Ein agiler alter Mann und die Aura des Helden – die Einzelkritiken zu FCB–Thun

Hinten hält die Basler Abwehr dichter als skandinavische Ölkleidung und vorne trifft ein Marco Streller, der sich selbst für alt hält. Die Basler Spieler nach dem 1:0-Sieg über Thun in der Einzelbewertung.

FC Basel's (FCB) Marco Streller (C) and his team mates celebrate after he scored the first goal during their Swiss Super League soccer match against FC Thun in Basel March 17, 2013. REUTERS/Arnd Wiegmann (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/Arnd Wiegmann)

Hinten hält die Basler Abwehr dichter als skandinavische Ölkleidung und vorne trifft ein Marco Streller, der sich selbst für alt hält. Die Basler Spieler nach dem 1:0-Sieg über Thun in der Einzelbewertung.

Yann Sommer | 5

Verunsicherte mit seiner Aura des Helden von St. Petersburg die offenbar beeindruckten Kontrahenten Ghezal und Demiri so sehr, dass diese aus nächster Nähe den Ball gar nicht erst aufs Basler Tor brachten. Machte mit seinen Paraden gegen Schirinzi und den in Halbzeit zwei noch einmal angetretenen Demiri klar: Bringt sowieso nichts, den Ball auf mein Tor zu schiessen, ich halte alles.

Markus Steinhöfer | 4

Startete, wie ein Spieler oft startet, der wenig Einsatzminuten im Rucksack hat: mässig bis bisweilen deroutiert. Steigerte sich danach auf routiniertes Steinhöfer-Niveau mit bekannten Höhen und Tiefen im Flankenwesen.

Fabian Schär | 5

Hatte wahrscheinlich deswegen noch so viel Energie, weil er seine Arbeit in St. Petersburg auf einem engst begrenzten Arbeitsplatz im eigenen Strafraum verrichtet hatte. Schien von Gegenspieler Schneuwly bald einmal gelangweilt und eilte deswegen kurz vor der Pause über das ganze Feld, um Alex Frei den Ball zu einer vergebenen Chance hinzulegen (siehe -> Frei, Alex).

Aleksandar Dragovic | 5

Schien vor allem in der ersten Halbzeit nach der langen Wartezeit am Flughafen Pulkowo vom Freitag einen grossem Bewegungsdrang zu verspüren. Lenkte seine Energie für einmal in durchwegs positive Bahnen und gab dann nach dem Seitenwechsel einen etwas gesetzteren Innenverteidiger.

Joo Ho Park | 5

Spürte instinktiv, dass da nach all den Nicht-Pfiffen der ersten Halbzeit doch noch ein Elfmeter für den FCB drin liegen würde. Hatte den Durchsetzungswillen und das Glück, als Linksverteidiger im gegnerischen Strafraum zwischen die Thuner Lüthi und Ferreira zu geraten, was Alex Frei eine weitere vergebenen Gross-Chance einbrachte (siehe -> Frei, Alex).

Geoffroy Serey Die | 5

Hatte zwar keinen Dirigentenstab dabei, war aber trotzdem der Taktgeber des Basler Spiels im Mittelfeld. Der einzige Basler Zentrumsspieler, der auch mal mit dem Ball am Fuss an einem Gegenspieler vorbeizieht.

Gilles Yapi | 4,5

Durfte nach überstandener Magen-Darm-Grippe erstmals seit dem Cup-Viertelfinal gegen Thun wieder aufs Feld. Sammelte dabei weder Plus- noch Minuspunkte. Wirkte wie ein Spieler, der spürt, dass seine Zeit im Club abläuft: Forderte weit weniger Bälle als in seinen ersten Basler Saisons üblich. Scheint von der schieren Präsenz Serey Dies marginalisiert.

Marcelo Diaz | 4,5

Wird in dieser Saison kaum mehr den Titel «Defensiv-Abräumer des Jahres» gewinnen. Spielte lange nicht so richtig gut und auch nicht so richtig schlecht – und in der 81. Minute den Pass des Tages. Fand beim einzigen Tor des Spiels aus dreissig Metern genau Marco Strellers Fuss.

Jacques Zoua | 4

Spürte instinktiv, dass da nach all den Nicht-Pfiffen der ersten Halbzeit doch noch ein Elfmeter für den FCB drin liegen würde. Hatte den Willen zum freien Fall und das Pech, dass bei seinem selbst eingeleiteten Sinkflug in der 35. Minute kein Thuner nahe genug war, um die Schuld aufgehalst zu bekommen. Sah deswegen zurecht Gelb und durfte bereits zur Pause unter die Dusche.

Marco Streller | 5,5

Nannte sich nach dem Spiel selbst einen «alten Mann». Bewegte sich für sein weit fortgeschrittenes Alter von 31 Jahren aber noch äusserst behende und ausdauernd über den Rasen. Legte schon in Minute zwei Alex Frei einen Ball zu einer ersten vergebenen Chance hin (siehe -> Alex Frei), wurde von Bättig in der ersten Halbzeit im Thuner Strafraum folgenlos von den Beinen geholt und rächte sich dafür mit einem traumhaften Tor kurz vor dem Ende.

Alex Frei | 3

Hätte nach zwei Minuten das frühe Führungstor für den FCB erzielen können, schob den Ball aber völlig Alex-Frei-atypisch Mitspieler Zoua ans Bein und meterweit neben das Tor. Hätte nach 43 Minuten das zum vielzitierte psychologisch wichtige Führungstor kurz vor der Pause erzielen können, verzögerte aber völlig Alex-Frei-atypisch den Abschluss. Hätte in der 54. Minute das herbeigesehnte Basler 1:0 schiessen müssen, scheiterte aber völlig Alex-Frei-atypisch mit seinem Schirokow-Gedenk-Penalty an Goalie Faivre. Verliess nach 84 Minuten das Feld trotzdem für rotblaue Verhältnisse völlig Alex-Frei-typisch: unter Applaus.

Fabian Frei | 5

Kam zur Pause für Jacques Zoua und brachte gleich mehr Struktur in das Basler Angriffsspiel als sein Vorgänger. Ist kein Mann für die spekatkulären Auftritte, dafür einer, der viele kleine Dinge richtig macht.

Mohamed Salah | 4,5

Hat an seiner Schusstechnik gefeilt und schoss deswegen in der 89. Minute nicht einen Meter über das Tor, sondern an die Unterkante der Latte. Zeigte nach seiner Einwechslung in der 64. Minute (für Yapi) einige seiner schon fast berühmt-berüchtigten Sprints über das halbe bis ganze Feld, die den Lautstärkepegel im Joggeli sofort anschwellen lassen und meist in einem langgezogenen «Ouaahhhh» der Fans enden, wenn der letzte Zwick mal wieder fehlt.

Mohamed Elneny | –

Ersetzte in der 84. Minute Alex Frei und war zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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