An einem Abend der grossen Emotionen und der fast schon kitschigen Momente wird auch Bernhard Heusler verabschiedet. Er wendet sich an die Fans und sagt: «Sorgt in Zukunft dafür, dass der Pokal nicht nach Zürich oder Bern geht. Das wollen wir nicht!»
Mehrere Minuten seines letzten Spiels als Präsident des FC Basel erlebte Bernhard Heusler auf einem Klappstuhl, den er neben der Spielerbank von einer jungen Sicherheitsbeamtin übernahm. Auf der Sitzgelegenheit des einfachen Mannes sass er also, der Präsident dieser erfolgreichsten Ära in der Clubgeschichte. Mit der einen Hand verdeckte er sein Gesicht, in dem die grossen Emotionen dieses Abschiedsabends geschrieben standen, in der anderen Hand hielt er eine FCB-Fahne, die ihm die Muttenzerkurve überreicht hatte.
Es schien so, als wüsste Heusler nicht mehr, wie ihm geschieht. Die Muttenzerkurve hatte sich etwas einfallen lassen, was der Präsident später als «Tabubruch» bezeichnete: Über tausend Fans stürmten in der 73. Minute den Platz, eine Banderole vor sich hertragend, auf der geschrieben stand: «Chapeau Bärni». Dieser Zuspruch konnte Heusler nicht kaltlassen, und er animierte ihn dazu, die Aktion so zu kommentieren:
«Es ist ein Zeichen der Kultur dieser Fans, die sagen: ‹Ihr könnt uns nicht brechen. Aber wir halten uns an gewisse Regeln.› Natürlich ist das ein Tabubruch, wir wollen nicht, dass die Menschen auf das Spielfeld kommen. Aber es gab auch deutliche Zeichen, dass dieser Moment friedlich ablaufen würde.»
(Bild: TaWo)
Für Heusler, der bei dieser Einschätzung noch immer die Fahne in der Hand hielt, waren diese Momente «schwer in Worte zu fassen», er fühle «Dankbarkeit, Freude, Glück aber auch Trauer». Trauer darüber, dass es in Zukunft ohne ihn weitergeht mit dem FC Basel. Heusler wird sich am Samstag vom Team verabschieden, und in der Woche darauf von der Geschäftsstelle, «wo mir viele Menschen sehr ans Herz gewachsen sind», wie er sagt.
Georg Heitz verliert den Kampf mit seinen Emotionen
Vor dem Spiel hatte Heusler Trainer Urs Fischer, dessen Assistenten Markus Hoffmann und den Stürmer Marc Janko verabschiedet. Bei der Aktion der Muttenzerkurve und nach dem Spiel gehörte die Bühne wieder dem Präsidenten und seinen Kollegen aus der Vereinsführung. Rund 30’000 Menschen schafften eine würdige Atmosphäre, um den fünfköpfigen Verwaltungsrat zu verabschieden. Adrian Knup (in die Menge applaudierend), Stephan Werthmüller (ruhig, aber bewegt) und René Kamm (gefasst) sind in der öffentlichen Wahrnehmung Randfiguren. Die grossen Figuren dieser Ära sind Heusler und Georg Heitz.
Dem Sportdirektor Heitz blieb in diesen Minuten nur noch die Flucht in die Kontraktion seiner Lippenmuskulatur. So versuchte er, Herr seiner Emotionen zu bleiben, vergebens. Was in diesem Kopf abgehen musste, konnte man nicht einmal erahnen. Umso mehr, als vor ihm jede Menge ehemalige Basler Spieler standen (Liste unten), für deren Transfers und Karriereschritte Heitz mitverantwortlich ist.
«Vermehrt euch!»
Das Publikum skandierte seinen Namen, Heitz verteilte Handküsse. Und im Vergleich zum Sportdirektor reagierte Heusler fast kontrolliert, zumindest in diesem Moment. Er war der einzige Verwaltungsrat, der sich mit dem Mikrofon an die Zuschauer wandte. Im Wortlaut sagte Heusler:
«Liebe FCB-Fans, liebe FCB-Familien. Eigentlich ist mir zum Heulen zumute. Aber ich kann nicht heulen. Weil ich viel zu glücklich und zu bewegt bin. Ich glaube, dass ich der am reichsten beschenkte Präsident bin. Ich danke euch allen, die ihr uns begleitet habt. Ich will niemanden einzeln nennen. Ausser (Unterbruch wegen Applaus), ausser meine Mutter und meinen Vater. Mein Vater blieb heute zu Hause. Er hat mich als Fünfjähriger mit ins Stadion genommen. Das ist das Geheimnis, vermehrt euch und bringt eure Kinder ins Stadion! Dann sind wir auch in 20 Jahren noch Meister. (Unterbruch, die Muttenzerkurve singt) Ich habe in dieser Zeit gelernt: Erfolg ist nicht alles im Leben. Aber wir haben auch festgestellt, dass das Leben schöner ist, wenn der FCB erfolgreich ist. Und wir machen auch in Zukunft alles für diesen Erfolg. Der Pokal gehört nach Basel. Sorgt dafür, dass er nicht nach Zürich oder Bern geht. Denn das wollen wir nicht. Das wollen wir nicht!»
Scott Chipperfield, Philipp Degen, David Degen, Massimo Ceccaroni, Christian Gimenez, Benjamin Huggel, Oliver Kreuzer, Julio Hernan Rossi, Reto Zanni, Pascal Zuberbühler, Marco Zwyssig, Franco Costanzo, Birkir Bjarnason, Breel Embolo, Fabian Frei, Xherdan Shaqiri, Yann Sommer, Granit Xhaka, Hakan Yakin, Murat Yakin, Marco Streller
Schlussbouquet: Gruppenbild mit den Meistern und ausnahmsweise mit Sportdirektor Georg Heitz und Präsident Bernhard Heusler in vorderster Reihe. (Bild: EQ Images/Giuseppe Esposito)