Ein junges Team kommt an seine Grenzen

0:4 (null zu vier) verliert der FC Basel in der ausverkauften Swissporarena gegen den FC Luzern. Schneuwly und Jantscher geben mit ihren Toren in der achten und elften Minute die Richtung vor, Hyka und Haas treffen in der zweiten Halbzeit. In Fischers Mannschaft ist Debütant Pickel nicht der einzige junge Spieler – ein Punkt liegt für den Meister nie in Reichweite.

0:4 (null zu vier) verliert der FC Basel in der ausverkauften Swissporarena gegen den FC Luzern. Schneuwly und Jantscher geben mit ihren Toren in der achten und elften Minute die Richtung vor, Hyka und Haas treffen in der zweiten Halbzeit. In Fischers Mannschaft ist Debütant Pickel nicht der einzige junge Spieler – ein Punkt liegt für den Meister nie in Reichweite.

Urs Fischer kennt ihn ganz genau, diesen blauen Teppich, den der FC Luzern in seinem Medienzentrum verlegt hat. Mit leerem Blick mustert der Trainer des FC Basel die Fläche vor ihm, während Markus Babbel neben ihm einen nicht enden wollenden Monolog führt – kurz vorher war es kaum anders, als die Luzerner Regie führten und den Meister aus Basel in ihrer ausverkauften Arena den 16’500 Fans als Statist präsentierten.

Mit 0:4 verlor der FC Basel in der 34. Runde. Bisher war das 0:3 in der Europa League gegen Sevilla die höchste Niederlage der Saison. «Wir waren zu passiv und nicht bereit für diese Aufgabe heute, das stinkt allen, mir auch», sagt Fischer.

Aus der personellen Not heraus hatte der Trainer eine Mannschaft auf den Platz gestellt, die in dieser Formation noch nie zum Einsatz gekommen war. In der Abwehr war Marek Suchy die einzige Stammkraft, neben ihm verteidigte der U21-Akteur Eray Cümart, im defensiven Mittelfeld gab Charles Pickel sein Debüt bei den Profis und im Tor stand erneut die Nummer 2 Germano Vailati.

Das Lehrgeld der Jungen

Und der Tessiner erwischte einen schwachen Tag. Vor allem dann, wenn er mit den Füssen das Spiel in die Hand nehmen musste. Seine Fehlpässe und technischen Unzulänglichkeiten waren Sinnbild für das ganze Basler Spiel: Da passte wenig.




Das 2:0 durch Jakob Jantscher – der Österreicher verwertet den Elfmeter in der elften Minute.

Die Luzerner gingen innert drei Minuten 2:0 in Führung: Marco Schneuwly verwertete in der achten Minute die Vorarbeit des Österreichers Jakob Jantscher. Und ebendieser Jantscher, schon jetzt in EM-Form, verwertete in der elften Minute den Foulelfmeter, den Suchy an Jahmir Hyka verschuldet hatte. Dem Penalty war ein Fehlpass der gröberen Sorte vorangegangen: Pickel spielte quer vor dem Strafraum durch – und bezahlte den Ballverlust in dieser roten Zone teuer.

Fischer hat auch diese Szene im Kopf, als er vom «Lehrgeld» spricht, das die jungen Cümart und Pickel zahlten. Beim 3:0 in der 48. Minute hatte Cümart allerdings das grosse Pech, dass Hyka eine Rarität im Schweizer Fussball auf den Rasen brachte: Spieler, die einen langen Ball mit dem ersten Kontakt derart genau in Abschlussposition bringen, gibt es wenige in dieser Liga – solche, die dann auch noch präzis in die entfernte hohe Ecke treffen, noch weniger.

Luzerns Trainer Babbel flachst: «Nach Hykas Tor wussten wir, dass wir zumindest nicht mehr hoch verlieren würden» – mehr noch: Das 4:0 durch Nicolas Haas sicherte dem Europa-League-Anwärter den Sieg. Nach einer Stunde hatte wieder Jantscher vorbereitet, Alexander Fransson, für einmal weniger umsichtig im defensiven Mittelfeld, hatte den Ball verloren.

