Ein ägyptischer Maikäfer und der Kaugummi-Mann – die Einzelkritik

Mohamed Elneny kann also tatsächlich Tore schiessen, Giovanni Sio hat Knipserqualitäten und ein Valentin Stocker erlebt beim 4:2 des FC Basel über den FC Zürich in drei Minuten mehr als sein Vorgänger in über einer Stunde.

Finde den Ägypter. Die Mitspieler feiern die Torpremiere von Mohamed Elneny, der dazu bloss 69 Einsätze gebraucht hat. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Mohamed Elneny kann also tatsächlich Tore schiessen, Giovanni Sio hat Knipserqualitäten und ein Valentin Stocker erlebt beim 4:2 des FC Basel über den FC Zürich in drei Minuten mehr als sein Vorgänger in über einer Stunde.

Yann Sommer | 4,5
Wurde beim 1:3 erstmals seit dem 1:1 gegen St. Gallen und 530 Minuten ohne Gegentor in der Liga wieder einmal bezwungen. Fand Pedros Schuss selbst sehr schön, mäkelte aber auch: «Vielleicht steht der Goalie etwas weit vorne.» Wir sagen: Das war ein Traumtor, der Goalie kann da nix halten. Verhinderte zuvor grossartig gegen Gavranovic das mögliche 1:1 und folgte mit wachem Blick Sadikus Lattenschuss vor der Pause.

Naser Aliji | 5
Lief erstmals im Fanionteam als Rechtsverteidiger auf, hatte in Pedro einen irrwitzig schnellen und damit gefährlichen Gegenspieler, fand trotzdem noch die Luft für die Flanke zum 3:0. Sein erstes Assist in der Super League, das gibt – pling – einen halben Bonuspunkt.

Gaston Sauro | 4,5
Schien sich die Aufgabe mit Nebenmann Suchy wie bei einer Art Good-Cop-Bad-Cop aufgeteilt zu haben: War der Innenverteidiger, der jeweils aggressiv aus der Abwehrreihe nach vorne stach, um die Bälle schon im Mittelfeld zu gewinnen. Verpasste vor dem Seitenwechsel per Kopf das 2:0 – und wurde beim 2:3 von Gavranovics Hackenpass getunnelt.

Marek Suchy | 5
War Sauro der Mann fürs harte Hervorstechen, dann gab der Tscheche den geschmeidigen Absicherer, der den Zürchern vor allem vor der Pause reihenweise die Bälle geschickt ablief, wenn diese die Tiefe des Raumes erforschen wollten. Ein ruhender Pol im Zentrum der Abwehr, den die Zürcher so sicher auch gerne gehabt hätten.

Behrang Safari | 4,5
Hatte zunächst so viel Lust auf Offensive, wie kaum einmal seit seiner Rückkehr zum FCB aus Belgien. Tauchte tatsächlich mehrfach auf der Grundlinie des FCZ auf, fand in der Mitte aber keine Abnehmer für seine Hereingaben. Bleibt damit auf bislang einem Assist in allen Wettbewerben stehen und wird Mühe haben, die von Trainer Yakin zu Saisonbeginn geforderten zehn Skorerpunkte zu erreichen. Zumal er das Feld in der 77. Minute auch noch angeschlagen verlassen musste.

Mohamed Elneny | 5
Strahlte nach dem Schlusspfiff in den Katakomben wie der viel zitierte Maikäfer, als er von seinem ersten Tor für den FC Basel seit der Erfindung des ägyptischen Fussballs erzählen durfte – bei nun 69 Einsätzen für Rotblau. Reagierte nach Freis verschossenem Elfmeter am schnellsten und drückte den Ball zum siegsichernden 4:2 ins Netz. War ansonsten der gewohnt sichere Ballverteiler im defensiven Mittelfeld.

