Ein Elfmeter und zwei Fehdehandschuhe

Der FC Basel bleibt im Joggeli eine Macht: Das schwer erkämpfte 1:0 (0:0) gegen den FC St. Gallen war der siebte Heimsieg im neunten Heimspiel bei zwei Remis. Ein streng gepfiffener Penalty brachte im letzten Punktspiel des Jahres die Entscheidung: Der niedergesunkene Marco Streller trat selbst an und verwandelte sicher.

Für Schiedsrichter Sascha Kever (links) eine klare Sache, für die St. Galler zum Haareraufen: Penalty nach Foul an Marco Streller (am Boden). (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Der FC Basel bleibt im Joggeli eine Macht: Das schwer erkämpfte 1:0 (0:0) gegen den FC St. Gallen war der siebte Heimsieg im neunten Heimspiel bei zwei Remis. Ein streng gepfiffener Penalty brachte im letzten Punktspiel des Jahres die Entscheidung: Der niedergesunkene Marco Streller trat selbst an und verwandelte sicher.

Ob es eine schöne Tradition ist, sei einmal dahingestellt. Jeff Saibene liess den Brauch aus dem 18.Jahrhundert trotzdem wieder aufleben. Zumindest teilweise: Als feststand, dass sein FC St. Gallen die Partie gegen den FC Basel 0:1 verloren hatte, warf Saibene Schiedsrichter Sascha Kever nicht bloss einen, sondern gleich zwei Fehdehandschuhe vor die Füsse.

Dabei wollte es der Trainer der Ostschweizer, entgegen dem früheren Usus, laut dem einem Handschuh das Duell Mann gegen Mann zu folgen hatte, eigentlich auch bewenden lassen. «Wir hatten das Spiel im Griff. Dann bekommen wir einen Penalty und verlieren gegen Basel 0:1. Mehr sage ich nicht», versuchte sich Saibene an der Pressekonferenz im Zaum zu halten.

Die Selbstdisziplin sollte nicht lange währen. Im TV-Interview hatte er den Basler Spielern vorgeworfen, den Schiedsrichter in der Pause massiv unter Druck gesetzt zu haben. Und auch an der Pressekonferenz machte er nach der zweiten Frage aus seinem Herzen keine Mördergrube mehr: «Ich habe mich aufgeregt über den Penalty, weil es keiner war. Streller wirft sich einfach zwischen zwei Spieler.»

Das war eine weitgehend korrekte Sichtweise der Dinge, die sich in der 66. Minute zugetragen hatten. Was indirekt auch den Basler Beschreibungen der Szene zu entnehmen war, die eigentliche Nicht-Beschreibungen waren. «Grausam schlecht» zur Szene war etwa Valentin Stocker gestanden, «darum kann ich nichts sagen.» Und FCB-Trainer Murat Yakin reklamierte für sich: «Ich stand zu weit weg, um zu urteilen.»

Streller musste sich nähen lassen

Der Mann, der wohl am meisten zu erzählen gehabt hätte, sagte gar nichts. Marco Streller musste gleich nach dem Spiel seine Schnittwunde aus der ersten Halbzeit nähen lassen. Ein gegnerischer Stollen hatte ihn nach einer halben Stunde derart unglücklich getroffen, dass er sich bereits in der Pause hatte behelfsmässig zusammenflicken lassen.

«Mit vier Bostitch», wie es Yakin schilderte, «er hatte grausame Schmerzen. Darum gebührt ihm mein grösster Respekt, dass er nach der Pause noch einmal aufs Feld zurückgekehrt ist.»

Der Einsatz des Captains trug für die Basler Früchte, weil er im richtigen Moment auf einen verunglückten Schussversuch seines Teamkollegen David Degen am schnellsten reagierte – und dann so überzeugend darniedersank, dass Schiedsrichter Kever auf den Elfmeterpunkt zeigte.

«Er legt sich den Ball vor, der ist eigentlich schon im Out, die Szene war bereits beendet», ärgerte sich danach der St. Galler Innenverteidiger Philippe Montandon, der Streller in jener Szene am nächsten stand. Um fast bewundernd anzufügen: «Ich weiss nicht, ob er noch bei mir einhängt – auf jeden Fall macht er es verdammt clever.»

