Und die Liga läuft immer weiter, auch wenn der FC Basel nun seit bald einer Woche als Meister feststeht. Am Sonntag reist die Basler Festgesellschaft zum FC Zürich. Und Trainer Heiko Vogel will sich nicht so richtig integrieren.
Gerne würde der FC Basel seinen Trainer Heiko Vogel als glänzendes Vorbild für die Integration deutscher Gastarbeiter in der Schweiz verkaufen. Aber das ist Vogel nicht. Nicht, wenn es darum geht, das Endspiel des Schweizer K.-o.-Wettbewerbs zu benennen. «Pokalfinale» sagt Vogel unbeirrt. Da hilft alles Flehen und Drohen durch Josef Zindel nichts. Und nicht einmal der Bestechungsversuch des FCB-Pressesprechers mit einer Flasche Burgunder. «Pokalfinale» und nicht Cupfinal – oder wie es komplett angepasst heissen müsste: Göppfinal.
Mit welcher Ausdauer und gespielten Ernsthaftigkeit dieser Punkt im Anschluss Pressekonferenz des FCB vor dem Spiel beim FC Zürich diskutiert wurde, sagte einiges aus. Darüber zum Beispiel, wie beschwingt die Stimmung derzeit ist bei den Baslern, die seit vergangenem Sonntag nicht mehr abstreiten können, dass sie als Schweizer Meister feststehen. «Locker» könnten sie nun aufspielen, sagt Vogel, «das ist für meine Jungs doch auch mal schön.»
Beine hochlagern? Nicht beim FCB!
Nun würden sich genügsame Gemüter nach dem Erreichen des grossen Saisonziels gemütlich zurücklehnen und die Beine hochlagern. Aber das tun sie nicht beim FCB. Zumindest nicht, wenn man Heiko Vogels Worten Glauben schenken kann. Und der 36-Jährige ist in Basel bislang noch nicht durch grobe Falschaussagen aufgefallen.
«Alleine der Respekt vor dem Gegner» werde seine Mannschaft beim Auftritt im Letzigrund mit dem genügenden Elan antreten lassen, sagt Vogel. Und nicht die Aussicht auf irgendwelche Serien, «bevor das Gespräch wieder darauf kommt».
Dabei würde es sich durchaus auch für die Serie lohnen, unbesiegt wieder aus Zürich abzureisen. Bei 24 Spielen ohne Niederlage steht der FCB nun in der Liga. Doch der Rekord der Ungeschlagenheit in einer Saison liegt noch bei den Grasshoppers mit 26 Partien. Aufgestellt unter Trainer Timo Konietzka selig in der Spielzeit 1981/82.
So wenig Bedeutung war selten
Ja, für Aussenstehende könnte sogar der Eindruck entstehen, die Serie sei das einzige, was noch so halbwegs Spannung in den Klassiker zwischen dem FCB und dem FCZ bringen könnte. Denn nüchtern betrachtet, wird es am Sonntag zum wohl bedeutungslosesten Duell der beiden Erzrivalen seit acht Jahren kommen. Damals, Ende April 2004, lag der FCB mit 13 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, stand aber immerhin noch nicht als Meister fest. 1:1 trennten sich die Teams damals in Basel. Artur Petrosjan für den FCZ und Boris Smiljanic für den FCB trafen ins Tor.
Vor dem Aufeinandertreffen vom Sonntag geht es für Basel nur noch um die Ehre. Und der FCZ tut wenigstens so, als ob er noch um einen Platz in der Europa League kämpfen würde. «In Takt» seien die Chancen, nächstes Jahr europäisch spielen zu können, schreibt die FCZ-Website. Dabei haben die Zürcher in dieser Saison gar nie erst den Takt gefunden. Und der Rückstand auf das viertplatzierte Servette beträgt vier Runden vor Schluss doch respektable sechs Punkte.
Alex Frei geniesst ein freies Wochenende
Für den Zürcher Interimstrainer Harald Gämperle sind zwei Punkte für die Basler Überlegenheit in dieser Saison verantwortlich: «Sie konnten in den letzten Jahren mehr oder weniger stets auf dieselben Spieler zurückgreifen. Hinzu kommen solch torgefährliche Stürmer wie Frei und Streller.»
Einer davon wird allerdings in Zürich fehlen: Alex Frei hat sich am Mittwoch gegen den FC Thun mit einer Gelben Karte wegen Reklamierens ein freies Wochenende gesichert. Es war seine achte Verwarnung in der laufenden Saison – ein respektabler Wert für einen Stürmer. Aber nicht ganz so eindrücklich, wie seine 23 Tore, die er in der laufenden Meisterschaft erzielt hat. Freis Treffsicherheit wird den Baslern also fehlen. Dafür steht hinten in der Innenverteidigung wieder das Traumduo David Abraham/Aleksandar Dragovic.
A propos eindrücklich: Die letzte Partie gegen den FCZ im Letzigrund wird Heiko Vogel «immer lebhaft in Erinnerung bleiben». Schliesslich war es sein erstes als Cheftrainer in der Schweizer Liga. «Für mich war es ein ganz entscheidendes Spiel», blickt Vogel auf den 23. Oktober 2011 zurück, «es war wichtig für meinen Start ins Trainerbusiness.»
Es ist egal, wer an der Seitenlinie steht
Nach dem 1:0-Sieg durch Xherdan Shaqiris Traumfreistoss – emotional versüsst durch einen verschossenen Elfmeter des FCZ-Stürmers Amine Chermiti – stand Vogel vor sein Team und zog mit folgenden Worten den Hut: «Männer, ihr seid so gut, es ist sch%¿ss-egal, wer da draussen an der Linie steht.»
In der Folge drehte Vogel dann allerdings doch recht erfolgreich an ein paar Stellschrauben im Basler Gefüge. Was wesentlich dazu beitrug, dass das nächste Basler Spiel mit entscheidendem Charakter erst wieder am 16. Mai im Stade de Suisse gegen den FC Luzern stattfindet. Es ist, Pardon Heiko Vogel, der Cupfinal.
FC Zürich–FC Basel (Sonntag, 6. Mai, 16.00 Uhr)
Mögliche Aufstellung FCB: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri, Huggel, Xhaka, Stocker; Zoua, Streller.
Bemerkungen: Basel ohne Chipperfield, Ajeti, Jevtic (alle verletzt), Pak und Voser (beide im Aufbau)