Ein goldener Oktober krönt die Saison des Matthias Kyburz

Matthias Kyburz, Orientierungsläufer auf Weltklasseniveau, hat ein brillantes Saisonende hingelegt. Gleichzeitig sieht der Möhlemer Punkte, um sich zu hinterfragen.

Matthias Kyburz of Switzerland is on his way to the second place of the orienteering world cup final, on Saturday, October 3, 2015, in Arosa, canton of Grisons, Switzerland. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

(Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)

Matthias Kyburz, Orientierungsläufer auf Weltklasseniveau, hat ein brillantes Saisonende hingelegt. Gleichzeitig sieht der Möhlemer Punkte, um sich zu hinterfragen.

Das Resultat irritiert: Rang 2 beim letzten Einzelrennen der Saison hinter dem Junior Tobia Pezzati. Matthias Kyburz aber nimmt es gelassen: «Das Gelände ob Braunwald war ruppig, rutschig, zum Teil fast kriminell.»

Vorsicht liess der 25-Jährige deshalb walten. Eine dumme Verletzung zum Saisonende wollte der Orientierungsläufer von Weltklasse nicht riskieren, und das Resultat war deshalb sekundär. Zumal er in den Tagen zuvor unterstrichen hatte, in welch guter Verfassung er sich befindet nach einer sehr langen Saison, die im Januar mit dem Weltcup in Australien begonnen hatte.

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Das letzte Meisterschaftsrennen über die Mitteldistanz hat Kyburz am Vortag in Glarus für sich entschieden. Damit feierte er erstmals das SM-Triple mit Sprint, Lang- und Mitteldistanz. Und er blickt ebenso auf erfolgreiche Militär-Weltmeisterschaften mit der Goldmedaille über die Langdistanz und mit der Staffel zurück, wie auf das Weltcup-Finale Anfang Oktober in Arosa, wo er in der Mixed-Staffel den Saisonbesten Daniel Hubmann auf seinem Abschnitt vorentscheidend distanzierte und die Gesamtwertung auf dem zweiten Platz beendete.

«Ein solcher Oktober macht mich stolz», sagt Kyburz, zumal das anspruchsvolle Schlussprogramm mit erheblichem Reiseaufwand, Akklimatisation und Jetlag verbunden war.

Selbstkritik als Verbesserungsansatz

Kyburz‘ Freude ist berechtigt, denn das Jahr 2015 lässt sich sehen. Die Saison war geprägt durch ein konstant hohes Level, er holte drei Weltcup-Siege und verpasste nur bei einem Weltcup-Rennen die Top 6. Restlos zufrieden ist Kyburz dennoch nicht. «Ich war zu oft knapp hinter dem Podest», sagt er. Bei den Weltmeisterschaften in Schottland etwa schaute neben dem Staffel-Titel über die Langdistanz keiner der angesteuerte Podestplätze heraus.



Martin Hubmann, Matthias Kyburz, Rahel Friederich, and Sara Luescher of Switzerland, from left, approach the finish line to win todays sprint orienteering world cup competition, on Sunday, October 4, 2015, in Arosa, canton of Grisons, Switzerland. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Matthias Kyburz (Zweiter von links) auf der Zielgeraden von Arosa, daneben Martin Hubmann, Rahel Friederich, und Sara Lüscher. (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)

Die detaillierte Analyse der Saison steht noch aus, aber Kyburz ist der Richtung, in welcher noch Potenzial freizulegen sein könnte, bereits auf der Spur: «Ich bringe es nicht wunschgemäss hin, den Saisonhöhepunkt WM akribisch genug vorzubereiten und das Formhoch just auf diesen Zeitpunkt zu timen.» In diesem Punkt will er noch konsequenter an sich arbeiten – «auch wenn dies sehr wahrscheinlich nicht meinem Naturell entspricht», wie er einräumt.

«Habe die falschen Rennen gewonnen»

Festgestellt hat er nämlich auch, dass sich seine Investitionen übers Jahr bezahlt gemacht haben, er Fortschritte auf der Langdistanz hat erzielen können – auch wenn dies die wichtigsten Resultate noch nicht ausweisen. Mit etwas bitterem Unterton sagt Kyburz: «Ich machte den gewünschten Schritt, gewann aber die falschen Rennen.»

Sein Teamkollege Daniel Hubmann ist ihm diesbezüglich Vorbild: Der 32-jährige Thurgauer kehrte mit zwei Gold- und einer Silbermedaille von der WM zurück. Aber auch an sich selber kann er sich orientieren. An 2012, als er Sprint-Weltmeister geworden ist. «Damals passte für mich einfach alles zusammen», sagt er heute.

Vorfreude aufs Mutterland des Orientierungslaufs

An Anreizen fehlt es Matthias Kyburz also nicht. Und das kommende Jahr wird ein besonders attraktives mit den Weltmeisterschaften in Schweden, dem Mutterland des Orientierungslaufs, dort also, wie Kyburz sagt, «wo ich am meisten Trainingszeit verbracht habe ausser in der Schweiz».

Dazu kommt die Europameisterschaft Mitte Mai, aber vorerst denkt der ambitionierte Athlet noch nicht an die neuen Herausforderungen. «Jetzt steht eine Pause an, in der ich physisch und psychisch hinunterschalten und auftanken möchte.» Mit der zielgerichteten Vorbereitung auf 2016 beginnt er Mitte November. Und dann ist mit ihm auch wieder am einen oder andern Stadtlauf zu rechnen, wo er die Laufspezialisten herausfordern will.

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