In Vaduz gewinnt der FCB ein Spiel mit 4:0, über dessen Ausgang es zu keiner Zeit Zweifel gibt. Diaz erzielt sein erstes Saisontor, Embolo trifft zweimal und Gashi schiesst das letzte Tor der Partie. Der FCB bleibt Leader vor dem FC Zürich – und Sousa scheint eine Mannschaft gefunden zu haben, die ihn überzeugt.
Grenzerfahrungen sehen anders aus. Der FC Basel reiste zwar für seine Partie der 15. Runde in der Super League in ein anderes Ländle. Aber an ihre Leistungsgrenze wurden die Basler beim 4:0-Sieg über den FC Vaduz nicht geführt. Dazu war der Gastgeber doch zu schwach auf der offensiven Brust.
Trotzdem war es ein guter, ein konzentrierter Auftritt des FCB, der nun vier Pflichtspiele in Serie gewonnen und dabei bloss ein Gegentor erhalten hat. Und dieses erst noch aufgrund eines recht frei erfundenen Elfmeters in Wohlen.
Weniger Wechsel aber mehr Varianten
Was auffällt an diesem stabilen FCB, sind zwei Dinge: Erstens wechselt Trainer Paulo Sousa seine Mannschaft nicht mehr so arg durch, wie er das früher zu tun pflegte. In Vaduz waren es im Vergleich zum 4:0-Sieg über Ludogorets am Dienstag Marcelo Diaz und Philipp Degen, die für Mohamed Elneny und Taulant Xhaka in die Mannschaft rotiert wurden.
Der Prozess ist wohl einer, der vor allem bei Sousa selber stattfindet. Gut so. #rotblaulive
— Mr. Oli (@aulit_z) November 9, 2014
Und zweitens ist der FCB derzeit in der Lage, auf dem Feld die Schwächen des Gegners erst auszuloten – und sie dann auch knallhart auszunutzen. Gegen Ludogorets hatten die Basler bis zur Pause herausgefunden, dass sich die gegnerischen Innenverteidiger zu sehr aus der Abwehrreihe locken liessen. Prompt erzielten sie das 1:0 und das 2:0 durch die Mitte.
Die Schönheit der Diagonale
Gegen Vaduz nun, das sich in der Defensive mit drei zentralen Verteidigern zu wehren versuchte, erfasste der FCB schnell, dass der Weg zum Erfolg über die Flügel und mit Diagonalzuspielen in die Tiefe möglich sein müsste.
Fabian Schär lancierte so mit einem wunderbaren Diagonalpass Shkelzen Gashi, dessen Flanke aber noch keinen Abnehmer fand. Kurz darauf war es Derlis Gonzalez, der Gashi mit einem weiteren Pass zwischen Vaduzer Innen- und Aussenverteidigung hindurch bediente, dieser aus 14 Metern aber noch ungenauer schoss, als er zuvor geflankt hatte.
Die Vaduzer, sie wankten schon früh in dieser Begegnung. Und dann kam zu den offenen Räumen auf den Flanken auch noch im Zentrum ein «dümmeres Foul», wie es Trainer Giorgio Contini später umschrieb. Luca Zuffi war kurz vor dem Strafraum reichlich ungestüm angegangen worden, Marcelo Diaz streichelte den Freistoss aus rund 17 Metern direkt ins Tor.
Nachhilfstunden beim 17-Jährigen
Was folgte, war die einzige Phase der Partie, in der Vaduz hätte zurückkehren können. Doch was die Liechtensteiner aus ihren vorhandenen Gelegenheiten machten, war nicht gut genug für ein Tor.
«Wenn es einen Punkt gibt in unserer Entwicklung, in dem es nicht vorwärts geht, dann ist es das Verwerten unserer Chancen in der Offensive», grämte sich FCV-Trainer Giorgio Contini danach.
Zweimal, erst kurz vor, dann kurz nach der Pause, kam das Heimteam einem Treffer sehr nahe. Wobei es in der 48. Minute Fabian Schär war, der seinen eigenen Torwart Tomas Vaclik zu einer Parade der gehobenen Klasse zwang. Beide Male gab der FCB bloss Sekunden nach der vergebenen Vaduzer Chance eine kleine Nachhilfestunde im Toreschiessen.
Es war Breel Embolo, der seine Pflichtspiel Tore Nummer 8 und 9 erzielte, was den 17-Jährigen kurzfristig zum Basler Topskorer machte, ehe Gashi in der 77. mit dem Tor zum 4:0-Schlussstand wieder mit ihm gleich zog.
«Wenn die Basler so spielen, wird es schwierig»
«Wir hatten Tiefe und Breite in unserem Spiel», freute sich FCB-Trainer Sousa im Anschluss an die Partie, der einen «fantastischen Auftritt gegen einen sich in letzter Zeit steigernden Gegner» gesehen hatte.
Sein Antipode pflichtete dem in Vielem bei, als er das 0:4 seiner Leute mit dem ersten Duell der beiden Kontrahenten verglich. Die Basler spielten nun variabler als bei jenem 3:1, in dem Vaduz erst in der Schlussphase in die Knie gezwungen worden war, meinte Contini: «Wir Gegner versuchen, das Zentrum dicht zu machen. Aber wenn die Basler so zwischen Breite und Tiefe variieren, wird es natürlich schwierig.»
Das Team wählt selbständig die richtige Variante
Der FCB unter Sousa also scheint nun in jene Phase einzubiegen, in der sich die Mannschaft im System des Portugiesen so sicher fühlt, dass sie selbständig in den einzelnen Spielsituationen den richtigen der eingeübten Lösungsansätze wählen kann. Und beim Entscheidungsprozess nicht zu viel an Geschwindigkeit einbüsst, wie ihr das zum Herbstbeginn noch häufig geschehen war.
Zweites 4:0 im zweiten internationale Spielen innerhalb von 5 Tagen. Der Prozess läuft wie geschmiert. #rotblaulive
— Dominik Marbet (@heschghoert) November 9, 2014
Dass die Spieler dabei auch davon profitieren dürften, dass sie zuletzt in stets nur minimal veränderter Formation auflaufen konnten, erscheint für Aussenstehende logisch. Was nicht heisst, dass Sousa das gleich sehen muss.
Das Gerüst scheint zu stehen
Gleichwohl scheint sein Team nun endlich ein funktionierendes Gerüst zu besitzen, das dem FCB jene Stabilität verleiht, die ihm bislang gefehlt hat. Und dieses funktionierende Gefüge könnte künftig auch wieder mehr Wechsel in der Mannschaft möglich machen, ohne dass gleich alles wieder ins Wanken gerät.
Vorerst aber wird der FC Basel in seinem Lauf durch die Nationalmannschaft gebremst. Erst am 23. November steht die Partie gegen den FC Aarau auf dem Programm. Die Gefahr, dass die Rotblauen bis dahin alles vergessen haben, was sie in den letzten Wochen umsetzen konnten, sie scheint aber nach den letzten, überzeugenden Auftritten gering.