Mit einer Tor-Doublette von Shkelzen Gashi und einem Treffer von Breel Embolo in der Nachspielzeit zum 3:0 gegen den FC Aarau verteidigt der FC Basel in der 16. Runde die Tabellenführung in der Super League. Die Aarauer waren ein unbequemer Gegner, den die Basler erst in der Schlussphase distanzieren konnten. Diese erlebte FCB-Trainer Paulo Sousa von der Tribüne aus.
Es war ein unterhaltsames Spiel, weil der FC Aarau sich nicht versteckte. Es war ein spannendes Spiel, weil der FC Basel erst in der 86. Minute und dem zweiten Treffer von Shkelzen Gashi die entscheidende Distanz schaffte. Und es war nach Breel Embolos Tor in der Nachspielzeit unter dem Strich ein 3:0, mit dem der FC Basel in mancherlei Hinsicht zufrieden sein kann: der fünfte Pflichtspielsieg in Folge, die Tabellenführung in der Super League nach 16 Runden verteidigt sowie ein viertes Mal in Reihe ohne Gegentor geblieben.
Vor dem Anpfiff der Partie überraschte der FCB das Publikum mit der Nachricht über die Vertragsverlängerung von Marco Streller und Breel Embolo. Der 33-jährige Streller hängt auch noch die Saison 2015/16 dran, und der bereits heftig umworbene, 17-jährige Embolo verlängerte bis zum ungewöhnlichen Datum des 31. Dezember 2017. Mehr als eine Vertragslaufdauer von drei Jahren lässt das Reglement für einen noch nicht volljährigen Spieler nicht zu.
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«Ich bin glücklich», sagte Paulo Sousa denn auch, und das nach «schwierigen Tagen», wie der Portugiese die Länderspielpause nannte, während der ihm die Hälfte seines Kaders nicht zur Fortbildung zur Verfügung gestanden hatte. Die letzten Nationalspieler waren am Freitag eingetrudelt, und unter diesem Gesichtspunkt der Vorbereitung auf den Aarau-Match, so Sousa, «muss ich zufrieden sein».
Es klingt also durch, dass der Trainer im letzten Liga-Heimspiel des Jahres und drei Tage vor dem Clash mit Real Madrid nicht alles restlos super fand, was ihm seine durch die Gelb-Sperre von Fabian Schär sowie die Verletzungen von Taulant Xhaka und Marco Streller beeinträchtigte Mannschaft abgeliefert hatte. Nicht durchweg souverän hatte sie auf die Aarauer Anstrengungen reagiert, sie hatte dem Gegner Möglichkeiten zur Führung (Andrists Schuss an die Lattenunterkante in der siebten Minute) und zum Ausgleich zugestanden.
Die verpassten Chancen der Aarauer
Die besten vergaben Sven Lüscher mit einem Hechtkopfball (38.) und Frank Feltscher, der freistehend vor Tomas Vaclik seine Riesenchance in der 65. Minuten durch eine famose Fussabwehr des Tschechen vereitelt sah. «Es war mehr möglich», trauerte Aarau-Trainer Sven Christ diesen verpassten Gelegenheiten nach, und Goalie Joël Mall haderte nach dem couragierten Auftritt seines Teams: «Gut sah unser Spiel zuletzt immer aus, aber am Ende stehen wir ohne Punkte da.»
Während der FCB wiederum in der ersten Halbzeit kombinationsfreudig eine Handvoll guter Chancen kreierte, zum Führungstreffer allerdings nur durch eine Unachtsamkeit von Igor Nganga kam. Aaraus Rechtsverteidiger fing eine Flanke von Philipp Degen zwar mit der Brust ab, rechnete jedoch nicht mit dem Torjägerinstinkt von Gashi, der an ihm vorbei und aus fast unmöglichem Winkel hoch in die kurze Torwartecke traf.
Der Platzverweis für Sousa
Es war ein Treffer, der die Gemüter im mit offiziell fast 29’000 Zuschauern besetzten Joggeli beruhigte, nicht aber Paulo Sousa. Der FCB-Trainer begleitete das Spiel seines Teams in der Coaching Zone gewohnt engagiert und gestenreich, und er schien sich auch über manchen Entscheid des Schiedsrichters aufzuregen. Schon im ersten Durchgang hatte er einen Disput mit Stephan Klossner, dem vierten Unparteiischen, wobei Sousa unwirsch wirkte.
