Mit viel Schwung haben die Nordwestschweizer Leichtathleten die Freiluftsaison in Angriff genommen, und am Pfingstmontag versammeln sie sich beim Meeting auf der Schützenmatte. Von Marquis Richards und Gregori Ott wird in den kommenden Monaten zu hören sein. Und natürlich von Alex Wilson, dem schnellsten Mann der Schweiz, der gerade mit dem Staffel-Eklat in den Schlagzeilen ist.
Das Susanne Meier Memorial am Pfingstmontag auf der Schützenmatte in Basel lockt zu einem ersten Grossvergleich in der noch jungen Leichtathletik-Saison. Neben 800-Meter-Halleneuropameisterin Selina Büchel (startet über 400 Meter), Jugend-Olympiasiegerin Angelica Moser (Stabhochsprung) und weiteren nationalen Aushängeschildern, werden sich auch die besten Basler präsentieren – bis auf den verletzten Silvan Wicki, den kranken Gregori Ott und die gesundheitlich angeschlagene Simone Werner.
Nachfolgend ein Überblick zu den Befindlichkeiten der Leistungsträger und den jungen und ganz jungen Athleten, darunter auch ein Pechvogel:
Alex Wilson (25/LC Basel): Der Schnellste hat Ärger
Alex Wilson: Hat derzeit ein Problem mit dem Verbandstrainer, ist ansonsten aber guter Dinge. (Bild: Keystone/SALVATORE DI NOLFI)
Alex Wilson ist der schnellste Mann der Schweiz, dank seiner 10,12 Sekunden vom vorletzten Sommer über 100 Meter. An diesem Status orientiert sich Alex Wilson: «Mein Ziel sind die Weltmeisterschaften in der zweiten Augusthälfte in Peking. Dorthin zielt der Formaufbau, in China will ich zeigen, was ich kann.»
Dass es am vorletzten Wochenende an der Staffel-WM auf den Bahamas zum Disput mit Nationaltrainer Laurent Meuwly, vor Ort zur Suspendierung und jetzt zum Ausschluss aus dem Staffelprojekt gekommen ist, bezeichnet er als schade. Der Schlussstrich unter diese Angelegenheit ist wohl noch längst nicht gezogen.
Dafür fühlt sich der gebürtige Jamaikaner in seinem neuen Umfeld unter Trainer Sven Rees in Stuttgart umso wohler. «Viel Neues» hat er kennengelernt, hat «viel mehr als früher» ins Kraft- und in reines Schnelligkeitstraining investiert. Seine Trainingswerte bezeichnet er als «durchweg besser als in früheren Jahren». Seine Devise lautet: «Jetzt geht es darum, den Tag x zu erwischen und die Topleistung auf die Bahn zu legen.»
Marquis Richards (24/TV Arlesheim): Das hohe Ziel
Noch fehlt der Pfupf: Stabhochspringer Marquis Richards. (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)
Mit der Teilnahme an den Heim-Europameisterschaften des letzten Sommers in Zürich verfügt mit Stabhochspringer Marquis Richards ein zweiter Nordwestschweizer bereits über Erfahrung an einem internationalen Grossanlass. Auf diese Erfahrung will er bauen. In den letzten Wochen legte er mit Trainer Anatoly Gordienko sein Augenmerk nochmals auf harte Einheiten und viele Stunden.
Darum erstaunte ihn der durchschnittliche Saisoneinstand (5,05 Meter) nicht. «Es fehlte der Pfupf, doch ich bin von der Superkompensation überzeugt», sagt er. Von dieser will er in den kommenden Wochen und Monaten zehren. «Mich auf internationaler Ebene etablieren», nennt er als Ziel. Ein Fernziel – die Olympischen Spiele des nächsten Jahres in Rio – treibt ihn an. Für diesen Sommer reizen ihn internationale Einsätze in der Diamond League, allen voran das Stabspringen von «Weltklasse Zürich», ausgetragen im Hauptbahnhof Zürich.
Zumindest im Hinterkopf spielt auch die WM in Peking eine Rolle. Seine Bestmarke um mindestens 10 Zentimeter auf 5,65 Meter verbessern müsste er, um den Qualifikationswert zu erfüllen. «Ein hohes, aber sicher kein unrealistisches Unterfangen», sagt er.
