Eine Gala des FC Basel und eine Schande für die Fans

Überschattet von einem zehnminütigen Unterbruch ist der 5:1-Sieg des FC Basel gegen den FC Zürich. Nachdem vor allem aus dem Sektor der Gästefans Petarden gezündet und geworfen wurden, schickt der Schiedsrichter beide Teams in der 73. Minute in die Kabine. Der FCB, für den Breel Embolo drei Mal trifft, macht mit dem Erfolg in diesem turbulenten Klassiker einen grossen Schritt zur Meisterschaft – er führt die Tabelle mit zehn Punkten an.

Der Basler Breel Embolo, links, tunnelt den Zuercher Torhueter Yanick Brecher, rechts, beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Zuerich am Sonntag, 12. April 2015, im Stadion St. Jakob-Park in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub) (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Überschattet von einem zehnminütigen Unterbruch ist der 5:1-Sieg des FC Basel gegen den FC Zürich. Nachdem vor allem aus dem Sektor der Gästefans Petarden gezündet und geworfen wurden, schickt der Schiedsrichter beide Teams in der 73. Minute in die Kabine. Der FCB, für den Breel Embolo drei Mal trifft, macht mit dem Erfolg in diesem turbulenten Klassiker einen grossen Schritt zur Meisterschaft – er führt die Tabelle mit zehn Punkten an.

Eigentlich haben sich zwei Mannschaften zum Fussball getroffen. Doch bei schönstem Wetter und prächtiger Kulisse von 32’000 Zuschauern im St.-Jakob-Park ist dieses Unterfangen getrübt worden durch die Geschehnisse, die sich überschlugen.

Es lief die 71. Minute, Avi Rikan passte nach Marek Suchys Ballverlust in den Rücken der Basler Abwehr zu Franck Etoundi, der das 3:1 erzielte. Sekundenbruchteile vor Rikans Zuspiel war ein lauter Knall aus dem Gästesektor ertönt, die Basler Abwehr war kurz verwirrt und Fabian Schär diskutierte mit Schiedsrichter Sascha Amhof darüber, ob das Tor nun zähle oder nicht.

Es zählte. Und es war aus Urs Meiers Sicht «sicher das einzig Positive an diesem Nachmittag», wie der FCZ-Trainer klar stellt.

Aufgeheitzte Stimmung nach zweimal Rot

Die Stimmung war nach den roten Karten gegen Davide Chiumiento und Shkelzen Gashi bereits aufgeheizt gewesen. Und weil im Anschluss an den Zürcher Treffer zum wiederholten Male pyrotechnisches Material knapp neben das Spielfeld flog, unterbrach der Schiedsrichter das Spiel für gut zehn Minuten.

Es verliessen zwei Mannschaften das Feld, zwischen denen zuvor bezüglich der fussballerischen Qualität eine grosse Differenz lag. Der FCB ging in der 24. Minute durch Shkelzen Gashi in Führung, nachdem Matias Delgado einen Eckball auf den zweiten Pfosten drehte, FCZ-Goalie Yannick Brecher zauderte und sich der beste Basler Scorer gegen Asmir Kajevic durchsetzte.

Der FCZ hatte zunächst nur eine harte Gangart zu bieten, mit der er sich dem Tabellenführer erwehrte und drei Verwarnungen sammelte. «Wir sind gut ins Spiel gestartet», findet FCZ-Trainer Urs Meier nichtsdestotrotz, «haben aber dann beim ersten Eckball auf Deutsch gesagt: geschlafen.» Die Situation wäre in der Tat zu verteidigen gewesen, umso mehr als Gashi im Cup-Halbfinal gegen den FC St. Gallen einen ähnlichen Treffer erzielt hatte.

Es war das erste von fünf Toren eines FCB, der nun «innerhalb einer Woche 14 Tore erzielt hat und nur zwei Gegentore hinnehmen musste», wie Trainer Paulo Sousa zufrieden festhielt. Nach dem 6:0 gegen den FC Aarau, dem 3:1 gegen den FC St. Gallen und nun dem 5:1-Sieg gegen den FC Zürich steht der FCB nicht nur im Cupfinal. Er hat in der Super League nach 27 Runden auch 10 Punkte Vorsprung auf die Young Boys.

Für Streller ist es der «grosse Schritt» zur «Vorentscheidung»

«Es ist ein grosser Schritt, dass wir vom Ausrutscher der Berner profitiert haben», sagt Marco Streller mit Blick auf die 1:3-Niederlage von YB gegen St. Gallen. Der Captain wählt danach auch das Wort «Vorentscheidung» und meint damit: den wahrscheinlichen Titelgewinn.

