Nach der 0:2-Niederlage gegen Bosnien-Herzegowina üben die Schweizer Selbstkritik. Insbesondere Fabian Schär, der einen schwarzen Abend einzog. Die Aussagen einiger Spieler, die die Schweiz mit dem Titel an der Europameisterschaft in Verbindung bringen, sind momentan weit weg.
Es lag vor allem an den Schweizern, dass Bosnien-Herzegowina weitestgehend Herr über dieses Testspiel war. Ein diagonaler Pass reichte, um die Abwehr vor dem ersten Tor durch Edin Dzeko auszuhebeln; ein Freistoss in der der Nähe des Strafraums genügte, um durch Miralem Pjanic die Partie zu entscheiden.
«Hinten bekommen wir zu einfach Tore. Und vorne machen wir sie nicht.» Treffender als Fabian Schär kann man die Lage der Schweizer Nationalmannschaft 73 Tage vor ihrem ersten Spiel an der Europameisterschaft nicht zusammenfassen, den ersten Test verlor das Team in Dublin gegen Irland mit 0:1, den zweiten vier Tage später im Letzigrund gegen Bosnien mit 0:2.
In der Pause hatte der Trainer die Basler Luca Zuffi und Breel Embolo eingewechselt. Die Veränderung schien zuerst den gewünschten Effekt zu bringen, die Schweiz hatte in den Minuten nach dem Seitenwechsel ihre beste Phase.
Doch Zuffi spielte kaum einen vielversprechenden Ball, und Embolo schien ebenso ohne Fortüne zu agieren wie momentan beim FC Basel. Die Augen richteten sich eigentlich nur in dieser einen Szene auf Embolo, als der 19-Jährige mit dem bosnischen Torhüter zusammenprallte und gepflegt werden musste.
Die Szene, in der Breel Embolo wahrgenommen wurde: Der Basler prallt mit Jasmin Buric zusammen. (Bild: Keystone/WALTER BIERI)
Und so war bei den Schweizern das angesagt, was in Phasen der Erfolgslosigkeit immer bemüht wird: Schönreden. «So schlecht, wie die Resultate in den beiden Testspielen es aussehen lassen, ist es nicht», tönt das bei Lichtsteiner, oder: «Wir haben keine Angst vor der EM, wir wissen, was wir draufhaben.»
Nur: Der Mann, der gegen Bosnien Captain war, steht an diesem Abend im Letzigrund etwas verloren da mit seinen Rettungsversuchen. Denn seine Kollegen unternehmen diese gar nicht erst: «Viel ist uns in diesen Spielen nicht gelungen», sagt Schär, «deshalb sollten wir nicht viel aus diesen Tests mitnehmen.» Und Gelson Fernandes sagt: «Was ich mitnehme aus diesen Spielen, ist, dass wir viel Arbeit vor uns haben.»
An diesem Dienstagabend ist nichts zu hören von den grossen Worten, die das Schweizer Team mit dem Europameistertitel in Verbindung bringen. Und vielleicht ist das Vermeiden von offensiven Parolen auch der Versuch, mit einem Schritt zurück vorwärtszukommen.
Die Einsamkeit auf der Bank: Renato Steffen nach Spielende. (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)