Geoffroy Serey Die | 5
War vorne, hinten und natürlich in der Mitte anzutreffen. Ein nimmermüder Balleroberer, Spielantreiber und diesmal sogar Assistgeber. Schickte Stocker beim FCB-Konter des Jahres steil auf den Weg zum 2:0. Blies nach Spielschluss beim Gedanken an das 0:5 der Grasshoppers die Backen auf, fragte sich, was da wohl passiert sei und meinte, die Zürcher möchten doch einfach so weiterspielen.

Davide Callà | 3,5
Hatte in der 16. Minute FCZ-Goalie Da Costa eigentlich bereits umkurvt, rutschte aber, das sicher scheinende 2:0 vor Augen, gleich zweimal aus. Ein clownesker Moment, der seinen gesamten, weitgehend glück- und einflussfreien Abend auf den Punkt brachte.

Fabian Frei | 4,5
Hätte nach seinem nicht wirklich souverän verwandelten Elfmeter in Sion vielleicht als Elfmeterschütze ersetzt werden können. Wurde er aber nicht, worauf sein diesmal eigentlich besser getretener Strafstoss von Da Costa abgewehrt wurde. Will sich im Cupfinal erneut den Ball schnappen, sollten seine Teamkollegen das Muffensausen bekommen. Wurde mal wieder während der Partie auf dem Feld herum geschoben, als sei er eine Schachfigur und endete so als Verteidiger, nachdem er im offensiven Mittelfeld begonnen hatte, wo er Streller beim 1:0 lancierte.

Giovanni Sio | 5,5
Könnte bei der nächsten Spiderman-Verfilmung den Chewinggum-Mann geben. Wirkt total elastisch, ist zugleich zäh – und wahrscheinlich für Freund und Feind so berechenbar wie eine zerplatzende Kaugummiblase. Bewies an diesem Abend seine Knipserqualitäten mit zwei Toren aus dem Fünfmeterraum.

Marco Streller | –
Brauchte sieben Minuten, um mit seinem Assist zum 1:0 das Spiel zu lancieren. Musste gleich darauf mit einer Verletzung im linken Oberschenkel das Feld verlassen und wird sicher den Cupfinal verpassen. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Matias Delgado | 5
Kam bereits in der zwölften Minute für den verletzten Streller und sorgte vor der Pause bloss einmal für Aufregung, als ihn Da Costa anschoss und der Ball knapp neben das Zürcher Tor flog. Bewies in Hälfte zwei aber endlich wieder einmal nach längerer Kreativpause, dass er mit seinen feinen Pässen ein Spiel entscheiden kann. Leitete den Konter zum 2:0 mit einem direkten Zuspiel aus der eigenen Abwehr heraus ein und war beim 3:0 der eigentliche Dirigent, der den Ball nach links, zur Mitte und schliesslich auf den durchbrechenden Aliji lenkte.

Valentin Stocker | 5,5
Ersetzte nach 62 Minuten Calla und brauchte gerade mal drei Minuten, um mehr zu bewirken als sein Vorgänger. Schoss mit seiner zweiten Ballberührung das 2:0. Und hatte danach beim Stand von 3:2 den richtigen Riecher, als er Zürichs Aussenverteidiger Benito zu dessen schwerem Ballverlust verführte, der schlussendlich das Spiel mit entschied. Wurde von ebendiesem Benito auf dem Weg zum Abschluss leicht in den Rücken gestossen, wehrte sich nicht gegen den Fall – und holte so den Penalty heraus, der zum 4:2 führte. Was will ein Einwechselspieler in einer halben Stunde Einsatzzeit mehr bewirken?

Simon Dünki | –
Wurde in der 77. Minute für den angeschlagenen Safari eingewechselt und kam so mit 19 Jahren zu seinem Debüt in der Super League. Konnte seine Nervosität nicht ganz verbergen und musste kaum eine Minute später beim 2:3 durch Chikhaoui etwas Lehrgeld bezahlen. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,8
Nicht eingesetzt: Albrecht (ET), Diaz, Xhaka, Embolo.

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