Bei der Partie FC Basel gegen Lugano ging es zu und her wie an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Die Wertungen des Punktgerichts.
Tomas Vaclik | Torhüter
War so parat wie eine olympische Zielscheibe im 25 Meter Luftpistolenschiessen. Erwartete die Tessiner Schützen allerdings lange vergeblich. Als dann endlich einer vor ihm auftauchte, hielt dieser die vereinbarte Abschlussdistanz nicht ein und traf so mitten ins Schwarze. Stilsicher in sämtlichen Interventionen.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
In der öden ersten Halbzeit öfters in die wenigen gefährlichen Basler Angriffe involviert. Lockerte den Lugano-Riegel mit seinen Vorstössen. Knackte ihn dann, als dieser längst keiner mehr war: Mit seinem schwächeren linken Fuss spedierte Lang den Ball nach einem prächtigen Zuspiel von Luca Zuffi zum 4:0 ins Tor.
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Wirkte nach dem Ehrentreffer einigermassen verdutzt, als Rosseti an ihm und Kollege Balanta vorbeizog wie einige Minuten davor der Flitzer, der den FCB-Strafraum durchquerte. Anders als dem Flitzer, dem man auf der Tribünentreppe habhaft wurde, ging Rosseti die Puste nicht aus. Suchy hatte bis zu diesem Zeitpunkt im Abwehrzentrum alles unter Kontrolle. Verwandelte sich kurz vor der Pause vom Türsteher zum Türöffner, als er auf eine Zuffi-Ecke in den freien Raum spurtete und das, Achtung Floskel, wichtige 1:0 per Kopf erzielte. Im Turmspringen würde man sagen: Ausführung 9,5. Schwierigkeitsgrad 1,7.
Eder Balanta | linker Innenverteidiger
Der Kolumbier strotzte in den Zweikämpfen vor Selbstbewusstsein. Und er spielte mutige Pässe aus der Abwehr, die bei seinem vorherigen Arbeitgeber River Plate womöglich einen Abnehmer gefunden hätten, beim FCB sich allerdings allzu häufig im Tessiner Beingestrüpp verhedderten. Bis Balanta die Lücke füllen kann, die Walter Samuel hinterlassen hat, wird noch viel Wasser den Rio de la Plata herab fliessen.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Apropos Wasser: Linksverteidiger Traoré schwamm gehörig in der ersten Halbzeit. Während sich Traoré irgendwo in der Tessiner Platzhälfte dem nicht-olympischen Luftmatratzen-Lümmeln hingab, genoss der flinke Lugano-Flügel Ezgian Alioski seine Freiheiten. Den allgemeinen Qualitätsproblemen der Luganesi im Angriff geschuldet wurde Traoré dafür nicht bestraft. Wirkungsarm im Basler Angriffsspiel.
Taulant Xhaka | defensives Mittelfeld
Hatte den Job gefasst, die Bälle ins Mittelfeld zu tragen. Tat das nicht ganz fehlerlos. Stand der vertraglich vereinbarten Anzahl von Gegenspielern aber auf die Füsse und brachte somit eine solide Leistung auf den Platz. Quasi mit dem Schlusspfiff liess man ihn noch für einen Freistoss in gefährlicher Position ran. Xhaka schnibbelte gekonnt, doch Lugano-Schlussmann Mirko Salvi parierte.
Luca Zuffi | defensives Mittelfeld
Verstand sich als Raumfüller in Hälfte Eins, wobei oft fraglich blieb, ob der von ihm okkupierte Raum tatsächlich nach einer Besetzung verlangte. Servierte dann die Ecke auf Marek Suchy zum 1:0 und stand fortan da, wo es ihn brauchte. Hatte das Auge für den freien Raum vor dem 4:0, als von seinem Fuss ein Traumpass abging, der bei Michael Lang im Strafraum landete.
Renato Steffen | rechter Flügel
Renato Steffen ist ignorant. Punkt. Da bauen sich in der 48. Minute zwei Luganesi vor ihm auf, doch Steffen würdigt sie keines Blickes. Sondern trippelt vorbei und schlenzt den Ball sehenswert von der Strafraumgrenze ins lange Toreck zum 2:0. Leistete zudem die Vorarbeit für den eingesprungenen Delgado, blieb aber vor allem in der ersten Hälfte äusserst diskret, um nicht zu sagen: ignorant. Klatschte nach 62 Minuten bei Mohamed Elyounoussi ab.
Matias Delgado | offensives zentrales Mittelfeld
Drehte die Ehrenrunde nicht mit, sondern stand nach der Partie ein bisschen verloren mit dick eingebundenem Knie auf dem Platz. Eine eigene, mit Gelb geahndete Kampfeinlage setzte den FCB-Spielmacher in der 81. Minute ausser Gefecht. Zuvor gewohnt dossiersicher in seinem Fachbereich – inklusive dem in seinem Arbeitsvertrag festgeschriebenen Spektakel. Trug in der ersten Hälfte einen mit Applaus bedachten anderthalbfachen Salchow vor und vor dem 3:0 einen eingesprungenen Delgado, als er den Ball im Flug mit dem Aussenrist zu Torschütze Seydou Doumbia beförderte: Ausführung 10,0; Schwierigkeitsgrad 3,8.
Birkir Bjarnason | linker Flügel
Geschäftig und durchaus ein wertvolles Mitglied der olympischen Familie, vor allem wenn er den Flügel verliess und sich in Richtung Tor begab. Glücklos bei mehreren Torgelegenheiten, die beste davon nach einer halben Stunde, als er einen Kopfball nach einer Ecke neben das Tor setzte. Ein fleissiger Angreifer.
Seydou Doumbia | Stürmer
Hat man sich irgendwie spritziger gewünscht. Erstaunlich tempoarm der Basler Neuzugang – und trotzdem konstant torgefährlich: Traf nach der olympiareifen Kunstturneinlage von Matias Delgado zum 3:0. Liess sich öfters zurückfallen, um die Bälle nach vorne zu tragen. Hätte das in der 66. Minute besser bleiben lassen, als er nach einer Lugano-Intervention lautstark und theatralisch zu Boden ging. Der Ballverlust führte umgehend zum 1:4 aus Tessiner Sicht.
Mohamed Elyounoussi | rechter Flügel
Der junge Norweger erbte in der 62. Minute den Posten von Renato Steffen auf dem Flügel. Seine Einwechslung muss den Teamkollegen verborgen geblieben sein, erhielt Elyounoussi doch kaum Bälle. Wurde nach der Verletzung von Delgado in die Mitte versetzt, was ihm auch nicht mehr Aufmerksamkeit eintrug.
Marc Janko | Stürmer
Kam in der 73. Minute für Doumbia beim Spielstand von 4:1 – und damit zu einem Zeitpunkt, wo man keinem Stürmer eine Einwechslung wünscht. Hatte dann die eine Chance, die er nicht nutzte, weil er sein langes Bein nach Art des Fosbury Flop nicht fix genug in die Höhe bekam.
Jean-Paul Boëtius | rechter Flügel
In der 81. Minute für Matias Delgado eingewechselt. Zu kurz in der Partie für eine Bewertung.
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Bewertungsdurchschnitt: 4,5
Nicht eingesetzt: Vailati (ET), Gaber, Hoegh, Calla