Ein Null zu Null der verpassten Basler Gelegenheiten

Dem FC Basel bieten sich Chancen, eine noch bessere Ausgangslage für das Achtelfinal-Rückspiel zu schaffen, er muss sich nach einem spannenden, hochstehenden Spiel vor 22’403 Zuschauern im St.-Jakob-Park aber mit einem 0:0 gegen den FC Sevilla zufrieden geben – ein Resultat immerhin, das die Hoffnung bis zum Donnerstag nächster Woche aufrecht erhält.

Dem FC Basel bieten sich Chancen, eine noch bessere Ausgangslage für das Achtelfinal-Rückspiel zu schaffen, er muss sich nach einem spannenden, hochstehenden Spiel vor 22’403 Zuschauern im St.-Jakob-Park aber mit einem 0:0 gegen den FC Sevilla zufrieden geben – ein Resultat immerhin, das die Hoffnung bis zum Donnerstag nächster Woche aufrecht erhält.

Bevor der Traum vom Endspiel geträumt werden kann, muss man erst einmal den Traum vom Viertelfinal verwirklichen. Und davon ist der FC Basel nach diesem torlosen Hinspiel so weit entfernt wie vor dem Anpfiff dieses Achtelfinals. Dass es in einer Woche in Sevilla einer jener aussergewöhnlichen Leistungen bedarf, um auf oberstem europäischen Niveau in eine nächste Runde aufzusteigen, daran ändert dieses 0:0 nichts.

» Die Ergebnisse der Achtelfinal-Hinspiele im Überblick

Im Gegenteil: Der Schweizer Meister war in der Lage, dem Titelhalter der Europa League Widerstand zu leisten, er musste sich, was die Spielanteile und den Ballbesitz (45:55 Prozent) anbelangt, zwar ein Stück weit dominieren lassen, er präsentierte sich taktisch jedoch auf Augenhöhe und überzeugte mit einer geschlossenen Teamleistung. Und dieser FCB besass in einem Spiel, das phasenweise Rasenschach von gehobenerem Niveau bot, sogar die besseren Gelegenheiten, um ein Tor vorzulegen.

Das war das einzige, was die 22’403 Zuschauer im St.-Jakob-Park aus Basler Sicht betrübte. Und was auch Urs Fischer in seinem Fazit nicht unter den Tisch kehren wollte: Der FCB-Trainer spricht von einem «mutigen und abgeklärten» Auftritt seiner Mannschaft, davon, dass sie «die richtige Mischung zwischen Offensive und Defensive gefunden hat» und «sich nicht hat verleiten lassen, zu euphorisch zu werden».

Jankos Chance, Bjarnasons Chance – der FCB wird ihnen vielleicht nachtrauern

Schon in der achten Minute hatte Marc Janko die Führung auf dem Kopf, als er auf eine Steffen-Flanke das Tor um  Zentimeter verfehlte. Es war unter dem Strich der einzige Abschluss des Goalgetters und die erste verpasste Basler Gelegenheit, dem Spiel einen eigenen Anstrich zu geben.



From left, Basel's Michael Lang, Sevilla's Benoit Tremoulinas, Basel's Marc Janko and Sevilla's Timothee Kolodziejczak fight for the ball during the UEFA Europa League Round of 16 first leg soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and Spain's Sevilla Futbol Club at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Thursday, March 10, 2016. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Mark Jankos Kopfball in der achten Minute  knapp neben das Tor – der Österreicher wird sich am meisten über diese vergebene Chance ärgern. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Kurz nach Seitenwechsel bot sich Birkir Bjarnason, wieder vorbereitet vom zum offensiven Aussenverteidiger umfunktionierten Renato Steffen, die zweite hochkarätige Möglichkeit. Doch der Isländer, 14 Tage nach seinem Mittelhandbruch mit einer Manschette zu einer bärenstarken Vorstellung fähig, donnerte den Ball ins Fangnetz.

Dazu kamen zwei weitere Chancen für Adama Traoré, der für den zur Pause mit einer Köchelblessur in der Kabine gebliebenen Michael Lang eingewechselt worden war. Allesamt ungenutzte Gelegenheiten, denen der FC Basel in einer Woche in Sevilla womöglich noch nachtrauern wird.

Fischer: «Werden eine Schippe drauflegen müssen»

Dann, wenn Sevilla sein anderes Gesicht, sein Heimgesicht zeigen wird. Auswärts sind Los Rojiblancos in Europacup und Meisterschaft weiterhin ohne Sieg in dieser Saison, dafür fegen sie daheim fast jeden Gegner diskussionslos aus dem Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan. Urs Fischer ist sich dessen bewusst: «Sevilla ist zuhause eine Macht. Da müssen wir noch eine Schippe drauflegen.»

