Ein guter Punkt für beide Seiten

Der FC Basel hat nach dem 1:1 im Tourbillon gleich viele Punkte auf dem Konto, wie zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Und der FC Sion sieht sich nicht zu Unrecht als Titelkandidat.

Basel Trainer Heiko Vogel, links, gratuliert seinem Kontrahenden Sion-Trainer Sebastien Fournier, nach dem Fussballspiel der Super League FC Sion gegen den FC Basel, am Samstag, 4. August 2012 im Stade de Tourbillon in Sion. (KEYSTONE/Alessandro della Val (Bild: ALESSANDRO DELLA VALLE)

Der FC Basel hat nach dem 1:1 im Tourbillon gleich viele Punkte auf dem Konto, wie zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Und der FC Sion sieht sich nicht zu Unrecht als Titelkandidat.

«Es ist ein guter Punkt.» Wahrscheinlich kann man das Unentschieden im Spitzenkampf zwischen dem FC Sion und dem FC Basel nicht besser auf den selbigen bringen, wie es Radoslav Kovac tat. Keiner durfte unzufrieden darüber sein, dass es keinen Sieger im Tourbillon gegeben hatte. Dafür holten beide Mannschaften alles aus sich heraus, was sie im Frühstadium dieser Saison zu bieten haben.

Salah am Montag im Training

Nachdem Mohamed Salah am Samstag mit Ägypten im Viertelfinal des Olympischen Fussballturniers an Japan gescheitert ist (0:3), wird die Neuverpflichtung des FCB am Samstag in Basel zurückerwartet. Am Montag wird der 20-jährige Offensivspieler wieder ins Training einsteigen, und es ist davon auszugehen, dass er gegen Molde in der Champions-League-Qualifikation am Mittwoch (20.00 Uhr, St.-Jakob-Park, SF info) sein Pflichtspieldebüt im FCB-Dress geben wird. (cok)

Und zum fussballerisch hochstehenden Match lieferte ein August-Gewittersturm wie aus dem Bilderbuch den Rahmen. Als Schiedsrichter Nikolaj Hänni die Spieler nach der Halbzeitpause wieder aufs Feld bat, hatte sich das Unwetter über dem Unterwallis bereits gewaltig zusammengebraut. «Der Schiedsrichter hat gesagt, wir sollen Bescheid geben, wenn wir die Blitze als bedrohlich empfinden», erzählte Valentin Stocker.

Es dauerte dann genau vier Minuten, bis das Naturereignis losbrach, just in jenem Moment, als Kovac mit seinem ersten Tor im FCB-Dress die Gäste aus Basel in Führung gebracht hatte. Nur Augenblicke später peitschte der Regen durchs mit 14‘850 Zuschauern besetzte Stadion, und der Unparteiische unterbrach die Partie für schliesslich knapp 20 Minuten. «So etwas habe ich noch nie erlebt», sagte der 32-jährige Kovac, «und ich spiele jetzt schon lange.»

Für den Tschechen war es ein besonderer Abend, denn er ist als Nummer 3 unter den Innenverteidigern in die Saison gestartet. Und das wird sich nicht ändern, so lange Heiko Vogel nicht verletzungsbedingt umstellen muss. Genau das tat der FCB-Trainer in der Pause. Als ihm Aleksandar Dragovic bedeutete, dass er im rechten Oberschenkel etwas spürt, wollte Vogel keinerlei Risiko eingehen: «Das ist eine Folge der vielen Reisen, da macht ein Muskel schon mal zu.»

«Ne, Junge, ich brauche dich noch»

Eigentlich wollte der Österreicher weiterspielen, aber das war Vogel zu gefährlich. «Ich habe gesagt: Ne, Junge, ich brauche dich noch.» So kam die Chance für Kovac, und der nutzte sie sofort mit seinem Tor und einem ordentlichen Auftritt im Sittener Sturm. «Ich fühle mich gut, viel besser als letzte Saison», sagt Kovac.

