Der RTV Basel verliert das Derby gegen den TV Möhlin mit 28:31. Die ausgezeichnete Torhüterleistung Pascal Staubers reicht nicht aus, zu fehlerhaft ist der RTV in der Offensive.
Dragomir Cmiljanovic, der Trainer des RTV Basel, dürfte sich etwas abgeschoben vorgekommen sein, als er von Präsident Alex Ebi an den Rand der Spielerbank beordert wurde. Die Coachingzone gehörte während des ganzes Spiels weniger dem offiziellen Trainer denn Ebi, der in seiner Arbeit als Spontancoach wegen Kritik am Schiedsrichter die gelbe Karte sah.
Auch auf dem Feld war die Rollenverteilung bei der 28:31-Niederlage des RTV beim TV Möhlin zuweilen unklar. «Es ist normal, dass mit drei neuen Spielern im Kader die Automatismen nicht auf Anhieb funktionieren», sagt Igor Stamenov, der wegen einer Verletzung an der Wurfarmschulter (links) nicht zum Einsatz kam («mit einem Einsatz hätte ich eine schlimmere Verletzung riskiert und die ganze Saison aufs Spiel gesetzt).
Offensive Verzweiflung
Einer der angesprochenen Neuen ist der Schwede Max Falkman, der mit sieben Treffern bester Werfer der Basler war. Neben dieser sieben Treffer standen beim Blonden mit der exzentrischen Nummer 99 aber auch Fehler zu Buche, die es dem RTV am Ende nicht mehr ermöglichten, den Rückstand wettzumachen.
Gleiches galt für Marko Vukelic, dem besten RTV-Schützen der Saison; erst kurz vor Schluss erzielte er nach erfolglosen rund 50 Minuten zwei Treffer. Die glücklose Leistung Vukelics machte deutlich, dass die Basler im rechten Rückraum auf den ehemaligen Nationalspieler angewiesen sind.
Mit der hohen Deckungsvariante der Möhlemer, bei denen der ehemalige RTV-Akteur Sandro Strübin drei Treffer erzielte, kamen die Basler zu keinem Zeitpunkt zurecht. Sie war das Prunkstück in einer Partie, die ansonsten wenig handballerische Klasse für die 600 Zuschauer bot.
Ein möglicher Lösungsansatz greift nur bedingt
Der vom RTV gewählte Lösungsansatz, über Kreisanspiele diese Verteidigung zu knacken, gelang sechs Mal. Alleine der 21 Jahre alte Schwede Dick Hylken war fünf Mal erfolgreich. Die riskanten Anspiele führten aber auch immer wieder zu Ballverlusten und ermöglichten dem TV Möhlin schnelle Gegenstösse – und schliesslich die definitive Übernahme der Führung ab der 48. Minute (siehe Grafik «Torfolge» unten am Text).
Einzig Torhüter Pascal Stauber tat, was er seit Jahren für die Realturner tut, und verhinderte als bester Spieler seiner Mannschaft eine höhere Niederlage. Der ehemalige Torhüter der Nationalmannschaft deutete während der ganzen Partie immer wieder an, dass er eigentliche für höhere Aufgaben berufen wäre als Spiele in der zweithöchsten Spielklasse der Schweizer Handballs zu bestreiten.
Stauber bester Mann – einmal mehr
Seinen Meister fand Stauber lediglich im deutschen Rückraumspieler Marcus Hock, der mit neun Treffern fast einen Drittel aller Möhlemer Tore erzielte. Ihn bekamen die ebenfalls offensiv verteidigenden Basler nie richtig in den Griff – und wenn der ehemalige Bundesligaspieler sich einmal in einer ungünstigen Position befand, hatte er das Auge für den frei Stehenden.
Der RTV liegt nach der Niederlage auf Platz vier in der Tabelle, vier Punkte hinter dem ersten Platz. «Wir wollen diese Position so lange wie möglich halten und uns an den beiden Ersten festklammern. Dann schauen wir, was am Ende der Saison drinliegt», sagt Stamenov.
Aus dem Innenleben der Mannschaft nach sechs Siegen aus neun Spielen gibt er Preis: «Die Stimmung ist ausgezeichnet. So, wie bereits letzte Saison.» Daran ändert auch die Niederlage gegen Möhlin nichts.
Nationalliga B (Tabelle)
TV Möhlin–RTV 1879 Basel 31:28 (12:13)
Sporthalle Steinli, Möhlin. – 600 Zuschauer. – SR: Brianza/Jucker. – Torfolge: 2:0, 2:2, 5:3, 6:4, 7:5, 8:6 (17.), 8:10 (21.), 9:11 (23.), 12:11 (26.), 12:13; 13:15, 14:16, 17:18, 18:19 (41.), 20:19, 22:22 (48.), 27:22 (53.), 28:23 (54.), 28:26 (56.), 30:26, 30:28, 31:18 – Strafen: Siebenmal 2 Minuten (inkl. Disqualifikation wegen dreimal 2 Minuten gegen Meier/32., 13:13) gegen den TV Möhlin, viermal 2 Minuten gegen den RTV 1879 Basel.
TV Möhlin: Vogel/Wenger (für drei Penalties); Ban (1), Freitag, Braun, Lenzin, Meier, Soder (3), Brugger (5), Milovanovic (6), Stalder (4), Hock (9/4), Ahmetasevic, Strübin (3).
RTV 1879 Basel: Stauber/Steiner; Hylken (5), Stamenov, Ebi (2), Langhein, Wessner (3), Basler, Martinez (3), Vukelic (2), Schröder (3/2), Korac, Golubovic (3), Falkman (7/1).
Bemerkungen: RTV 1879 Basel komplett, setzt Stamenov (Verletzung an der linken Schulter/Schussarm), Steiner, Langhein und Basler nicht ein. – 24. (9:11) Stauber hält Penalty von Hock. – Time-Outs: Möhlin: 30. (12:12), 55. (18:25) und 60. (31:28). – RTV 1879 Basel: 14. (5:3), 52. (26:22) und 59. (30:27).