Die Sprintstaffel der Frauen mit Mujinga Kambundji, Marisa Lavanchy, Ellen und Léa Sprunger ist nach einem weiteren nationalen Rekordlauf ein heisses Eisen im Feuer für die Leichtathletik-Europameisterschaft Mitte August in Zürich. Bei der Athletissima in Lausanne präsentieren sich dagegen die Basler Alex Wilson und Marquis Richards noch nicht in EM-Form.
Er sprang und er sprang kräftig über – der Funke zum Leichtathletik-Publikum bei der Athletissima in Lausanne. Die 4×100-Meter-Frauenstaffel sorgte unmittelbar vor dem Schlussfeuerwerk für das Schweizer Highlight auf der Bahn und begeisterte die 13’000 Zuschauer in Lausanne. Mujinga Kambundji, Marisa Lavanchy, Ellen und Léa Sprunger legten einen perfekten Lauf auf die Pontaise und sahen ihre Anstrengungen mit der neuen Schweizer Rekordzeit von 42,94 Sekunden und Rang 3 belohnt.
Ein Riesenschritt war dieser dritte Rekordlauf – nach 43,90 (2011) und 43,21 (2013) auf ebendieser Bahn. Unerwartet kam dieser Exploit nicht. Vielmehr war er angesteuert worden, und für Coach Laurent Meuwly war dies die gewünschte Bestätigung: «Mit einem Toplauf sind wir dabei.»
Anschluss an die europäische Spitze
Angelangt ist diese Staffel damit mitten in der europäischen Spitze. Sie bildet seit fünf Jahren eine Einheit und besteht aus sechs bis sieben schier ebenbürtigen Kandidatinnen. Platz 3 belegt sie in der aktuellen kontinentalen Bestenliste, und as eröffnet Perspektiven im Hinblick auf das grosse Saisonziel, die Europameisterschaften in Zürich (12. bis 17. August).
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Von einer Medaille wird gesprochen. Wie schwer diese zu erringen sein wird, zeigte sich aber gerade in diesem Rekordrennen. Vor der Schweiz liefen zwei weitere europäische Equipen ein, Holland und Deutschland, gut eine halbe Sekunde sowie drei Zehntel schneller. Das Schweizer Rekordrennen war EM-finalwürdig besetzt, und dennoch ist Meuwly überzeugt, dass weitere zwei bis drei Zehntel nötig sind. Mit «geringeren Sicherheitsmargen und mehr Risiko» wird das angesteuert.
Wegweisendes Zeichen
«Grosse Freude» bereitete die Frauenstaffel Peter Haas. Der Basler, in den 70-er-und Anfangs 80-erJahren über 400-Meter-Hürden zwei Mal Schweizer Meister und mit der 4×400-Meter-Staffel EM-Vierter und Olympia-Teilnehmer, bezeichnete in der Funktion als Chef Leistungssport bei Swiss Athletics diesen jüngsten Staffel-Rekord als «Superzeichen» und erinnerte daran, dass bis vor wenigen Jahren Staffel-Zeiten von unter 45 Sekunden bejubelt worden waren. Mit Blick auf die Widersacherinnen und auf die EM konnte er nun festhalten: «Das war praktisch ein EM-Finale, und das verspricht einiges.»
Dieser starke Eindruck zum Meeting-Abschluss «überstrahlte vieles», wie sich Haas ausdrückt. Recht hatte er. Mit Ausnahme der Berner Sprinterin Mujinga Kambundji – sie verpasste über 100 Meter ihren eigenen Schweizer Rekord von Mitte Juni lediglich um einen Hundertstel und das trotz weniger idealer Bedingungen – wuchsen die zahlreich vertretenen Schweizer Leader nicht über sich hinaus.
Hürdenläufer Hussein büsst für seinen Mut
Seine Möglichkeiten angedeutet hat über 400-Meter-Hürden Kariem Hussein. Der Thurgauer ging das Rennen sehr offensiv an und büsste auf den letzten 80 Metern. Seine Zeit von 49,38 Sekunden war gut, aber nicht exzellent. «Ich fühlte mich lange sehr schnell unterwegs und glaubte an eine Superzeit», sagte er hinterher. Das wurde es nicht, auch wenn der 25-Jährige erst zwei Mal schneller gestoppt worden ist.
Doch ihm schwebte vor, erstmals die 49-Sekunden-Marke zu durchbrechen. Für Haas ist dieses Resultat allerdings keine Enttäuschung: «Kariem büsste für seinen Mut, doch irgendwann kommt er durch.»
Der Lerneffekt für Selina Büchel
Deutlich mehr traut er auch Selina Büchel zu. Die 22-jährige 800-Meter-Läuferin war vom horrenden Anfangstempo ihrer Serie überfordert und lief dem Feld von Anfang an allein hinterher. Die Zeit von 2:03,34 Minuten entsprach den (eigenen) Erwartungen nicht.
Beunruhigend ist dies aber weder für Koordinator Haas, noch für die diesjährige Hallen-WM-Vierte selber. Sie war (noch) überfordert, befand sich immer in der Defensive und ihr Schritt hatte noch nicht die Unbekümmert- und Lockerheit ihrer besten Tage. «In diesem Rennen ging es brutal schnell zur Sache, ich habe gesehen, wo’s bei mir noch fehlt», sagte sie.
Als solid bezeichnete Haas die 11,52 Sekunden von 200-Meter-Spezialistin und Staffel-Captain Léa Sprunger.
Wilson und Richards noch nicht in EM-Form
Noch nicht in EM-Hochform präsentierten sich die Männersprinter, der Basler 100-Meter-Rekordhalter Alex Wilson (21,18 über 200 Meter), Pascal Mancini (10,43) und Amaru Schenkel (10,48, beide über 100 Meter). Und ebenfalls nicht wie gewünscht in Szene setzte sich im Stabhochsprung der zweite Basler im Hauptprogramm, Marquis Richards. Er musste sich mit 5,17 Metern begnügen.