Ein Trainer schärft die Sinne seiner Spieler

Mit dem Auswärtsspiel am Sonntag (13.45 Uhr) in Sion wird das erste Drittel der Super-League-Saison absolviert sein. Beim Tabellenführer FC Basel hält Trainer Urs Fischer trotz komfortablem Vorsprung den Zeitpunkt für richtig, seiner durch Sperren und Verletzungen dezimierten Mannschaft ins Gewissen zu reden.

25.07.2015; Zuerich; Fussball Super League - Grasshopper Club Zuerich - FC Basel; Trainer Urs Fischer (Basel) (Andy Mueller/freshfocus)

(Bild: Andy Mueller/freshfocus)

Mit dem Auswärtsspiel am Sonntag (13.45 Uhr) in Sion wird das erste Drittel der Super-League-Saison absolviert sein. Beim Tabellenführer FC Basel hält Trainer Urs Fischer trotz komfortablem Vorsprung den Zeitpunkt für richtig, seiner durch Sperren und Verletzungen dezimierten Mannschaft ins Gewissen zu reden.

Als Urs Fischer am Donnerstag durchgezählt hatte, kam er zu dem beruhigenden Befund: alle Nationalspieler wieder zurück und alle gesund. Obendrein stellte der Trainer des FC Basel freudestrahlend fest, dass mit Taulant Xhaka, Shkelzen Gashi und Naser Aliji drei weitere FCB-Akteure auf den Europameisterschaftszug aufgesprungen sind. Aber Fischer wäre nicht Trainer des FCB, wenn er bei allen Glücksgefühlen nicht im gleichen Atemzug auf den weniger schönen Umstand hinweisen würde: «Wieder drei, die dann in der nächsten Saisonvorbereitung fehlen werden.»

Wahrscheinlich werden im Sommer 2016 in Frankreich so viele FCB-Spieler wie nie zuvor bei einem Turnier vertreten sein. Zehn sind es nach jetzigem Stand. Neben der albanischen Fraktion kommen die Schweizer Michael Lang, Breel Embolo und Luca Zuffi, die Tschechen Tomas Vaclik und Marek Suchy, der Österreicher Marc Janko und der Isländer Birkir Bjarnason hinzu. Weitere Kandidaten sind vorstellbar, dazu kommen die afrikanischen und asiatischen Spieler des FCB, und so könnte es bei Urs Fischer ähnlich einsam zugehen wie in der jüngsten Länderspielpause.

Doch das ist Zukunftsmusik. Die aktuelle Tournee geht weiter in Sion mit der zwölften Runde der Super League, gefolgt vom möglicherweise schon vorentscheidenden Europa-League-Heimspiel gegen Belenenses (Donnerstag, 19.00 Uhr) und der Revanche gegen die Young Boys am Sonntag darauf. 

Die Bestandsaufnahme: drei Verletzte, zwei Gesperrte

Nachdem Fischer seit dem letzten Spiel in Zürich phasenweise nur mit sechs Feldspielern aus dem Profikader plus Torhüter und ein paar Akteuren aus dem Nachwuchs «einigermassen» den Trainingsbetrieb aufrecht erhalten konnte, wird seit Donnerstag wieder vollzählig geübt. Die personelle Bestandsaufnahme unterscheidet

  • die Verletzten (3 Spieler): Daniel Hoegh, Adama Traoré und Jean-Paul Boëtius, wobei der Trainer seinen Verteidiger Traoré (Innenbandriss am linken Knie) auf «sehr gutem Weg» sieht,
  • die Rückkehrer (2): Matias Delgado und Behrang Safari, wobei der Trainer bei Safari noch einen Trainingsrückstand ausmacht und einen Einsatz in Sion quasi ausschliesst,
  • die Rekonvaleszenten (2): Ivan Ivanov (kam bei der Nationalmannschaft nicht zu Einsatzminuten) und Veljko Simic, die beide weiter Praxis in der U21 sammeln sollen und
  • die Gesperrten (2): Taulant Xhaka (fehlt nach Rot in Bern und reduzierter Sperre das letzte Mal) sowie Zdravko Kuzmanovic (sah in Zürich die vierte gelbe Karte).

Macht unter dem Strich drei Goalies und 17 Feldspieler, aus denen Fischer seine Reisegruppe ins Wallis zusammenstellen kann. Dort erwartet den FCB ein Gegner, «der mit viel individueller Klasse ausgestattet ist» (Fischer) und bei dem der FCB-Trainer einen Teamgeist ausmacht, wie er ihn in jüngerer Zeit nicht beim FC Sion beobachtet hat.

Fischer: «Die anderen schlafen nicht»

Für den FCB bedeutet das nichtsdestotrotz, auf die drei Punkte im Tourbillon aus zu sein und damit die Festigung seiner Spitzenposition. Oder wie Urs Fischer es ausdrückt: «Die anderen schlafen nicht. So schnell, wie ein Vorsprung in der Tabelle erarbeitet ist, so schnell kann man ihn auch verlieren.»

Fischer rechnet vor, dass aus einst zwölf Punkten Vorsprung noch sieben übrig sind – und dass er dabei den Schwund auf die Young Boys bezieht und nicht auf die seit Saisonbeginn auf Platz 2 lauernden Grasshoppers, verdeutlicht, wen er als den gefährlichsten Konkurrenten erachtet.

Noch betrachtet Fischer die Tabelle als «Momentaufnahme», und die jüngsten Auftritte seiner Mannschaft bewertet er – ausser den ersten Halbzeiten gegen Lugano und in Zürich – weniger kritisch als in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Der Trainer selbst hat Mängel in der Organisation auf dem Platz ausgemacht und fordert von seiner Mannschaft wieder mehr Kompaktheit und mehr «alle miteinander».

Zeit für eine Bewusstseinsschärfung

Und er scheint den Zeitpunkt für richtig zu halten, um bei seiner Mannschaft für eine Bewusstseinschärfung zu sorgen. «Ich glaube nicht, dass die Entwicklung so ist, dass man sich Sorgen machen müsste», sagt Fischer, «aber die Situation war so, dass man die Mannschaft informieren musste.» Übersetzt soll dieser elegant verkleidete Satz wohl heissen: Freunde, so geht es nicht.

In Sion, dem ersten Spiel in drei weiteren aufeinanderfolgenden englischen Wochen, dürfte Fischer ohne Rücksicht auf jüngste Länderspielbelastungen zwei Änderungen der Startelf von Zürich vornehmen: Mohamed Elneny anstelle von Kuzmanovic sowie Delgado anstelle von Gashi (siehe unten).

Seit 17 Punktspielen ungeschlagen gegen Sion

Zu verteidigen gibt es nicht nur den Vorsprung in der Tabelle, sondern auch eine mittlerweile stolze Serie: Seit dem 1. Mai 2011 ist der FCB in Meisterschaftsspielen gegen den FC Sion ungeschlagen. In Sion gab es seither sieben Siege und ein Unentschieden – eine Bilanz, die man sich früher im Wallis kaum vorstellen konnte.

 

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