Die Badminton Swiss Open stehen seit dem zweiten Turniertag ganz im Zeichen der Weltelite rund um die Asiaten und einige wenige Europäer. Die Schweizer verabschiedeten sich wie fast jedes Jahr in der ersten Runde. Christian Wackernagel, Präsident des Turniers, erklärt, warum die Chemie trotzdem stimmt.
Ein wenig ist das Badminton Swiss Open so, wie wenn in der Skihalle von Dubai ein alpiner Weltcupslalom ausgetragen würde. Die Weltelite ist am Start – aber die lokalen Teilnehmer haben nichts zu melden. Badminton findet in der Schweiz kaum öffentliche Beachtung und trotzdem kommen die besten Spieler aus Dänemark, England und vor allem aus Asien Jahr für Jahr ans Rheinknie.
Am Sonntag ging das Turnier mit dem Sieg des chinesischen Männerdoppels Biao Chai und Wei Hong über die topgesetzten Sung Hyun Ko und Yong Dae Lee aus Südkorea zu Ende (zu den gesammelten Resultaten). Im Interview erklärt Turnierdirektor Christian Wackernagel, warum er gar nicht traurig ist, wenn nicht die geschlossene Weltranglistenspitze in Basel antritt.
Christian Wackernagel, die Badminton Swiss Open stiegen vom einst kleinen Turnier in die höchste Turnierstufe im Weltzirkus auf. Vor ein paar Jahren wurden sie jedoch wieder zurückgestuft, um einem Turnier in Indien Platz zu machen. Was waren die Konsequenzen für Basel?
Keine grossen. Wir konnten mit dem Milliardenland Indien nicht mithalten. Dafür fehlen uns in der Schweiz nicht zuletzt auch die Topspieler als Aushängeschilder. Als wir begriffen, in welche Richtung der Weltverband gehen will, haben wir gar nicht mehr aktiv versucht, gegen die Herabstufung anzukämpfen.
Sie wollen also gar nicht, dass Ihr Turnier zur höchsten Kategorie gehört?
Wir sind so finanziell entlasteter und haben trotzdem weiterhin die Weltelite am Start. Im Herreneinzel traten auch schon die Top-30 der Weltrangliste geschlossen an. Doch dem Zuschauer bringt das letzten Endes eigentlich nichts.
Die besten Spieler der Welt geschlossen in Ihrem Teilnehmerfeld wollen Sie also auch nicht?
Genau. Erstens steigen so die Chancen für die Schweizer, überhaupt ins Hauptfeld zu kommen. Zweitens geht es um die Vielfalt. Wenn wir zwanzig Chinesen am Start haben und ab dem zweitletzten Turniertag nur noch China gegen China spielt, dann ist das für die Zuschauer und die Vermarktung des Turniers schlecht.
Was hiesse es für die Vermarktung des Turniers, wenn die Schweizer Spieler nicht dabei wären?
Die Vermarktung arbeitet gezielt mit der Weltelite, wo auch das eigentliche Zuschauerinteresse besteht. Aber klar, wir wünschten uns natürlich einen Schweizer, der etwas reissen kann. Es würde die Vermarktung erheblich vereinfachen. Das Interesse der Medien, der Zuschauer und der Sponsoren wäre grösser. Wir nähmen gerne einen Roger Federer.
Den haben Sie nicht.
Genau. Und wir werden ihn auch nie haben.
Der Verband ist verantwortlich für die Strukturen, welche die sportliche Weiterentwicklung fördern und somit stärkere Schweizer Spieler hervorbringen. Müssten Sie als Turnierverantwortlicher vom Verband nicht mehr fordern?
Der Verband baut mit seinen beschränkten finanziellen Mitteln ein Leistungszentrum auf. In der Schweiz kommen wir so näher an die Trainingsbedingungen im Ausland heran. Die früher zumindest ein wenig erfolgreichen Schweizer weilten zu Trainingszwecken jeweils im Ausland. Es kann aber nicht sein, dass ein Schweizer ins Ausland muss, um geeignete Trainingsbedingungen vorzufinden. Wir brauchen dieses Leistungszentrum und gute Trainer.
