Einer trifft eigentlich, aber gegen Lech Posen nicht vom Punkt. Ein anderer ist eigentlich Verteidiger, erzielt aber bereits den zweiten Treffer in Folge. Und zwei sitzen eigentlich auf der Bank, entscheiden später aber die Partie. Die Einzelkritik zum 3:1-Sieg des FC Basel gegen Lech Posen.
Tomas Vaclik | Torhüter
Wurde beim einzigen Gegentor gleich zweimal bezwungen. Zuerst beim Weitschuss Szymon Pawlowskis, und danach vom offiziellen Torschützen Denis Thomalla, der die Aktion per Kopf endgültig abschloss. Muss sich dieses Tor nicht ankreiden lassen, wie auch sonst nichts im ohrenbetäubenden Lärm in Posens Stadion.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
Hatte zuletzt in der Meisterschaft gegen GC getroffen und brachte den FC Basel in Posen mit seinem zweiten Tor in Folge in Führung. Während er seine Sache in dieser Situation stark erledigte, löste er die Aufgabe wenig später ungenügend: Klärte einen Eckball zum Gegenspieler, dessen Weitschuss schliesslich zum 1:1 führte. Das pikante Detail daran: Lang schien seine Mitspieler Sekunden zuvor anzuspornen, sich doch zu konzentrieren.
Daniel Hoegh | rechter Innenverteidiger
War vielleicht abgelenkt, als Lechs Fankurve nach einer Viertelstunde das riesengrosse Transparent entfernte, was der Hälfte von ihnen endlich erlaubte, das Spiel wie alle anderen auch zu sehen. Jedenfalls leitete der Däne genau in dem Moment per Fehlpass den ersten gefährlichen Angriff des Gegners ein. Spielte abgesehen von diesem Aussetzer aber einen souveränen Part.
Marek Suchy | linker Innenverteidiger
Hatte noch tags zuvor gesagt, dass er sich in Polen ähnlich zuhause fühle wie in seinem Geburtsland, auch wenn Tschechien die einzige wahre Heimat bleibe. Spielte dann in der Tat so, als würde ihm der Abstecher in den Osten gefallen. Das zeigte sich in der Defensive – und in der Offensive, als er den Zuspieler zum zweiten Basler Treffer gab.
Behrang Safari | linker Aussenverteidiger
Gerade dann, als den rund 250 mitgereisten Baslern der Gedanke gekommen sein musste, dass der Schwede wegen seiner Fehlpässe zu tadeln sei, leitete er gekonnt einen gefährlichen Angriff ein. Muss sich zwar eingestehen, dass die meisten bemerkenswerten Aktionen der Polen über seine Seite liefen, klärte aber auch in dieser einen Situation richtig stark, als drei Gegenspieler praktisch alleine auf Vaclik zuliefen.
Taulant Xhaka | defensives zentrales Mittelfeld
Spielte wenig auffällig, bis er den Assist zum 1:3 gab. Noch auffälliger wurde er, als er sich kurz vor dem Ende der Partie übereifrig einem Gegner näherte. Traf ihn zwar nicht, die Absicht aber schien klar zu sein – mit dem Resultat, dass er wegen der roten Karte das Rückspiel verpassen wird.
Zdravko Kuzmanovic | defensives zentrales Mittelfeld
Gab zwischen den Innenverteidigern nicht selten den ersten Aufbauer, war in dieser Rolle aber weniger unwiderstehlich, als es sich der nunmehr zweifache Vater vorgestellt hatte: Verzeichnete Fehlpässe oder Bälle ins Aus – und seine geschlenzten Freistösse aus dem Halbfeld, sie wollten einfach nicht die gewünschte Wirkung entfalten. Hatte seinen lichtesten Moment, als er den langen Ball auf Bjarnason spielte und der Schiedsrichter kurz darauf auf den Elfmeterpunkt zeigte.
Shkelzen Gashi | rechter Flügel
Vergrub die Hände im Gesicht, als er vom Elfmeterpunkt die Chance nicht nutzte, vielleicht auch deswegen, weil sein Penalty nicht zu den schlechtesten aller Zeiten gehörte, sondern vom Torhüter einfach schön pariert wurde. Begann auf der rechten Seite, dort also, wo er gegen GC aufgehört hatte. Wechselte mit Bjarnason danach unzählige Male die Seite und machte in der 75. Minute dem späteren Torschützen Davide Calla Platz.
«Das passiert den Besten», wird Davide Calla nach dem Spiel sagen. Während der Partie, als diese noch 1:1 steht und Shkelzen Gashi den Penalty verschiesst, ist noch nicht klar, dass die Szene schliesslich ohne Bedeutung bleibt. (Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)
Luca Zuffi | offensives Mittelfeld
Spielte für den Captain Matias Delgado im zentralen offensiven Mittelfeld und übernahm auch gleich dessen spielerische Aufgaben. Unter anderem die Eckbälle, von denen einer am Ursprung des 0:1 stand. War mit einem Schuss Teil einer der für lange Phasen repräsentativen Situationen aus der zweiten Halbzeit: Musste dabei aus einem schlechten Winkel schiessen, weil es schlicht keine Anspielstationen mehr gab.
Birkir Bjarnason | linker Flügel
Bereits nach wenigen Wochen beim FCB erstaunt es nicht, dass der Isländer zum zweiten Mal in Folge in der Startelf stand. Hat sich in der Mannschaft einen gewissen Status erarbeitet, so jedenfalls darf interpretiert werden, dass er Xhaka immer mal wieder Anweisungen zu dessen Stellungsspiel erteilte. Vergab, wenngleich technisch gekonnt, per Aussenrist-Dropkick eine gute Möglichkeit, verzeichnete aber auch einen Ballverlust, der zu einer Chance des Gegners führte.
Breel Embolo | Stürmer
Hatte immer wieder einen schweren Stand gegen die gegnerische Abwehr und löste diese Aufgabe mit seiner körperlichen Präsenz nicht in gleich guter Manier, wie ihm das sonst regelmässig gelingt. War mit dem durchgelassenen Ball Teil des ersten Basler Tores und verliess in der 62. Minute das Feld für Marc Janko.
Marc Janko | Stürmer
Kam nach einer guten Stunde für Embolo auf den Platz und erlöste den FCB nach 77 Minuten, als die Bemühungen irgendwie so langsam aber sicher im Sande zu verlaufen schienen: Nahm den langen Ball Suchys an und platzierte ihn mit seinem starken linken Fuss knapp unter der Latte zum 1:2.
Davide Calla | linker Flügel
Ersetzte Gashi in der 75. Minute und traf in der Nachspielzeit zum 1:3. Agierte in dieser Aktion abgeklärt, liess den Verteidiger stehen und dem Torhüter keine Chance – mit ihm und Janko trafen die ersten beiden Einwechselspieler Urs Fischers.
Mohamed Elneny | defensives zentrales Mittelfeld
Übernahm in der 86. Minute Kuzmanovics Platz, für eine Bewertung war er zu kurz auf dem Feld.
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Bewertungsdurchschnitt
Nicht eingesetzt: Germano Vailati (ET), Adama Traoré, Matias Delgado, Manuel Akanji
Die Tür zu den Champions-League-Playoffs ist für den FC Basel weit offen. (Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)