Das Spiel in der Zusammenfassung bei SRF (Klick auf das Bild):

Es sind vor allem die zehn Punkte Vorsprung, die der Konkurrenz zu denken geben müssen. Denn zwar hat der FCB gegen den FCZ klar gewonnen und dabei überzeugt. Er hat dabei allerdings nicht gegen einen der Grossen der Liga gespielt, zu schwach war die Leistung der Zürcher, die als Konkurrent um den Gewinn des Championats in die Meisterschaft gestartet waren.

Zum fünften Mal in Serie verlor Meiers Team, das zumindest nach über einem Monat mal wieder ein Tor erzielte. Der «Knackpunkt» für Meier war die rote Karte gegen Chiumiento, die «unsere Psyche wieder total gestresst hat».

Urs Meier: «Der Assistent hat über das Mikrophon die gelbe Karte erwähnt.»

Der Zürcher Captain – er ersetzte in dieser Funktion den für eine rote Karte gesperrten Yassine Chikhaoui – wurde vom Platz gestellt, weil er Matias Delgado an der Seitenlinie von den Beinen geholt hatte. «Meiner Meinung nach ist das eine übertriebene rote Karte», beschwert sich Meier nach dem Spiel und erklärt: «Der Assistent hat über das Mikrophon die gelbe Karte erwähnt.»

Entscheidend war die rote Karte schliesslich nicht, auch wenn sie für Meier ein Zeichen dafür ist, dass der FCZ «sehr labil auf die letzten Wochen reagiert». Denn Gashi wurde kurz vor der Pause ebenfalls vom Platz gestellt. Zuvor war er von Rikan rüde gefoult worden. Gashi revanchierte sich, indem er den Zürcher umstiess – und verliess unter dem Applaus des Publikums den Rasen.

Hitzig wurde die Szene allerdings auch deswegen, weil sich Marco Streller einschaltete und sich Rikan nach dessen Foul an Gashi annahm. Er sah, wie Rikan auch, die gelbe Karte und gesteht: «Es war keine gute Aktion, auch von mir nicht.»

Allerdings versichert der Captain, dass «nicht geschlagen, sondern nur geschubst wurde» und Sousa relativiert: «Die Kontrolle der Emotionen ist zwar wichtig. Aber wir verstehen, dass so etwas gegen gewisse Mannschaften und in einem gewissen Umfeld passieren kann.»

Jeweils zu zehnt setzten die beiden grossen Rivalen das Spiel fort, und der FCZ hatte offenbar die grösseren Probleme mit der neuen Zuordnung. Breel Embolo nahm einen Eckball von Luca Zuffi volley, Yannick Brecher, der neue FCZ-Goalie, lenkte den ersten Versuch noch an die Latte, musste sich bei Embolos Nachsetzen mit dem linken Fuss aber geschlagen geben.

Das Eigentor der Marke «vermeidbar»

Es war Embolos erster von drei Treffern, denn nur zwei Minuten nach der Pause machte er da weiter, wo er zuvor aufgehört hatte. Der Jüngste fing einen der vielen erbärmlichen Pässe der Zürcher Verteidigung ab, diesmal jenen von Nico Elvedi, lief auf Brecher zu und versenkte den Ball zwischen dessen Beinen hindurch zum 3:0 im Tor. Den vierten Basler Treffer bereitete der eingewechselte Mohamed Elneny vor, Embolo schüttelte Ivan Kecojevic ab und vollendete mit einem präzisen Abschluss.



Der Basler Breel Embolo jubelt ueber sein zweites Tor zum 3:0 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Zuerich im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 12. April 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

An der Fingerhaltung gilt es noch zu arbeiten, es waren drei, nicht vier Treffer von Embolo. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Den fünften Basler Treffer steuerten die demoralisierten Zürcher selbst bei: Berat Djimsiti, einer der überforderten FCZ-Verteidiger, wollte den Ball zu seinem Torhüter zurückspielen – und erwischte Brecher auf dem falschen Fuss. «Mit dem Eigentor haben wir uns quasi selbst erledigt», sagt Meier nach der Leistung des FCZ, die in dieser 27. Runde mehr Debakel als Versprechen für das vierte Saisonquartal war.

In der ersten dieser letzten neun Runden spielt der FCB kommenden Samstag auswärts in Sion, dem Gegner im Cupfinal. Aus Zürcher Sicht ist es bedauerlich, dass der FCZ gegen die Sittener im Halbfinal gescheitert ist. Aber nach den unschönen Umständen des jüngsten Klassikers ist es vielleicht ganz gut, dass am 7. Juni im St.-Jakob-Park der FCB nicht auf den FCZ trifft.

 

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