Einen ausserordentlichen Umbruch nach dem Abstieg versucht der SC Freiburg in den Griff zu bekommen. Auf dem Weg zurück in die Bundesliga sollen der Ex-Grasshopper Amir Abrahsi und Goalgetter Nils Petersen wichtige Rollen im Team von Christian Streich einnehmen.
Am Montagmorgen bat Trainer Christian Streich die Spieler des SC Freiburg noch mal auf den Trainingsplatz in Schruns, ehe am Nachmittag die Physiotherapeuten Arbeit bekamen. Nicht mehr dabei war am vorletzten Tag des Trainingslagers im Montafon Gonzalo Zárate. Beim Test gegen Spartak Moskau (0:1) hatte der Argentinier mit Schweizer Pass eine Stunde mittun dürfen und einen recht guten Eindruck hinterlassen. Sportvorstand Jochen Saier findet. «Er hat einen guten linken Fuss und spielt mit ordentlichem Tempo.»
Dass sich der ehemalige Berner, der in drei Jahren für YB 9 Tore in 66 Spielen erzielte, eine leichte Muskelverletzung zuzog und beim zweiten Test gegen Sandhausen (1:2) passen musste, ist misslich. Zu gerne hätten die SC-Offiziellen noch ein paar Eindrücke von dem Mittelfeldmann gewonnen, ehe sie einen Spieler verpflichten, der mit seinen 30 Jahren eigentlich nicht mehr ins Freiburger Beuteschema passt.
«Abrashi wird uns von seiner ganzen Haltung her helfen»
Für die Sechserposition fest vorgesehen ist hingegen der 25-jährige Amir Abrashi, der ablösefrei von den Grasshoppers kam. Trainer Christian Streich lobt den Neuen ausdrücklich: «Er hat nicht nur eine gute Balleroberung, sondern stösst auch immer wieder vorne rein. Er wird der Mannschaft von seiner ganzen Haltung her helfen.»
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Vor allem Letzteres scheint fürs Grosse und Ganze wichtig, schliesslich hat die interne Aufarbeitung der zurückliegenden Abstiegs-Saison ergeben, dass man abgestiegen ist, obwohl die Qualität des Kaders ein weiteres Jahr Bundesliga hergegeben hätte. Sportvorstand Saier hat jedenfalls auch «mentale Faktoren» als Gründe für den Abstieg ausgemacht: «Vielleicht hat sich ja der ein oder andere zu sicher gefühlt und war im Glauben, wir gehen mit so einem guten Fundament in die Saison, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.»
Wider die Behäbigkeit
Eine gewisse Behäbigkeit zog sich tatsächlich immer wieder durch die Saison. Gerade beim alles entscheidenden letzten Saisonspiel in Hannover hatten die Fans nicht den Eindruck, dass sich da alle elf Spieler gegen den drohenden Abstieg stemmten. Hier soll auch Abrashi mit seiner Widerspenstigkeit helfen.
Soll ein Wachmacher im Freiburger Mittelfeld sein: Der von den Grasshoppers geholte Amir Abrahsi. (Bild: Michael Heuberger/scfreiburg.com)
Elf Spieler haben den Verein seit dem Abstieg verlassen – das ist selbst für Freiburger Verhältnisse ein enormer Umbruch. Stammspieler wie Angreifer Admir Mehmedi, Klaus, Schmid, Torhüter Roman Bürki oder Oliver Sorg sind darunter. Dass Vladimir Darida, der in Schruns seine Wechselabsichten bekräftigt hat, noch lange bleibt, ist ebenfalls nicht sicher.
«Das will ich miterleben» – Nils Petersen im Interview auf bundesliga.de
Bislang nahm man weit über 20 Millionen Euro ein, nicht einmal ein Viertel wurde bislang reinvestiert, der Löwenanteil davon für Nils Petersen, der sich trotz Angeboten aus der Bundesliga dauerhaft dem SC angeschlossen hat.
Die Sparsamkeit, sagt Saier, sei alternativlos. Schliesslich stemme man hohe Kosten für den Nachwuchsbereich und die SC-Frauenmannschaft, zudem nehme man nach dem Abstieg satte 20 Millionen Euro weniger an Fernsehgeldern ein. Und ein neues Stadion will der Sportclub zusammen mit der Stadt ebenfalls bauen.
Die Unlust und der Feuereifer
Mensur Mujdza und Marc Torrejon, die fest für die Viererabwehrkette eingeplant sind, hat man derweil vermittelt, dass sie ihren Vertrag erfüllen müssen. Beide erwecken im Training nicht immer den Eindruck, als ob sie das gerne akzeptieren. Christian Streich ist das allerdings einerlei. Er habe «in der Schule gelernt, dass Verträge eine wechselseitige Verpflichtung» seien, lässt er wissen.
Bewegte Bilder vom Testspiel des SC Freiburg gegen Spartak Moskau:
Dass den Trainer die demonstrative Unlust, die vor allem Torrejon an den Tag legt, nervt, ist in Schruns schwer zu übersehen. Umso froher scheint man zu sein, dass die Youngster, die aus dem eigenen Nachwuchs hochgezogen wurden, mit Feuereifer bei der Sache sind.
Der Vertrauensvorschuss der Fans
Bei der Formulierung eines Saisonzieles bleiben sie in Freiburg derweil vage. «Wenn man sich die Etats anschaut, liegen wir nicht auf einem der ersten drei Plätze», schränkt Streich ein. Dass der SC Freiburg dennoch den direkten Wiederaufstieg anpeilt, steht ausser Frage.
Die Freiburger Zuschauer scheinen sich ohnehin auf die neue Saison zu freuen. Mehr als 12’000 Dauerkarten wurden bisher verkauft, im Stehplatzbereich sind keine Saison-Billette mehr erhältlich. Ein Vertrauensvorschuss, der auch die internen Erwartungen übertroffen hat.
Posieren vor Montafoner Kulisse: Der SC Freiburg im Trainingslager in Schruns. (Bild: Michael Heuberger/scfreiburg.com)