Ein ähnliches Urteil kann man über Kay Vosers Spiel fällen. Am Freitag teilte ihm Heiko Vogel mit, dass für ihn die Stunde zum Comeback in der Super League geschlagen hat. Der Trainer gönnte in Sion Markus Steinhöfer eine Pause, dem zuletzt in Molde vielleicht ein Fehlpass zu viel unterlief, um eine kleine Zwischenbaisse zu kaschieren.

Erstmals nach einem Jahr und einer langwierigen Verletzungsgeschichte war also wieder Kay Voser in der Super League zu sehen, und das auf ungewohnter Position, denn obwohl ein Rechtsfuss, spielte Voser vor seinem Wechsel zum FCB bei GC Linksverteidiger.

«Er hält mich zurück, ich gehe zu Boden»

«Es war ein aufregender Match in einer exzellenten Ambience, die zusätzliche Motivation verleiht», erzählte Voser, «und dazu gab es auch noch spektakuläre Ereignisse, die nichts mit Fussball zu tun haben.» Er selbst war einfach «froh, wieder einmal 90 Minuten durchgespielt zu haben. Ich habe noch Luft nach oben, aber mit dem Spiel bin ich erst einmal zufrieden.»

Eine Schrecksekunde erlebte Voser in der 74. Minute, als Leo Itaperuna getroffen hatte, der Schiedsrichter das Tor jedoch aberkannte. Ein klarer Fall für Voser: «Im Moment der Flanke hält er mich zurück und ich gehe zu Boden.»

An den Beispielen Kovac und Voser macht Valentin Stocker einen in der gegenwärtigen Situation wichtigen Effekt fest: «Es ist nicht einfach mit den vielen Spielen, die Erholung ist nicht optimal.» Der Flügelflitzer etwa fühlte sich im Tourbillon nach 45 Minuten am Ende seiner Kräfte. «Da müssen dann andere einspringen, und das war heute der Fall, etwa mit Kovac und seinem Tor. Das ist das beste Zeichen dafür, dass die Mannschaft funktioniert.»

Eine markante Steigerung

Zum mit Mängeln durchsetzten Spiel bei GC vor einer Woche steigerte sich der FCB in Sitten markant. Er lieferte beim ungeschlagenen Leader seine bisher beste Saisonleistung ab, spielte ruhig und geduldig und liess wenig Chancen der Sittener zu. Selbst in der Phase, als diese von ihrem Publikum angetrieben vehement den Ausgleich suchten.

Der Titelverteidiger fand zum richtigen Zeitpunkt den Weg zum Tor, erwischte die bis dahin in drei Spielen unbezwungene Sion-Abwehr und er hatte – als der Gegner endlich das 1:1 in der Tasche hatte – sogar noch einmal Oberwasser. Und das nach einer strapaziösen Woche mit drei Auswärtspartien und einer Europacup-Reise in den hohen Norden nach Molde.

Vogel nimmt das Unentschieden mit

«Dieses Unentschieden nehmen wir unter all den Umständen mit. Sion hat es uns sehr schwer gemacht», kommentierte Heiko Vogel, «aber das liebt man als Trainer.» Einem starken FC Sion mit dem erneut nach 80 Minuten ausgewechselten Weltmeister Gattuso widerstanden zu haben, mit einer Leistung, die auf der Tendenzkurve nach oben zeigt, passt ins Schema beim FCB: Nach der vierten Runde bietet die Tabelle für die Rotblauen ein Spiegelbild der vergangenen Saison: ein Sieg und drei Unentschieden.

Vor Jahresfrist lag man zwei Pukte hinter dem FC Luzern, nun sind es vier Zähler Rückstand auf den FC Sion. Und der darf für sich reklamieren, was Aussenverteidiger Arnaud Bühler nach dem Spiel so zusammenfasste: «Wir haben gezeigt, dass wir ein seriöser Kandidat für die Meisterschaft sind.» Man wird sich also auf drei weitere spannende Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Mannschaften freuen dürfen.

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