Einblicke in die FCB-Offensivtaktik – und ein Tipp, wie man Elfmeter hält

Verkehrte Welt nach dem 1:1 des FC Basel bei den Grasshoppers. Der Schütze des vergebenen GC-Penaltys gibt sich sehr locker, dafür ärgert sich ein Basler über das mickrige FCB-Offensivspiel. Immerhin Yann Sommer bleibt Yann Sommer.

Der Basler Penalty Held, Torhueter Yann Sommer, rechts, stoppt den Penalty des Zuerchers Vero Salatic, links, beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel am Sonntag, 23. Februar 2014, im Letzig (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Verkehrte Welt nach dem 1:1 des FC Basel bei den Grasshoppers. Der Schütze des vergebenen GC-Penaltys gibt sich sehr locker, dafür ärgert sich ein Basler über das mickrige FCB-Offensivspiel. Immerhin Yann Sommer bleibt Yann Sommer.

Veroljub Salatic hätte geknickt sein können. Hätte er vor der versammelten Presse zum «mea culpa» angesetzt und sich über seinen Fehlschuss so kurz vor Schluss gegrämt, der Captain der Grasshoppers wäre auf Verständnis gestossen. Doch Salatic war weit davon entfernt, nach seinem vergebenen Elfmeter in der 89. Minute Trübsal zu blasen.

Klar, der Penalty hätte seinem Team einen 2:1-Sieg über den FC Basel sichern können. Aber bei Salatic schien die diebische Freude darüber, wie geschickt er den Elfmeter selbst provoziert hatte, den Ärger über den Fehlschuss bei weitem zu überwiegen. «Ich war aber auch clever», sagte Salatic mit breitem Grinsen – und erzählte davon, wie er sich vor Gegenspieler Fabian Frei geschlichen hatte, «der mich wohl gar nicht gesehen hat», und wie der ihn schliesslich zu Fall gebracht hatte.

Nein, Salatic war eigentlich bei bester Laune nach diesem 1:1 im Spitzenkampf der Super League. Und als ein Journalist wissen wollte, ob er sich denn nicht ärgere, dass die Basler nicht geschlagen worden waren, da diese schliesslich «nicht unwiderstehlich» gewesen seien, da antwortete er mit einem Spruch: «Ach, das weisst du, obwohl du nicht auf dem Platz gestanden bist?»

Eine bange Frage

Wirklich ein lockerer Typ, dieser Salatic, wie er da mit den Journalisten schäkerte und lachte. Aber irgendwann beschlich den Beobachter die bange Frage: Wenn sich der Drittplatzierte der Super League unmittelbar nach Schlusspfiff nicht so richtig über einen vergebenen Sieg gegen den Leader ärgern mag, wer will dann diesem FCB ernsthaft Paroli bieten? Wenn GC einfach so mit einem Punkt zufrieden ist, wo drei griffbereit auf dem Tablett lagen, wer soll dann die Siegermentalität aufbringen, die diese Basler vom fünften Meistertitel in Serie abhalten könnte?

Da bleiben nach Stand der Dinge und der 22. Runde wohl nur noch die Young Boys aus Bern, die mit ihrem 2:1-Auswärtssieg erstens den FC Luzern abschüttelten und ausserdem von der Punkteteilung in Zürich – dem dritten 1:1 in dieser Saison zwischen GC und dem FCB – profitierten. Der Berner Rückstand auf Basel verkürzte sich somit auf drei Punkte.

Ein Rätsel für Frei

Es fand sich dann doch noch jemand im Spielertunnel des Letzigrunds, der sagte, er sei «verärgert»: Fabian Frei. Und es war nicht der gegen ihn gepfiffene Strafstoss, der den FCB-Mittelfeldspieler beschäftigte. Jenen Moment handelte er kurz und bündig ab: «Ein klarer Penalty. Ich darf den Ball nie annehmen. Schade, habe ich keine Rückspiegel, sonst wäre mir das nicht passiert.»

