Ein verlorener Test im fussballerischen Niemandsland

Der FCB verliert seine erste Partie des Uhrencups gegen die Wolverhampton Wanderers 1:2. Gegen das Team aus der Premier League spielt in der ersten Halbzeit eine Formation, die man sich zum Saisonstart vorstellen könnte – es sei denn, der Wechsel von Silvan Widmer geht bald über die Bühne. 

In Biel läuft es nicht anders als überall sonst: Wenn 32 Länder um den Weltmeistertitel spielen, interessieren sich alle für Fussball. Auf dem Seemätteli finden sich an diesem Dienstagabend ein paar Hundert Menschen ein, um sich den Halbfinal Belgien gegen Frankreich anzuschauen. Die Sympathien sind so verteilt, dass etwas mehr als die Hälfte den Belgiern die Daumen drücken.

Wie könnte es auch anders sein, schliesslich ist Biel so etwas wie das Belgien der Schweiz: So zweisprachig wie hier ist die Schweiz sonst kaum.

Hier auf der Sprachgrenze, wo sich das Deutschschweizer Arbeitsethos mit dem welschen Savoir-Vivre mischt, interessieren sich alle für Fussball. Aber eben nur dann, wenn 32 Länder um den Weltmeistertitel spielen.

Ansonsten hat es die weltumspannende Sportart schwer in der zehntgrössten Stadt des Landes. Trumpf ist hier Eishockey, was auch den Engländern nicht verborgen bleibt, die dieser Tage in Biel weilen. «An jeder Ecke wird man mit dem Eis konfrontiert, Eishockey hier, Curling da», sagt ein Engländer auf dem Hundemätteli.

Ein Test mit wenig Aussagekraft

Der junge Mann trägt das goldgelbe Trikot des Wolverhampton Wanderers Football Club und ist angereist, um sich in der Tissot-Arena das Testspiel zwischen dem FC Basel und seinem Team anzusehen. Die Partie des Uhrencups ist zum Unmut vieler um 18 Uhr angesetzt, zwei Stunden vor Anpfiff des WM-Halbfinals, entsprechend wenige finden den Weg in das schmucke Stadion.

1724 Menschen sollen es gewesen sein, heisst es später in einer offiziellen Mitteilung, geschätzt waren höchstens 400 da. Man hört, dass lediglich die letzte Partie dieses traditionsreichen Turniers während der Saisonvorbereitung ausverkauft ist, jene der Young Boys am Samstag gegen Wolverhampton.

Hier also, in diesem 2015 eröffneten Sportkomplex, der neben dem Fussball auch dem Eishockey Platz bietet, absolvierte der FC Basel sein drittletztes Testspiel vor dem Start in die Saison 2018/19. Die Aussagekraft der Partie war gering. Nur die ersten 45 Minuten gaben Aufschluss darüber, wie die Basler zum Saisonstart antreten könnten.

Widmers Wechsel ist beschlossen – man harrt der Vollzugsmeldung

Die einzigen Positionen, deren Besetzung für Trainer Raphael Wicky eine Knacknuss ist, sind der rechte Aussenverteidiger und der Spielmacher. Nach dem Abgang Michael Langs und der Verletzung Taulant Xhakas, der am Dienstag sagte, dass er noch drei bis vier Wochen Regenerationszeit benötige, ist momentan Raoul Petretta erste Wahl.

Der Linksfuss, eigentlich auf der linken Seite oder im zentralen Mittelfeld zu Hause, wird auf der rechten Seite in die Saison starten, wenn nicht bald der Transfer von Silvan Widmer in trockene Tücher gebracht wird. Der Wechsel des Schweizer Nationalspielers ist beschlossene Sache, man harrt lediglich der Vollzugsmeldung.

