Im Sommer soll es in Betrieb gehen: Das Leistungszentrum für den Nachwuchs des FC Basel. Am Montag war Aufrichtfest für den Campus. Stiftungspräsidentin Gigi Oeri aber wollte merkwürdigerweise nichts sagen zum Grossprojekt – und FCB-Präsident Bernhard Heusler nur widerwillig.
Es ist ein grosses Projekt, dass da in der Brüglinger Ebene entsteht. Spaziergänger durch die Grün 80 und die Sportanlagen St. Jakob konnten seit Januar die Fortschritte auf der Baustelle des Nachwuchs-Campus Basel beobachten. Am Montag war Aufrichtfest, von Januar an schon soll ein Kunstrasenfeld in Betrieb genommen werden und für Juli/August ist die Eröffnung der Talentschmiede für den FC Basel vorgesehen.
Wie es sich für ein Richtfest gehört, bekamen die Bauleute ihr Lob, wünschte der Polier dem Haus eine gute Zukunft, trank drei Glas Rotwein in einem Zug darauf und hinterliess auf dem Dach des Rohbaus die glücksbringenden Scherben. Benno Kaiser, Stiftungsrat und Geschäftsführer der Stiftung Nachwuchs-Campus Basel dankte unter anderem den Behörden für die konstruktive Zusammenarbeit.
Die war unter anderem nötig, als im Frühjahr Altlasten im Untergrund entdeckt wurden. Von «leicht verunreinigten Auffüllungen» ist heute die Rede; sorgfältige Analysen und Abklärungen von Geologen und Amt für Umwelt und Energie Baselland hätten ergaben, dass weder Sanierungs- noch Überwachungsbedarf bestünde.
Ein Eingang so gross wie ein Fussballtor
Der Fortgang der Bauarbeiten auf dem 50’000 Quadratmeter grossen Areal mit dem von Architekt Luca Selva entworfenen Mehrzweckgebäude und den fünf Fussballfeldern samt einer Umfriedung hat das nicht beeinträchtigt. Der fertige, zweigeschossige Rohbau lässt erahnen, dass der Nachwuchs künftig moderne Bedingungen für eine Ausbildung auf höchstem Niveau geboten bekommt. «Ein Meisterstück für künftige Meister» nennt Benno Kaiser den Campus.
Der trichterförmige Eingangsbereich von Norden her ist ein Öffnung, die den Massen eines Fussballtores entspricht (7,32 Meter breit, 2,44 Meter hoch), und an der Fassade wird eine Gestaltung verwirklicht, die die Platzierungen des FC Basel kennzeichnet. Tiefer als Platz 12 reicht es jedoch nicht, wie der Architekt einräumt, womit die Nationalliga-B-Zeiten fehlen und die Geschichte ein bisschen geklittert wird.
Das Schweigen von Oeri und Heusler
Zu den Fortschritten des Campus hätte man am Montag bei eisiger Bise auch gerne Gigi Oeri gehört. Doch die Stiftungs-Präsidentin, die mit ihrem immensen finanziellen Engagement die Verwirklichung erst möglich machte, wollte nichts sagen und begnügte sich mit Beifall für die am Bau Beschäftigten und einem Mittagessen bei Kürbissuppe und gekochtem Schinken.
Auch Bernhard Heusler, der Präsident des FC Basel, mochte nur widerwillig Auskunft geben. Wahrscheinlich war es purer Zufall, dass Oeri und Heusler beim Lunch in rustikaler Umgebung so weit auseinander sassen, wie es im Inneren des Campus möglich war. Vielleicht aber auch nicht, nachdem die Ehrenpräsidentin erst unlängst in einem Interview mit dem «Sonntag» fast kein gutes Haar an ihrem Nachfolger gelassen hat, gipfelnd in der merkwürdigen Botschaft: «Ich sehe, dass die Kontinuität und der Zusammenhalt im Club im Moment am Zerbrechen sind.»
Das Millionenprojekt
Der Campus ist jedenfalls das Projekt von Gigi Oeri, und die Stiftung formal getrennt und unabhängig vom FCB. In einem Kooperationsvertrag ist das Miteinander geregelt. Rund sechs Millionen Franken hat Oeri ins Stiftungsvermögen gesteckt, und darüber hinaus finanziert sie den fast 20 Millionen Franken teueren Bau des Campus.
Von der öffentlichen Hand flossen nicht unerhebliche Mittel in das ambitionierte Projekt. Aus ihren Lotterietöpfen gaben die beiden Halbkantone 1,5 Millionen Franken – eine Million von der Stadt, eine halbe vom Land. Dazu gaben weitere Privatleute Geld.
Rund 2,3 Millionen Franken wird der Betrieb des Campus jährlich kosten. Einen Teil davon trägt der FCB, oder, wie es Benno Kaiser ausdrückt: «Ohne den FCB kann der Campus nicht leben.» In einer Mitteilung zur Aufrichte heisst es: «Die Stiftung ist weiterhin auf die Unterstützung der Stifterin und von Drittpersonen einschliesslich der öffentlichen Hand angewiesen.»
Von diesem Glück wissen die Regierungsräte Christoph Eymann (BS) und Urs Wüthrich (BL), die am Montag beim Aufrichtefest dabei waren, allerdings noch nichts. Geklärt ist auch noch nicht, in wie weit die Profis des FC Basel das Gelände nutzen werden, auf dem auch die beiden ursprünglichen Trainingsfelder der ersten Mannschaft liegen. «Das wird der Alltag zeigen», sagt Benno Kaiser.
Nicht nur einen Trainingsplatz mit Rasenheizung wird es auf dem Campus geben. Auch technisch auf dem neuesten Stand der Dinge wird der Nachwuchs des FC Basel sein, wenn das Leistungszentrum im Sommer in Betrieb genommen wird. Rund eine halbe Million Franken lässt man sich die Installation einer Leistungsdiagnostik kosten. Auf zwei Fussballfeldern sind Leitungen verlegt, um die individuellen Werte der Spieler mittels Gerät am Körper und Funksystem ermitteln zu können. Ausserdem sind Kameras für ein Spielbeobachtungstool installiert.
Das Analysesystem «Inmotio» ist ein Joint Venture des niederländischen Forschungsunternehmens TNO und österreichischen Ingenieuren der Abatec Electronic AG. Ajax Amsterdam und Bayern München bedienen sich des Beobachtungssystems und auch das Bundesamt für Sport arbeitet am Hauptsitz in Magglingen mit dieser Technologie. (cok)