Der FCB setzt sich in der Spitzengruppe fest

Streller selbst verwandelte den Strafstoss zu seinem zehnten Tor in der Liga. Und weil es der einzige Treffer der Partie blieb, haben sich die Basler in der Super League in der Spitzengruppe festgesetzt. Überwintern werden sie auf Rang zwei, vier Punkte hinter den führenden Grasshoppers.

«Wir haben sowieso nicht dorthin gehört, wo wir noch vor ein paar Wochen in der Tabelle gestanden sind», befand Stocker danach im Bauch der Muttenzerkurve. Und weil der 23-Jährige inzwischen ein alter Hase in Sachen Basler Aufholjagden ist, fügte er noch an: «Es ist unser Ding, dass wir dann aufblühen, wenn es kälter wird und das Wetter nicht mehr so gut ist.»

Wobei Stocker nach einem Spiel ohne viele Höhepunkte ehrlich genug war zu sagen: «Schlussendlich braucht es in solchen Spielen auch ein wenig Glück. Und das haben wir im Moment einfach.»

Ein Spiel, das die Zuschauer kaum erwärmte

Sein Trainer wollte demgegenüber einen «insgesamt dominanten» FC Basel gesehen haben. Aber das war dann doch etwas fest durch die rotblaue Brille geblickt. Bis zum Elfmetertor war es ein Spiel gewesen, in dem sich zwei gut organisierte Mannschaften bis auf ganz, ganz wenige Momente ganz wunderbar gegenseitig neutralisierten und den über 30’000 Zuschauern wenig Erwärmendes boten.

Danach gelang es den St. Gallern, die Basler zeitweise an deren Strafraum zu drängen. Doch ausser einer guten Chance für Franck Etoundi, die Goalie Yann Sommer mit den Füssen zunichte machte, und einem verunglückten Abschluss aus spitzem Winkel durch Nico Abegglen, mochte den Ostschweizern nichts Gefährliches zu gelingen.

Bei den Rotblauen bewies im Gegenzug Mohamed Salah, dass er mit seiner Schnelligkeit für jeden Gegner eine Gefahr sein kann, der seine Abwehr entblössen muss. Aber die Kaltblütigkeit in Person ist der Ägypter bislang eben auch noch nicht.

In wie vielen Wettbewerben spielt der FCB nach der Winterpause?

Zwei Spiele stehen jetzt noch auf dem Basler Programm. Zwei Partien, die darüber entscheiden, in wie vielen Wettbewerben der FCB nach der Winterpause noch mitspielen wird. Erst geht es am Donnerstag in Genk um die Teilnahme an den Sechzehntelfinals der Europa League. Und am Sonntag in Locarno um den Einzug in die Viertelfinals des Schweizer Cup.

Die rotblauen Weihnachten könnten schöner werden, als man das vor einem Monat gedacht hatte.

Super League, 18. Runde
FC Basel-FC St. Gallen 1:0 (0:0)
St.-Jakob-Park. – 30‘062 Zuschauer. – SR Kever.

Tore: 67. Streller 1:0 (Foulpenalty, Besle an Streller).
Verwarnungen: 40. P. Degen (Foul), 57. Montandon (Foul), 78. Mathys (Foul).

FC Basel (4-1-4-1): Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer; Cabral; D. Degen (81. Diaz), F. Frei, Stocker, A. Frei (62. Salah), Streller. – Reserve: Vailati (T), Park, Sauro, Yapi, Zoua.
FC St. Gallen (4-2-3-1): Lopar; Martic, Montandon, Besle, Mutsch; Janjatovic, Nater; Mathys (83. Tadic), Scarione; Nushi (74. Abegglen); Etoundi. – Reserve: Herzog (T), Stocklasa, Schönenberger, Ivic, Hämmerli.

Bemerkungen: FCB ohne Voser, Jevtic (verletzt). – St. Gallen ohne Pa Madou (gesperrt), Cavusevic, Lehmann (verletzt). – Saisonfortsetzung in der Super League am 9./10. Februar 2013 mit dem Heimspiel gegen den FC Sion.

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Artikelgeschichte

Um 01:46 am Sonntag wurde aus dem Ex-Eishockeyspieler Gil Montandon im Text der Fussballer Philippe Montandon, der auch tatsächlich mitgespielt hat. Mit bestem Dank an die Kollegin Eva Tedesco von 20 Minuten für den Hinweis.

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