Nein, es war das Spiel, das er und seine Mitstreiter abgeliefert hatten, das Frei Kopfzerbrechen bereitete. Als die Spieler vor der Partie die Aufstellung mit all den offensiv ausgerichteten Leuten gesehen hätten, erzählte Frei, «da verspürten wir richtig Lust darauf, gegen vorne etwas zu unternehmen. Warum das nicht geklappt hat, ist mir ein Rätsel.»

Frei mochte gar nicht erst die Schuld bei jemand anderem als bei den Basler Spielern suchen: «Der Trainer sagt uns, wie wir defensiv zu stehen haben. Und zur Offensive muss er uns nicht viel erklären, da sollten wir ja selbst wissen, wie es geht.»

Einblicke in die FCB-Taktik

Das waren Sätze, die einen erstaunlichen Einblick in die taktischen Massgaben erlauben, mit denen Murat Yakin seine Mannschaft offenbar aufs Feld schickt. Kurz gefasst, scheint beim FCB also zu gelten: Die Abwehrarbeit wird eingeübt – für die spielerischen Momente im Angriff sind die Spieler selbst verantwortlich.

Genau so sah die Partie im Letzigrund ja auch aus: Gegen vorne ging über weite Strecken wenig bis gar nichts. Und defensiv standen die Basler meist grundsolid.

Mit Ausnahme von zwei Szenen: Jene beim 0:1, als Matias Delgado den Ball im dümmsten Moment der Basler Vorwärtsbewegung verlor. Und jene, als Frei den Ball nicht schnell genug aus dem Strafraum klären konnte und sich Salatic den Elfmeter clever erschlich.

Wie nach dem Wochenendeinkauf

Aber für solche Fälle hat der FC Basel ja noch einen Torwart, bei dem die Elfmeterschützen der Super League weiche Knie bekommen. Kein Wunder, bei Yann Sommers Quote. Zehn Elfmeter wurden gegen ihn in seiner Zeit als FCB-Goalie in der heimischen Liga getreten. Und nur die Hälfte davon hat den Weg ins Ziel gefunden (siehe Liste unten).

Sommer selbst jedenfalls wirkt nach seinen gehaltenen Penaltys ja immer ein wenig so, als komme er gerade von einem eher ereignislosen Wochenendeinkauf: leicht verschwitzt – aber nicht sonderlich emotional aufgewühlt.

Und wenn Sommer davon erzählt, wie er Elfmeter hält, dann hilft das dem Laien auch nur bedingt weiter. «Ein Geheimnis gibt es nicht», pflegt er jeweils zu sagen, «es braucht auch etwas Glück.»

Wobei er diesmal doch noch seine Taktik erläuterte. Salatic sei ein technisch versierter Spieler, meinte Sommer: «Darum habe ich damit gerechnet, dass er wartet, bis ich mich für eine Ecke entschieden habe.» Also blieb Sommer stehen, bis Salatic selbst die Schussrichtung wählen musste – und hielt danach den Ball.

Vielleicht gibt’s am Donnerstag ein paar Tipps für die Offensive?

Ein Nachtessen wird er deswegen von Frei nicht bezahlt bekommen: «So weit kommt es noch! Goalie zu sein, ist ja sein Job.» Aber für ein herzliches Dankeschön direkt auf dem Platz reichte es sehr wohl. Und «zu einem Bierchen» wohl auch, meinte Frei dann noch, bevor er sich der Zukunft widmete. Am Donnerstag, in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv, «da müssen wir gegen vorne wieder mehr bieten».

Und wer weiss? Vielleicht gibt Trainer Yakin dann seinen Spielern ja auch noch einen kleinen Tipp mit auf den Weg, wie er sich denn das Spiel gegen vorne so vorstellt. Denn dass sie seine defensiven Anordnungen begreifen, haben die Basler beim 0:0 gegen Maccabi und dem 1:1 gegen GC eigentlich unter Beweis gestellt.

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