Der FC Basel steht vor dem wichtigsten Spiel seiner noch jungen Saison. Im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League wird Maccabi Tel Aviv versuchen, den favorisierten Baslern ein Bein zu stellen.
Nein, es ist noch nicht die letzte Stufe auf dem Weg zum finanziell selig machenden Quell fussballerischer Freude. Aber es geht für den FC Basel in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League gegen Maccabi Tel Aviv trotzdem bereits um viel. 2,1 Millionen Euro ist das Erreichen der Playoffs zur Königsklasse wert. Und beim FCB könnte ganz nebenbei mit einem Weiterkommen verhindert werden, dass der Baum schon äusserst früh in der Saison Feuer fängt.
Matias Delgado dürfte an diesem Mittwoch in Basel landen, nachdem seine Frau in Buenos Aires ihr drittes gemeinsames Kind geboren hat. Der argentinische Spielmacher soll am Donnerstag ins FCB-Training einsteigen. Die Hoffnung bei den Basler Entscheidungsträgern ist, dass er möglichst schnell einsatzbereit ist.
Gezünselt wurde ja bereits in der letzten Woche. Die Basler müssen sich gleichzeitig mit der Weltpolitik auseinandersetzen, weil Mohamed Salah und Mohamed Elneny unsicher sind, ob sie in Israel spielen wollen.
Gleichzeitig geht es äusserst lokal darum, dem argentinischen Millionen-Einkauf Raul Bobadilla die Grundzüge der Schweizer Strassenverkehrsordnung und vielleicht auch noch ein paar andere Regeln im Zusammenleben beizubringen.
Und einen erfahrenen Innenverteidiger sollte der FCB ja auch noch verpflichten, da Aleksandar Dragovic doch bloss vier Tage lang den Reichtum versprechenden Sirenenrufen aus Kiew erlegen ist.
In all dem Trubel, in dem sich dann am Samstag gegen Lausanne auch noch Valentin Stocker weniger als Rächer der Enterbten, denn als Rächer in eigener Sache hervortat, stimmt bislang allerdings das Wichtigste: die Resultate auf dem Platz mit zwei Siegen und einem Unentschieden in der Liga.
«Nebenschauplätze gab es beim FCB schon immer»
«Wir hatten schon immer Diskussionen und Nebenschauplätze beim FCB», spielt Murat Yakin die Turbulenzen rund um seine Mannschaft vor dem Hinspiel gegen Maccabi denn auch herunter: «Letzte Woche ist das Team damit gut umgegangen.»
In der Wahl zwischen weiteren Disziplinierungsmassnahmen und den sportlichen Notwendigkeiten wählt der FCB-Trainer die zweite Variante. Heisst: Bobadilla, gegen Lausanne noch intern gesperrt wegen seinen Qualitäten als Formel-1-Testpilot in der 50er-Zone, sitzt am Dienstag wieder auf der Bank.
«Man hat heute im Training gesehen, dass er bereit ist, uns zu helfen», befindet Yakin zur Causa Bobadilla. Womit das Thema für ihn offenbar beendet ist. Aus sportlicher Sicht ist der Entscheid, Bobadilla wieder ins Kader zu nehmen, durchaus nachvollziehbar. Wen soll Yakin denn sonst einwechseln, sollte sich Captain Marco Streller verletzen?
Sousa will die Lücke auf dem Feld schliessen
Vom Gegner aus Israel spricht Yakin mit höchstem Respekt, befindet aber auch, sein Team sei Favorit. Das ist eine Rolle, um die sich Maccabi nicht wirklich balgt. «Basel ist Favorit, aber das ist für uns nur von Vorteil», befindet Captain Sheran Yeini, «wir stehen nicht unter Druck und werden mit viel Mut spielen.»
Sein Trainer Paulo Sousa jedenfalls scheint vom FCB nur mässig beeindruckt. Der Portugiese kennt die Basler noch vom letzten Winter, als er mit Videoton in der Europa League gegen Yakins Equipe spielte. Ungarn hat Sousa inzwischen «aus familiären Gründen», wie er sagt, verlassen.
Jetzt, als Trainer von Maccabi, meint er: «Wenn man die Uefa-Ranglisten anschaut oder den Transferwert der einzelnen Spieler, dann scheint es eine grosse Lücke zwischen Basel und uns zu geben. Aber wir werden versuchen, sie auf dem Feld verschwinden zu lassen.»
«Mein aktuelles Team ist immer das beste»
Seine ehemalige Mannschaft von Videoton mag Sousa nicht mit der heutigen vergleichen: «Mein aktuelles Team ist immer das beste.» Das tut dafür Antipode Yakin. Und der gibt zu, überrascht zu sein, wie sehr sich der Fussball von Videoton und Maccabi unterscheiden: «Videoton haben wir zweimal sehr, sehr defensiv erlebt. Maccabi dagegen spielt einen sehr offensiven Fussball. Da beweist der Trainer schon zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen.»
Yakin selbst verspricht höchstens kontrollierte Offensive: «Ein Tor pro Halbzeit wäre schön, dann wäre es 2:0. Aber am wichtigsten ist, hinten kein Tor zu erhalten.»
Die Erfahrung aus den Spielen gegen Cluj
Wie schwierig es sein kann, im Rückspiel einem Rückstand hinterher zu rennen, wissen die Basler nur zu gut. In der vergangenen Saison stand dem FCB mit dem CFR Cluj ebenfalls ein Gegner gegenüber, der in der Öffentlichkeit gering geschätzt wurde. Doch das 1:2 aus dem Hinspiel war damals der erste Schritt zum Aus in den Playoffs, damals noch unter Yakins Vorgänger Heiko Vogel.
Das soll dem FCB nicht noch einmal passieren, findet Mittelfeldspieler Fabian Frei. Und er weiss auch, was für sein Team spricht: «Unsere Mannschaft ist in dieser Sommerpause praktisch unverändert geblieben. Wir sind viel eingespielter als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr.»
Und Basler Bevölkerung? Der scheint das alles ziemlich egal zu sein. Knapp 9000 Karten waren bis am Montag Abend abgesetzt. Auch für die Sommerferienzeit ein magerer Wert.
FC Basel–Maccabi Tel Aviv (Di, 19 Uhr, SRF2 live)
St.-Jakob-Park. – 9000 Karten im Vorverkauf abgesetzt. – SR Szymon Marciniak (Polen).
Mögliche Aufstellungen:
FCB: Sommer; P. Degen, Schär, Ajeti, Safari; Elneny; Salah, Frei, Xhaka, Stocker; Streller.
Maccabi: Pablo; Yeini, Tibi, Garcia, Ziv; Radi, Alberman, Zahavi; Itzhaki, Prica, O. Altman.
Bemerkungen: Basel ohne Serey Die und Ritter (beide verletzt).