Blau ist sie eingebunden, die lädierte Hand des Birkir Bjarnason. Beim 0:0 des FC Basel gegen Sevilla gehört der Isländer zu den Besten. Ein anderer könnte seiner Equipe mit einer gelben Karte einen Bärendienst erwiesen haben. Zum Glück hat Urs Fischer dafür Offensivspieler im Kader, die auch Aussenverteidiger spielen können – auf beiden Seiten versteht sich.
Tomas Vaclik | Torhüter
Wenn der Tscheche in der Europa League die Handschuhe über seine 26-jährigen Hände zieht, dann erbringt er damit in den letzten Wochen formidable Leistungen. Massgeblich war er gegen die AS Saint-Etienne im Rückspiel am Weiterkommen beteiligt gewesen, und massgeblich war auch sein Anteil daran, dass der FCB im ersten Aufeinandertreffen mit Sevilla keinen Gegentreffer kassierte: mit Paraden gegen den später vom Platz gestellten Steven N’Zonzi (-> Bjarnason), gegen Kevin Gameiro und gegen Yevhen Konolpyanka.
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Wenn man wie Marek Suchy in fast jedem Spiel zum Einsatz kommt, da freut man sich vielleicht, wenn zumindest ab und an mal das System gewechselt wird. Auch wenn man als 24-facher Nationalspieler mit 84 Europacup-Einsätzen und 27 Altersjahren ein gestandener Fussballer ist. Suchy besetzte in der 3-5-2-Grundordnung die rechte Seite des Dreierblocks mit Walter Samuel und Behrang Safari. Hatte der Gegner den Ball, rückte er als Teil einer Fünferkette ein Stück weiter ins Zentrum.
Walter Samuel | zentraler Innenverteidiger
Die achte Minute könnte zum entscheidenden Moment in der Endabrechnung gegen Sevilla werden. Ebendann kassierte Walter Samuel eine gelbe Karte und ist damit im Rückspiel gesperrt. Wegen der Verletzung Manuel Akanjis, der an Krücken und mit geschientem Bein durch das Stadion humpelte, wird Urs Fischer in Sevilla höchstwahrscheinlich mit Suchy und Daniel Hoegh verteidigen lassen. Hoegh verfügt nicht über Samuels Erfahrung, dessen Ausstrahlung, Spielauslösung oder dessen Robustheit – Qualitäten, die der Argentinier beim 0:0 vor 22’403 Zuschauern zeigte und die nach seiner Auswechslung in der 90. Minute für Hoegh dem FCB in den letzten Sekunden fehlten.
Vereint gegen Steven N’Zonzi: Tomas Vaclik (links) und Walter Samuel. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)
Behrang Safari | linker Innenverteidiger
Behrang Safari hatte als Teil der Dreierabwehr eine defensivere Ausrichtung als in der Meisterschaft. Dort ist er im Ballbesitz weit vorne anzutreffen, im Achtelfinal-Hinspiel kam er selten über die Mittellinie. Dass Fischer den Schweden bei seinem möglicherweise letzten Europacup-Heimspiel für den FCB derart defensiv einstellte, hatte auch mit Gegenspieler Vitolo zu tun, dem Safari in einer Art Manndeckung zugeordnet war. Er liess gegen ebendiesen kaum etwas zu, unterlief allerdings nach einer Stunden einen langen Ball, der so zur präzisen Vorlage für N’Zonzi wurde.
Michael Lang | rechter Mittelfeldspieler
Es gibt aus der Welt des Tennis Zusammenschnitte von Knöchelverletzungen, bei denen man kaum hinsehen kann, wie die Füsse bei Ausfallschritten gleich reihenweise abknicken. Michael Langs unschönes Rencontre gegen Benoit Trémoulinas steht diesen Bildern in nichts nach. Eine halbe Stunde war gespielt, da traf des Franzosen Knie des Schweizers rechten Knöchel, der gab nach, und Lang humpelte an die Seitenlinie. Ein paar Minuten ging es noch weiter für den Nationalspieler, nach der Pause war aber Schluss. Für ihn kam Adama Traoré.
Man mag gar nicht hinsehen.#rotblaulive pic.twitter.com/7Wm4rgAazq
— Samuel Waldis (@samswald) March 10, 2016
Taulant Xhaka | zentrales Mittelfeld
Das 0:0 war wie geschaffen für einen Akteur vom Format Taulant Xhaka: viel Laufarbeit im Zentrum, aufgrund des Systemwechsels hohe Anforderungen im Positionsspiel, und ein Gegner, bei dem jeder Spieler mit seiner Physis punktet. Xhaka löste die Aufgaben und hätte zum Assistgeber werden können, wenn Birkir Bjarnason seine Volleyabnahme aus dem Mittelfeld verwertet hätte.