So auch in der 71. Minute, als Nauris Bulvitis mit Breel Embolo zusammenkrachte, vielleicht liess der lettische Nationalspieler den jungen Basler Hoffnungsträger auch auflaufen. Jedenfalls schickte Nikolaj Hänni anschliessend Sousa auf die Tribüne. Offenbar hatte Klossner den FCB-Trainer beim Schiedsrichter verpfiffen. Die Vermittlungsversuche von Team-Betreuer Gusti Nussbaumer blieben erfolglos, Sousa nahm in Reihe 2 hinter der Trainerbank neben Taulant Xhaka Platz und übergab das Coaching nach kurzer Rücksprache an seinen Assistenten Ignacio «Nacho» Torreno.
«Ich verstehe es nicht», sagte Sousa zu seinem Platzverweis. Er habe lediglich über eine Aggression eines Gegenspielers gegen einen eigenen Spieler gesprochen, mehr nicht.
Sousa räumte ein, dass er nicht zum ersten Mal aus der Coaching Zone verwiesen worden sei. Das sei ihm in nationalen Spielen schon passiert, wann und wo wollte er aber nicht näher ausführen: «Es ist nicht schön, darüber zu reden.» Gleichwohl betonte er, dass er stets ein grösstes Mass an Respekt allen Beteiligten gegenüber zeigen wolle: «Aber ich bin auch sehr leidenschaftlich beim Coaching meiner Mannschaft.»
Im zweiten Durchgang fehlt die Klarheit
Diese Mannschaft machte es die erste Halbzeit gut, vor allem über den rechten Flügel und den agilen Philipp Degen beschwor sie Gefahr herauf, aber nach dem Seitenwechsel fehlte dem Basler Spiel die Klarheit, die Entschiedenheit auch, gegen einen unbequemen Gegner das zweite Tor zu finden.
Fabian Frei füllte klaglos und ohne gross gefordert zu sein die Lücke in der Abwehr, die durch Schärs und Xhakas Fehlen entstanden war. Yoichiro Kakitani spielte mal wieder von Beginn an und war an ein paar guten Szenen beteiligt. Matias Delgado setzte einige spielerische Akzente, offerierte dem Gegner mit einem Fehler aber auch die grosse Möglichkeit zur Führung. Und dann war da noch Shkelzen Gashi.
Gashi setzt sich an Spitze der Torschützenliste
In seinem wettbewerbsübergreifend 16. Einsatz erzielte Gashi seine Tore Nummer 10 und 11, wobei er den zweiten Treffer selbst mit einem Flügelwechsel einleitete, um dann bei der Hereingabe von Derlis Gonzalez in der Mitte goldrichtig zu stehen.
Gashi setzte sich mit dem neunten Treffer an die Spitze der Torschützenliste der Super League, dorthin also, wo er schon vergangene Saison als bester Goalgetter der Schweiz gestanden hatte – und so zum Objekt der Basler Transferbegierde geworden war. Auch in Basel hat der albanisch-stämmige Gashi nichts an seinem Strafrauminstinkt eingebüsst.
Bevor Breel Embolo den für ihn ganz speziell schönen Tag mit dem 3:0 in der Nachspielzeit abrundete – mit einem Kopfball auf Flanke von Mohamed Elneny –, feierte auch Walter Samuel sein Comeback für wenige Minuten. Zuletzt war er bei der 1:5-Klatsche gegen Real Madrid auf dem Platz gestanden, aber es deutet nichts darauf hin, dass er am Mittwoch, zwei Monate und ein paar körperliche Malaisen später, erneut in der Champions League zum Dispositiv von Paulo Sousa zählen wird.
Der Jahresendspurt geht für den FCB mit dem Spiel gegen das grosse Real Madrid weiter, das am Samstag in Eibar seine imponierende Siegesserie fortsetzte, danach folgt am Sonntag das Gipfeltreffen beim FC Zürich, anschliessend der Gang nach Luzern und schliesslich die Schlussrunde in der Champions League beim FC Liverpool.