Kaum Basler Möglichkeiten

Von einer «Blamage» spricht Luca Zuffi, Fischer sieht es nicht ganz so tragisch. Der Trainer ist zwar «irgendwo auch ein bisschen sauer», aber er bringt auch Verständnis für die Niederlage auf: «Man muss die Spieler begreifen nach einer langen Saison und angesichts der EM, die für einige vor der Tür steht. Zudem haben wir doch den einen oder anderen Verletzten.»




In Rücklage – Innenverteidiger Eray Cümart ist einer der beiden Jungen in der Startaufstellung, zusammen mit dem defensiven Mittelfeldspieler Charles Pickel.

Acht verletzte Spieler fehlten dem Meister, mitunter Stammkräfte. Ohne sie «waren wir nicht gleich bereit, Grass zu fressen wie sonst. Und wenn du nicht auf den Punkt bereit bist, dann braucht es eben nicht viel», sagt Fischer.

Vielmehr hätte es allerdings für einen Basler Treffer in diesem drittletzten Saisonspiel gebraucht. Die grössten Möglichkeiten hatten Fransson gleich zu Beginn und Birkir Bjarnason nach knapp 70 Minuten. Der Schwede traf den ewigen David Zibung, und der Isländer das Tor nicht.

Ausgezeichnetes Luzerner Pressing

Dass die Basler nicht mehr zustande brachten, hatte auch mit der aggressiven Spielweise der Luzerner zu tun. Vor allem in der Balleroberung überzeugten die Innerschweizer, die den ballführenden Basler zu zweit, zu dritt oder gleich zu viert angriffen.




Kaum ein Durchkommen: Birkir Bjarnason versucht, was schliesslich keinem Basler gelingen will.

Breel Embolo war das prominenteste Opfer dieser babbelschen Anordnung. Der 19-Jährige verletzte sich bei einem Zweikampf und musste in der 36. Minute ausgewechselt werden. Diagnose: noch unbekannt.

Punkterekord noch möglich

Zwei Spiele stehen für den Meister noch an: am Sonntag auswärts gegen die Young Boys und am Mittwoch bei der Dernière gegen die Grasshoppers im St.-Jakob-Park. Gewinnt der FCB beide Partien, dann verbessert er den Rekord von 85 Punkten aus der Saison 2003/04 um einen Zähler.

Aber davon ist nach einer 0:4-Niederlage freilich nicht die Rede. Vielmehr davon, wie auch das frischgebackene Meisterteam an seine Grenzen kommt, wenn es mit zu vielen Jungen antritt.

Ihnen gehört die Zukunft. In der Gegenwart sind sie mit den Realitäten noch etwas überfordert.

Die deutlichen Worte von Davide Calla und Luca Zuffi:

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Vor dem Spiel:

Rückblick I: Am Freitag jährten sich die schweren Ausschreitungen nach der in letzter Sekunde verlorenen Meisterschaft zum zehnten Mal. Thomas Gander, an diesem schwarzen 13. Mai 2006 als Fanarbeiter in der Muttenzerkurve, blickt zurück und erzählt von eindrücklichen Szenen. » «Da wussten wir: Jetzt ist etwas passiert, das uns noch lange beschäftigen wird» 

Rückblick II: Lucien Favre machte den FC Zürich am 13. Mai 2006 zum Meister. Im Interview erinnert er sich – auch an die unliebsame Aktion seines Meistertorschützen Iulian Filipesco. » «Dann hat Filipescu bumm, bumm gemacht»

Vorschau I: Noch drei Spiele absolviert der FC Basel bis zum Saisonende. Sportlich geht es um nichts mehr, sondern vielmehr darum, wer den überhaupt noch zum Einsatz kommen kann. Trainer Urs Fischer muss auf eine Vielzahl an Spielern verzichten. » Walter Samuel verpasst den Pfingstausflug

Vorschau II: Wegen des Europa-League-Finals spielt der FC Basel zweimal hintereinander auswärts. Am 18. Mai duellieren sich Liverpool und Sevilla um den europäischen Titel – und das zieht eine Menge Menschen an. » Wer feiert wo? – Fragen und Antworten zum Final am Mittwoch

Blick über die Grenze: Die Bundesliga ist am Wochenende zu Ende gegangen. Und sie kennt mit dem VfB Stuttgart einen prominenten Absteiger – mittendrin: der einstige Basler Geoffrey Serey Die. » Immerhin bleibt der Sponsor treu


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