Das ist also der Beitrag des Verbandes. Was können die Swiss Open dem Schweizer Badminton bieten?
Direkt nichts. Aber wir können mit unserem Event eine Plattform bieten, um Badminton in der Öffentlichkeit besser zu verankern. Dank der Swiss Open hat das Schweizer Badminton auch weltweit einen sehr guten Ruf. Für die Interclub-Meisterschaften können so beispielsweise gute Spieler aus dem Ausland gewonnen werden und auf Trainerposten bewerben sich eher gute Leute, als wenn es die Swiss Open nicht gäbe.
Die Konkurrenz von anderen Sportveranstaltungen wie Fussball oder Tennis ist gross. Warum haben Sie die Swiss Open damals gerade nach Basel geholt, nachdem diese in Lausanne keine Zukunft mehr hatten?
Basel war schon oft eine Hochburg im Badminton. Es gab beispielsweise Liselotte Blumer, die 1980 Europameisterin im Dameneinzel war. Daneben war Basel auch Serienmeister in der Interclub-Meisterschaft. Es gab viele gute Spieler und viele im Verband aktive Personen.
Was war Ihre Motivation, damals zusammen mit Charles Keller die Swiss Open zu übernehmen?
Wir waren Badmintonfreaks. Unser Herzblut und unsere Begeisterung für den Sport waren ausschlaggebend. Finanzielle Überlegungen spielten nie eine Rolle.
Und doch sind diese nicht ganz unwichtig. Schlussendlich muss die schwarze Null stehen.
Genau. Es muss aufgehen.
Geht es auf?
Ja, inzwischen schon. Aber in den ersten Jahren mussten wir noch selber Geld einwerfen, damit es weitergehen konnte. Später waren wir froh, uns wenigstens die Spesen ausbezahlen zu können. Inzwischen ist die Situation besser. Aber verdienen können wir mit dem Turnier gleichwohl nicht.
Ciba war einst Hauptsponsor. Warum konnte man mit diesem finanzkräftigen Partner nicht weitermachen?
Wir hatten eine super Zusammenarbeit. Doch dann kam die Fusion mit Sandoz und es entstand die Novartis. Der Herr Vasella ist also eigentlich schuld (lacht). Es wurde aus Prinzip alles gestoppt, was die Ciba vor der Fusion gemacht hat.
Somit hatten Sie ein Problem. War es einfach, einen neuen Sponsor zu finden?
Nein, wir machten während einem Jahr ein grosses Defizit. Das war schlussendlich der Auslöser, dass wir die Supportervereinigung gegründet haben, welche einen Teil des Budgets trägt. Das Echo auf diesen Appell an die Badmintonszene war damals sehr positiv.
Sie haben damit die Swiss Open in der Badmintonszene also noch stärker verankert. Eigentlich sollten Sie Herrn Vasella als Dank eine Flasche Wein zukommen lassen.
(Lacht.) Nein, ich hätte lieber einen Sponsor wie die Novartis. Das gäbe vermutlich etwas mehr Geld.
Herr Vasella ist weg. Sie könnten bei der Novartis wieder anrufen.
Lassen wir den Herrn Vasella mal weg. Die Fusion von Ciba und Sandoz war der Grund, warum wir damals unseren Hauptsponsor verloren haben. Herr Vasella war der Grund, dass alles bisher Dagewesene weg musste.
Nun aber wirklich weg von Herrn Vasella und zum Schluss wieder zu Ihnen: Wie lange machen Sie das alles noch?
Eine gute Frage, die ich mir auch immer wieder stelle. Solange ich körperlich und finanziell noch mag, geht es weiter. Gedanken ans Aufhören gibt es eigentlich nicht.