Luca Zuffi | zentrales Mittelfeld
Als die 79. Minute lief, da sagte auf der Pressetribüne eine erfahrene Stimme: «Wenn er den macht, dann ist er ein Fussballgott.» Der Ball ruhte in diesem Moment rund 20 Meter vor dem Tor, die andalusische Mauer wartete auf die Ausführung des Freistosses aus halbrechter Position, und die erfahrene Stimme, sie erinnerte sich der beiden Tore Zuffis gegen Saint-Etienne, so, wie viele andere im Stadion auch. Die Hoffnungen starben, als die Flugbahn des Balles schliesslich in der Mauer ihr Ende fand. Und die erfahrene Stimme auf der Pressetribüne sagte: «Fussball ist eben kein Wunschkonzert.» Zuffi dirigierte ansonsten im Mittelfeld gewohnt umsichtig und versuchte sich mit einem Weitschuss, der das Ziel verfehlte.
Hinfallen, Freistoss rausholen: Renato Steffen (fallend) verfängt sich in der andalusischen Abwehr. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Birkir Bjarnason | zentrales Mittelfeld
In der einen Farbe des Vereins gehalten, in Blau nämlich, war die gebrochene Hand des Isländers eingebunden. Beeinträchtigt hat die Bandage Birkir Bjarnason nicht. Er vergab zwar eine Chance nach Xhakas Vorlage, und eine weitere, die grössere seiner beiden Möglichkeiten, als er nach einem geblockten Schuss Renato Steffens an den Ball kam. Doch was der 27-Jährige sonst zeigte, war wunderbar anzusehende Fussballkunst: geprägt von einer grossen Laufleistung, von vielen horizontalen Positionswechseln in der Mittelzone – und als er drei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit das Foul N’Zonzis provozierte, sah dieser die zweite gelbe Karte. Einer der Besten in Sevillas Equipe fehlt somit im Rückspiel, ein weiterer Verdienst Bjarnasons.
Renato Steffen | linker Mittelfeldspieler
Dass er sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite spielen kann, hat Renato Steffen schon bei den Young Boys bewiesen. Dass er auch als Aussenverteidiger einsetzbar ist, weiss die Fussballschweiz seit diesem Donnerstag. Nicht genug aber, dass er von Fischer gegen den offensiv starken Aussenmann Coke auf der linken Abwehrseite positioniert wurde: Nach dem Wechsel Traoré für Lang durfte Steffen gleich noch zeigen, dass er es auch auf der anderen Abwehrseite kann. In der Offensive waren seine Arjen-Robben-artigen Abschlüsse zwar nicht vom Erfolg gekrönt, der dem Bayern-Spieler so oft vergönnt ist, gefährlich waren Steffens Abschlüsse aber allemal.
Matias Delgado | Stürmer
Als er nach Basel zurückkam, eilte ihm der Ruf voraus, dass er vor allem in der Offensive ein Spieler von Wert ist. Ein Bild, das der Argentinier längst widerlegt hat. Ein weiteres Beispiel? Als Sevilla eine Freistossvariante spielte, verstand der 33-Jährige diese als einziger und klärte die Situation. Was seine Kernkompetenz anbelangt, so war er im Angriff immer wieder Autor vielversprechender Pässe und versuchte sich in einer Situation selbst am Abschluss. In der 83. Minute war die starke Vorstellung zu Ende, Delgado wurde für Alexander Fransson ausgewechselt.
Wäre dieser Kopfball nur wenige Zentimeter in eine andere Richtung geflogen. So bleibt Marc Janko ohne Torerfolg. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)
Marc Janko | Stürmer
Von einem «weinenden Auge» sprach der Österreicher nach dem Spiel. Weinend deswegen, weil gegen den Sieger der letzten beiden Jahre vielleicht mehr drin gelegen wäre. Was, wenn Marc Janko diese grosse Möglichkeit in den ersten Minuten verwertet hätte, diesen einen Kopfball, der vielleicht zehn Zentimeter am Tor vorbeiflog? «So gut bin ich noch nicht, dass ich das steuern kann», sagte Janko im Nachgang.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Der Ivorer ersetzte nach der Pause den verletzten Lang. Gegen hinten blieb er fehlerlos. Gegen vorne war er einer der aktivsten Basler. Nur Fehlerlos blieb er dabei nicht. Nach einer Stunde traf er den Ball nicht, der rund zwölf Meter vor dem Tor unter seinem Fuss durchrutschte, und später schoss er bei seiner zweiten Möglichkeit neben das Tor. Den gelungen Auftritt mag das zwar schmälern, ein guter Eindruck bleibt gleichwohl.
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— Samuel Waldis (@samswald) March 10, 2016
Alexander Fransson
Kam in der 83. Minute für Delgado und war zu kurz im Einsatz für eine Bewertung.
Daniel Hoegh
Übernahm in der 90. Minute Samuels Platz und kam so bei seinem Comeback nach der Verletzung zu einem Kurzeinsatz. Zu kurz allerdings für eine Bewertung.
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Bewertungsdurschnitt: 5,1
Nicht eingesetzt: Germano Vailati (Torhüter), Philipp Degen, Cedric Itten, Davide Callà