Die zweite Sorgenposition ist jene hinter der Spitze. Samuele Campo, der gegen Ende der letzten Saison ebenda die Nase vorne hatte, fällt mit einer Muskelverletzung aus. Für ihn spielte Aldo Kalulu hinter Ricky van Wolfswinkel und interpretierte die Rolle auf eine Art, die Wicky so beschreibt: «Aldo ist offensiv sehr vielseitig einsetzbar, das macht ihn sehr interessant. Wir denken, dass er die Position hinter der Spitze auch spielen kann. Einfach anders als Campo. Denn Aldo ist ein sehr wendiger und quirliger Spieler, der gern in die Tiefe geht.»

Immer wieder wechselten Kalulu und van Wolfswinkel die Positionen. Suchte Kalulu den Weg in die Spitze, liess sich van Wolfswinkel fallen. Und wartete van Wolfswinkel vorne auf die Bälle, hielt Kalulu im offensiven Zentrum die Stellung.

«Ich kann zwar nicht sagen, ob die Mannschaft weiter ist als vor einem Jahr. Aber sie versteht sicher mehr, was wir wollen.»

Raphael Wicky

Van Wolfswinkel brachte den FC Basel nach einem Freistoss Kevin Buas per Kopf in Führung,  Ansonsten lief wenig zusammen im Offensivspiel des FCB. Im Vergleich zum Zustand des Teams zur gleichen Zeit im letzten Jahr sieht Wicky aber einen entscheidenden Vorteil:

«Viele Spieler waren schon letztes Jahr da, bis auf Kalulu und Jonas Omlin, den Goalie. Die meisten kennen mich und die Art und Weise, wie wir Fussball spielen wollen. Deswegen ist nicht alles neu, wir mussten nicht von null beginnen. Unsere Spielidee war vor einem Jahr etwas Neues, heute nicht mehr. Damals haben wir neue Ideen reingebracht, jetzt machen wir weiter, wo wir aufgehört haben im Mai. Ich kann zwar nicht sagen, ob die Mannschaft weiter ist als vor einem Jahr. Aber ich kann sagen, dass sie sicher mehr versteht, was wir wollen.»

Wicky macht zehn Tage vor dem Saisonstart einen zuversichtlichen Eindruck. Daran ändern auch die zwei Tore des Gegners aus der Premier League nichts. Der Trainer, der in seine zweite Saison bei den Profis geht, schaut einer intensiven Phase entgegen. Nur drei Tage nach dem ersten Spiel in der Super League steht bereits die Champions-League-Qualifikation gegen PAOK Thessaloniki an. Entsprechend hat Wicky mit seinem Staff die Vorbereitung angepasst:

«Wir haben mehr Testpartien angesetzt im Vergleich zum letzten Jahr. In der Hoffnung, dass die Spieler schneller einen Matchrhythmus haben. Denn diesen hat man meistens Anfang Saison nicht. Man sieht immer mehr Mannschaften, die zwei Testspiele an einem Tag haben.»

Schon zum Abschluss des Trainingslagers in Rottach-Egern spielte der FC Basel zwei Testpartien an einem Tag. Am kommenden Freitag macht er das wieder so: Zuerst tritt er am Morgen auf dem Nachwuchscampus gegen den FC Aarau an, am Abend dann gegen Feyenoord Rotterdamm wieder in der Bieler Tissot-Arena.

Kuzmanovic: «Ich bin neu da und muss mich einleben»

Der Uhrencup ringt dann nicht mehr gegen eine übermächtige Veranstaltung um Aufmerksamkeit, denn ein WM-Spiel steht nicht an. Gut möglich also, dass sich mehr Zuschauer einfinden werden. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder mit dabei sein wird Zdravko Kuzmanovic. Der Serbe kehrte 2015 nach acht Jahren im Ausland mit einem Fünfjahresvertrag zum FC Basel zurück und wurde dann zu Udinese Calcio und später den FC Malaga ausgeliehen.

Nach seinen Leihjahren sagt der inzwischen 30-Jährige: «Wenn alles normal läuft, bleibe ich beim FC Basel. Es ist jetzt wichtig, dass ich die Mannschaft kennenlerne, denn viele Spieler kenne ich nicht. Ich bin neu da und muss mich einleben.»

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