Eine Dampfwalze mit tiefsinnigen Tricks kommt nach Basel

Er nimmt, wann immer es möglich ist, hohes Risiko auf sich, um seine Gegner zu besiegen und hat 2014 bereits den Weltmeister geschlagen. Am Schachfestival Basel vom 1. bis 5. Januar ist Arkadij Naiditsch damit der klare Favorit. Herausgefordert wird er von der Weltnummer 1 der Junioren Richard Rapport.

Schach, Arkadij Naiditsch

Er nimmt, wann immer es möglich ist, hohes Risiko auf sich, um seine Gegner zu besiegen und hat 2014 bereits den Weltmeister geschlagen. Am Schachfestival Basel vom 1. bis 5. Januar ist Arkadij Naiditsch damit der klare Favorit. Herausgefordert wird er von der Weltnummer 1 der Junioren Richard Rapport.

Er hat 2014 bereits den Schach-Weltmeister geschlagen. Und doch gesteht Arkadij Naiditsch: «Ich fände es verwunderlich, wenn ich Weltmeister würde.» Bei der Mannschafts-Olympiade in Norwegen zwang die deutsche Nummer 1 zwar Magnus Carlsen in die Knie. Da nützte dem den norwegischen Nationalhelden auch der «Aufschlag» mit den weissen Steinen nichts.

Trotzdem zweifelt Naiditsch daran, dass er überhaupt in die Top Ten der Welt kommt. «Mir fehlt es leider an Konstanz», klagt der 29-Jährige und setzt fort, «ich hole oft mehrere Punkte weniger als möglich! In der Bundesliga passierten mir mehrere Einsteller – da willst du am liebsten aufhören …»

Jahresbeginn ohne Zweifel

Zum Jahresanfang plagen Naiditsch jedoch keine solchen Selbstzweifel. Beim Schachfestival Basel im Hotel Hilton geht der Baden-Badener als Topfavorit an den Start. Das ohnehin ausgeprägte Ego des 24. der Weltrangliste ist gestärkt durch einen überzeugenden Erfolg beim Zürcher Weihnachts-Open: Am Dienstag sicherte er sich mit glänzenden 6,5 Punkten das erste Preisgeld von 3000 Franken.

Als einziger Grossmeister gab Naiditsch in den sieben Runden nur ein Remis ab – und bestätigte seinen Ruf als «Dampfwalze»: Der taktisch äusserst versierte Deutsche riskiert immer viel, um Unentschieden gegen Schwächere zu vermeiden, und überrumpelt durchschnittliche Grossmeister oft durch tiefsinnige Tricks.

Der fantasievolle Herausforderer

Die dürften ab dem 1. Januar auch in Basel verfangen und dem Angriffsspieler womöglich weitere 2500 Franken bescheren. Doch mit Richard Rapport hat Naiditsch einen ebenso versierten wie fantasievollen Herausforderer: Der Ungar steht nicht nur auf Platz 33 in der Welt, sondern ist bei den Junioren gar die Nummer 1.

In Zürich patzte er allerdings bereits in der ersten Runde gegen Amateur Frank Salzgeber (Naters). Rapport berappelte sich zwar danach, musste sich jedoch am Ende mit Platz fünf und 5,5 Zählern bescheiden. Das soll ihm am Rhein nicht noch einmal passieren.

Der beste Schweizer muss sich steigern

Hinter den beiden kreativen Stars dürfen sich noch der Venezolaner Eduardo Iturrizaga und Aleksandar Delchev (Bulgarien) Chancen auf den Sieg im Meister-Turnier ausrechnen. Auf Position fünf ist Yannick Pelletier gesetzt. Der in Montpellier lebende Schweizer Nationalspieler muss sich aber gegenüber Zürich deutlich steigern. Der Grossmeister holte nur 4,5:2,5 Punkte und kam so als 24. nicht einmal in die 20 Preisränge.

In Basel gibt es nur zehn Geldpreise – und 200 Franken für die Plätze acht bis zehn lohnen sich für einen Profi angesichts der fünftägigen Veranstaltung bis 5. Januar (siebte und letzte Runde ab 9.30 Uhr) kaum.

Trotzdem zog der Tross aus Zürich weiter nach Basel – jeder Profi erhofft sich Platz eins und jeder starke Amateur den Zugewinn einiger Elo-Ratingpunkte für die Weltrangliste.

Der «Soldat Schweijk» des Schachs

Nur einen wie Vlastimil Hort juckt derlei nicht mehr. Der 70-Jährige spielt aus Spass an den 32 Figuren auf den 64 Feldern – seine besten Zeiten, als er zu den Top Five zählte, sind längst vorbei. Als Kommentator wird der Deutsche mit tschechischen Wurzeln aber noch immer von den Fans geliebt ob seines sprachlichen Witzes und Singsangs, ähnlich dem des «braven Soldaten Schweijk».

Angesichts von mindestens neun Grossmeistern und einer Grossmeisterin im Hilton sind sich die Veranstalter sicher: «Wir werden wieder ein tolles Festival erleben!», verspricht Organisator Bruno Zanetti.

Über 250 Teilnehmer

Der Macher vom Verein Schachfestival Basel darf sich bereits über mehr als 250 Voranmeldungen freuen. Im Meisterturnier, dessen Spitzenpartien täglich live auf der Webseite des Turniers übertragen werden, gehen mindestens 85 Denkakrobaten an den Start. Im zeitgleich ausgetragenen Amateur-Open haben sich bisher 116 Spieler eingeschrieben.

Am 3. Januar (20 Uhr) findet noch ein Blitzturnier mit nur fünfminütiger Bedenkzeit statt. Für den Wettbewerb um den Jugendschachkönig am 4. Januar (ab 10.30 Uhr) liegen mehr als 50 Anmeldungen vor. Die Turniere werden nach aktuellem Stand 2015 zum letzten Mal im Hilton ausgetragen, das 2015 dem Baloise Park weichen wird.

Schachfestival Basel (1. bis 5. Januar 2015)

Spielplan im Hotel Hilton:
Donnerstag: 14 Uhr: 1. Runde Meister, Amateure.
Freitag: 9.30 Uhr: 2. Runde Meister, Amateure. 16 Uhr: 3. Runde Meister, Amateure.
Samstag: 12 Uhr: 4. Runde Meister, Amateure.
Sonntag: 9. 30 Uhr: 5. Runde Meister, Amateure. 16 Uhr: 6. Runde Meister, Amateure.
Montag: 9.30 Uhr: 7. Runde Meister, Amateure. 17 Uhr: Preisverteilung.

Modus
Meister, Amateure: 7 Runden, CH-System
Kadenz: 100 Min. 40 Züge + 30 Min. und  30 Sek. pro Zug ab Start.

Preise Meister
Fr. 2500, 2000, 1500, 1000, 700, 500, 300, 200, 200, 200.

Spezialpreise
Bis ELO 2300, bis ELO 2100, Dame, Senior je Fr. 200.

Preise Amateure
Fr. 1000, 700, 400, 300, 250, 200, 150, 100, 100, 100.

Spezialpreise
Bis ELO 1800, ELO 1600, ELO 1500 je Fr. 100.

Nächster Artikel