein solcher Schachzug ist dem 32-Jährigen auch in Bischofshofen zuzutrauen. Die Lockerheit von Ammann bereitet auch den Konkurrenten Sorgen. «Wenn man den Simi nicht hört und nicht mit ihm rechnet, dann ist er immer am gefährlichsten», weiss Thomas Morgenstern. Auch der Toggenburger ist bei der Tournee die Konstanz in Person und landete in jedem Springen auf dem Podest.

Switzerland's tournament overall leader Simon Ammann soars through the air to take the third place in the second jumping of the four-hills tournament in Garmisch-Partenkirchen, southern Germany, January 1, 2014. Austria's Thomas Diethart won ahead of his

Simon Ammann – in Garmisch-Partenkirchen mit erkennbar flacherer Flugkurve. (Bild: Reuters) (Bild: Reuters/KAI PFAFFENBACH)

Minus: Simon Ammann und die Tournee, das ist eine lange Leidensgeschichte. «Die Tournee mag mich nicht», hatte der Schweizer einmal gemeint. Und bei aller Lockerheit, auch der Routinier wird nun zusehends Druck verspüren. Ammann wird nun möglicherweise bewusst werden, dass sich ihm die letzte Chance bietet, mit der Hassliebe Tournee Frieden zu schließen und die letzte Trophäe zu gewinnen, die ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Ein zusätzliches Manko: Ammann erhält im Schnitt geringere Haltungsnoten als seine österreichischen Konkurrenten.

Thomas Morgenstern

Dem 27-jährigen Kärntner fehlen nach dem achten Rang am Bergisel bereits 15,4 Zähler auf die Führung. Das sind umgerechnet 8,5 Meter.

Plus: Im Gegensatz zu den Mitstreitern weiss Morgenstern bereits, wie man die Tournee gewinnt. Zudem hat der Sieger von 2011 eine besondere Beziehung zur Paul-Ausserleitnerschanze, wo er bereits zwei Mal gewonnen hat (2010, 2012). Dass er sich in absoluter Höchstform befindet, hat Morgenstern am Bergisel bewiesen, wo er trotz katastrophaler Wind-Verhältnisse keinen Absturz fabrizierte und die Chance auf den Gesamtsieg wahrte.

Austria's Thomas Morgenstern speeds down the ski jump during the practice for the first jumping of the 62nd four-hills ski jumping tournament in Oberstdorf, southern Germany, December 28, 2013. The prestigious four-hills tournament starts in Oberstdorf to

Thomas Morgenstern: Hat im Gegensatz zu Diethart und Ammann die Tournee schon einmal gewonnen (2011). (Bild: Reuters) (Bild: Reuters/KAI PFAFFENBACH)

Minus: Thomas Morgenstern benötigt in Bischofshofen schon absolute Topsprünge, um die Konkurrenten wirklich noch zu überflügeln. «Das wird sehr schwer, die anderen beiden sind in Topform und leisten sich keinen Patzer.»

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