Fischers Antipode Unai Emery kommentierte das torlose Remis, als ob er ganz auf die eigene Magie des Rückspiels setzt: «Wir hatten über weite Strecken Kontrolle über das Spiel, aber natürlich fehlt uns der Abschluss. Aber nächste Woche können wir zuhause spielen, das ist ein gewisser Vorteil. Die Basler sind stark, doch mit unserer Motivation und unserem Anspruch haben wir gute Chancen im Rückspiel, die nächste Runde zu erreichen.»

Chancen boten sich den Andalusiern auch im St.-Jakob-Park. Beispielsweise nach einem langen Ball des argentinischen Regisseurs Éver Banega, den Behrang Safari unterlief und der zur Vorlage für N’Zonzi wurde. Oder bei den Abschlüssen von Gameiro und Konolpyanka. Doch Basel hatte mit Tomas Vaclik einen Schlussmann in Topform, der Tscheche machte alle drei Möglichkeiten zunichte.



epa05204921 Basel's Renato Steffen (C) fights for the ball against Sevilla's Adil Rami (L) and Sevilla's Coke during the UEFA Europa League Round of 16 first leg soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and Spain's Sevilla Futbol Club at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 10 March 2016. EPA/LAURENT GILLIERON

Aufgabe gut gelöst: Der zum Aussenverteidiger umfunktionierte Renato Steffen, hier im Duell mit Adil Rami (links) und Sevillas Captain Coke. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Der FCB wird sich für das Rückspiel gegen die heimstarken Spanier wieder etwas einfallen lassen müssen. In die ersten 90 Minuten dieses Duells schickte Fischer seine Mannschaft mit einer Grundordnung aufs Feld, die man als Dreier- oder Fünferabwehrkette bezeichnen kann. Jedenfalls reagierte Fischer geschickt auf die ins Zentrum tendierenden, offensiven Flügelspieler und auf die nach vorne drängenden Aussenverteidiger der Sevillanos.

So wurde Renato Steffen bei der Arbeit gegen den Ball zum linken Aussenverteidiger. Und nach dem Ausfall von Lang wechselte der Winterzugang die Seite und erfüllte seinen Auftrag auch dort erstaunlich diszipliniert und verlor darob seine Wirkung in der Vorwärtsbewegung nicht.

Samuel für das Rückspiel gesperrt

Schmerzen wird die Basler die frühe Gelbe Karte für Walter Samuel, mit der der erneut starke Argentinier für das Rückspiel gesperrt ist. Mit Wadenproblemen wurde der Routinier in der 90. Minute gegen den lange verletzten Daniel Hoegh ausgewechselt. Dem Dänen steht nächste Woche in Sevilla eine Nagelprobe bevor.



British referee Anthony Taylor, left, gives a red card to Sevilla's Steven N'Zonzi, right, during the UEFA Europa League Round of 16 first leg soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and Spain's Sevilla Futbol Club at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Thursday, March 10, 2016. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor zeigt Steven N’Zonzi (rechts) die zweite gelbe Karte, die einen sehr strengen Platzverweis zur Folge hatte. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Nicht so dramatisch scheint es bei Michael Lang auszusehen. Die Bänder am Sprunggelenk sind in Mitleidenschaft gezogen, und für Sonntag und das Punktspiel gegen St. Gallen (13.45 Uhr, St.-Jakob-Park) wird er deshalb nicht in Frage kommen. Mit einer entsprechenden Bandage, das deutete der Trainer bereits an, könnte er aber in Sevilla wieder zur Verfügung stehen.

Ebenso wie der im Hinspiel gesperrte Breel Embolo. Eine Basler Waffe, die Sevilla noch nicht am eigenen Leib zu spüren bekommen hat. Und dass der beeindruckende Steven N’Zonzi eine (sehr strenge) Gelb-Rote Karte kassierte, wird den Baslern im Rückspiel nicht zum Nachteil geraten. Andererseits kann Unai Emery Optionen aus einem Kader schöpfen, der eine grössere Tiefe besitzt als jener des FCB, wo am Donnerstag zwei Langzeitverletzte (Degen, Hoegh) und ein Youngster (Itten) auf der Bank sassen.

Fest steht: Gelingt dem FC Basel in Sevilla jenes Tor, das er im Hinspiel nicht geschafft hat, muss Sevilla im Rückspiel doppelt treffen. Beides ist den zwei Mannschaften zuzutrauen.

Marc Janko, Renato Steffen und Birkir Bjarnason im Interview:

 

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Vor dem Spiel:

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