Gregori Ott (21/OB Basel): Nicht verunsichern lassen
Jetzt auch noch krank: Kugelstosser Gregori Ott. (Bild: Keystone/STEFFEN SCHMIDT)
Als «katastrophal» bezeichnete Gregori Ott seinen Saisoneinstand. Mit 15,93 Meter musste er sich am SVM-Final begnügen, mit einer «Weite, die ich fast nicht sagen darf, die ich schier aus Stand werfen kann». Sein erster Erklärungsansatz: «Ich kam aus einer harten Trainingswoche und durchs lange Warten vor dem Wettkampfstart begann ich mich zu verkrampfen, verflog die Spannung.» Nichts war somit mit der Pflichtweite von 17,35 Meter, welche die Qualifikation für sein erklärtes Saisonziel, die U23-EM in Tallin, bedeutet hätten.
Eine Erklärung ergab sich ihm in den folgenden Tagen, als ihn eine Grippe flachlegte. Deshalb muss er auch auf den Start am Susanne Meier Memorial verzichten. Grundsätzlich verunsichert ist Ott nicht. Seine Zusammenarbeit mit Heimtrainerin Ursula Jehle und dem deutschen Hauptverantwortlichen Rolf Osterwald hat sich eingespielt. Und er setzt sich mit ganz anderen Herausforderungen auseinander – etwa mit der Frage, wann der erste 19-Meter-Stoss gelingt. Und sollte gar einmal «alles zusammenpassen und eine Weite über 19,50 Meter resultieren», würde gar die WM in Peking Realität.
Die Hoffnungsträger und der Pechvogel
Anspruch auf internationale Einsätze hegen weitere Leichtathleten der Region, etwa Silvan Wicki (20/OB Basel/100, 200 m), Christopher Ulmann (22/OB Basel/Weitsprung) Simone Werner (22/OB Basel/400 m), Michael Curti (21/LC Therwil/800 m), die in den USA lebende Chelsea Zoller (18/OB/400 m), Salomé Lang (18/OB/Hochsprung), Michelle Müller (18/OB/ 400 m Hürden), Ryan Wyss (LG Fortuna Oberbaselbiet/400, 800 m), Alexander Ham (20/OB/4×100 m), Pascale Stöcklin (18/OB/Stab), Lea Bachmann (19/OB/Stab) oder Finley Gaio (16/SC Liestal/Hürden, Sprint, Weit).
Glück im Unglück: Silvan Wicki und die schmerzhafte Begegnung mit einem Materialwagen. (Bild: Keystone/URS FLUEELER)
Am Beispiel von Silvan Wicki, dem letztjährigen U20-WM-Halbfinalisten über 200 Meter, zeigt sich aber auch, wie schnell sich alles ändern kann. Nach dem Saisoneinstieg mit Topwerten über 100 Meter (10,60 Sekunden), 150 (15,65) und 300 Meter (33,54 Sekunden – kein 20-jähriger Schweizer lief diese Distanz je so schnell) – stiess er vergangenen Samstag bei den Starvorbereitungen über 200 Meter mit einem fahrlässigerweise auf der Laufbahn abgestellten Materialwagen zusammen.
Schliesslich hatte er Glück im Unglück. Umfassende Untersuchungen im Spital ergaben ein starkes Hämatom im Oberschenkel, einen Muskelfaserriss, aber keine gravierenderen Verletzungen, etwa des Kreuzbandes. Nach einer Pause von zwei bis drei Wochen sollte Wicki wieder auf die Bahn zurückkehren und sein Saisonziel, die U23-EM in Tallin, zielgerichtet ansteuern können.
Der Leichtathletik-Kalender für Basel und Region | ||
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Datum | Ort | Anlass |
25. Mai | Basel, Schützenmatte | Susanne-Meier-Memorial, Internationales Pfingstmeeting |
31. Mai | Basel, Schützenmatte | Bebbi-Sprint |
13./14. Juni | Riehen, Grendelmatte | Kantonale Einzel-Meisterschaften beider Basel |
17. Juni | Liestal, Gitterli | Mille Gruyere, Regionalfinal |
27. Juni | Riehen, Grendelmatte | UBS-Kids, Regionalfinal |
22. August | Basel, Schützenmatte | Swiss Athletics, Sprint-Finals beider Basel |
23. August | Basel, Schützenmatte | Grosses Meeting für die Kleinen |
29./30. August | Basel, Schützenmatte | Schweizer Meisterschaften U20 und U23 |
29./30. August | Riehen, Grendelmatte | Schweizer Meisterschaften U16 und U18 |
9. September | Basel, Schützenmatte | Kantonale Staffelmeisterschaften beider Basel |
Weiterführende Links: Swiss Athletics | Swiss Starters | Leichtathletikverband beider Basel |