Im letzten Weltcup-Rennen vor der WM beschert Alexander Choroschilow Russland im Nachtslalom von Schladming den ersten Sieg im Männer-Weltcup seit 1981. Daniel Yule wird Zehnter.
Vor dem entfesselten Alexander Choroschilow zogen auf der Planai von Schladming alle den Hut. Im WM-Ort von 2013 verfolgten 42’000 Zuschauer wie der 30-jährige Russe im ersten Lauf bei starkem Schneefall einen Vorsprung von rund acht Zehnteln herausarbeitete, und im Final-Durchgang konnte er seine Reserve sogar noch ausbauen.
In der Endabrechnung lag Choroschilow mit der riesigen Marge von 1,44 Sekunden vor Stefano Gross. Der Italiener, am 11. Januar Sieger des Slaloms von Adelboden, hatte im zweiten Lauf gleich sechs Positionen gutmachen können. Die Ränge 3 bis 5 belegten die Deutschen Neureuther, Dopfer und Strasser. Neureuther konnte seine Führung im Slalom-Weltcup vergrössern.
Über 40’000 Zuschauer säumten die Strecke und den Zielraum an der Planai in Schladming und trotzten dem dichten Schneefall.. (Bild: Keystone/HERBERT NEUBAUER)
Ohne Ankündigung kam Choroschilows Triumph nicht. In den sieben Slaloms zuvor hatte er jedes Mal die Top Ten erreicht. Mitte Dezember in Are jubelte er als Dritter über seinen ersten Weltcup-Podestplatz. Seine Konstanz basiert auf einem sehr sicheren Fahrstil. Choroschilow gerät auf der Piste kaum einmal aus der Balance.
Seinen Aufschwung sehen Insider auch darin begründet, dass er geheiratet und eine Familie gegründet habe. Dieses Umfeld scheint ihn zu beflügeln. Wohnhaft in der Oblast Moskau verbringt er die rennfreie Zeit im Winter meistens in Österreich. In der Ramsau hat das russische Team ein Domizil und auf der Reiteralm ihr Trainingszentrum. Ursprünglich stammt Choroschilow aus Jelisowo in der Region Kamtschatka, dem äussersten östlichen Zipfel Russlands.
18 Jahre nach Zelenskaja, 34 Jahre nach Schirow
Choroschilow hat mit seinem Exploit eine knapp 18-jährige Durststrecke beendet. Den bis gestern letzten Weltcup-Sieg für Russland hatte Warwara Zelenskaja am 2. März 1997 in einer Abfahrt in Happo One (Jap) eingefahren. Ein Sieg im Weltcup war damals auch ihrer Teamkollegin Swetlana Gladischewa gelungen.
Alexander Choroschilow: Mit einem Klick auf das Bild geht es zum SRF-Video seines zweiten Laufs. (Bild: Keystone/GIOVANNI AULETTA)
Für die Sowjetunion hatten sich einst zwei Männer in die Siegerlisten des Weltcups eingetragen. In den Achtzigerjahren gewann zuerst Waleri Zyganow eine Abfahrt, dann entschied Alexander Schirow vier technische Rennen zu seinen Gunsten. Seinen letzten Vollerfolg errang Schirow am 28. März 1981 in einem Riesenslalom in Laax. Nur zwei Jahre später kam er bei einem Autounfall ums Leben.
Der Skirennsport steht in Russland seit jeher im Schatten von vielen anderen Wintersportarten. Erst im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Sotschi sind die Bemühungen im Alpin-Bereich wieder ein wenig intensiviert worden. Choroschilow konnte nun mit einem Jahr Verspätung die Früchte dieser Anstrengungen ernten.
Yule vergibt bessere Platzierung
Der einzige Schweizer, der punkten konnte, war Daniel Yule. Der 21-jährige Walliser, der über britische Wurzeln und einen Matura-Abschluss verfügt, klassierte sich zum dritten Mal in dieser Weltcup-Saison an 10. Stelle. Diese Position hatte er auch in Levi und Zagreb eingenommen.
Glänzender erster Lauf, im zweiten eine bessere Platzierung verpasst: Daniel Yule, Zehnter in Schladming. (Bild: Keystone/ROLAND SCHLAGER)
In Schladming hatte Yule sich nach der Hälfte des Pensums sogar noch in Podestnähe befunden. Als Sechster fehlten ihm nach dem ersten Lauf zum «Stockerl» nur 37 Hundertstel. Im Final-Durchgang lief es dann aber nicht mehr rund; so wurde es nichts aus dem besten Karriere-Resultat. Als Bestmarke bleibt der 7. Platz von Kitzbühel aus der letzten Saison stehen.
Für die restlichen sieben Schweizer war das Rennen bereits nach dem ersten Lauf zu Ende gewesen. Sie alle verpassten es, bei letzter Gelegenheit die Selektionskriterien für die Teilnahme an den kommenden Weltmeisterschaften in Colorado vollumfänglich zu erfüllen.
Reto Schmidiger, Justin Murisier, Ramon Zenhäusern, Bernhard Niederberger und Luca Aerni müssen nun auf den Jugend-Bonus hoffen. Swiss-Ski gibt das definitive WM-Aufgebot heute Mittwoch bekannt. Es ist nicht zu erwarten, dass der Verband im Slalom nur Yule aufstellen wird.
Pleite für Hirscher und den ÖSV
Die Österreicher, die in der Vergangenheit bei ihrem Heim-Slalom in Schladming oft erfolgsverwöhnt gewesen waren, mussten diesmal eine Schlappe einstecken. Bester der ÖSV-Equipe war Marcel Hirscher als Vierzehnter. Der Gesamtweltcup-Leader fiel im Final-Durchgang mit einer zu risikoreichen Fahrt noch um zehn Positionen zurück. Vor dem Rennen hatte er darüber geklagt, dass er erschöpft und gesundheitlich angeschlagen sei.
Während Swiss-Ski an diesem Mittwoch seine letzten WM-Nominationen bekanntgeben wird, verschieben sich die WM-Teilnehmer zug um Zug in Richtung USA, wo in Vail und Beaver Creek vom 2. bis 15. Februar die Weltmeisterschaften stattfinden.
Das Resultat des Nachtslaloms von Schladming:
(Bild: Quelle: data.fis-ski.com)