Einen Tag vor dem WM-Kampf zwischen Vitali Klitschko und seinem Herausforderer Derek Chisora kommt es zum Eklat: Der Titelverteidiger wird vom Engländer geohrfeigt.
Es steht nicht speziell gut um das Schwergewichtsboxen. Die grossen Titel haben die Brüder Vitali und Wladimir Klitschko unter sich aufgeteilt. Vier für Wladimir (IBF, WBO, WBA, IBO) und einen (WBC) für Vitali. Untereinander kämpfen mögen sie nicht – und Gegner, die den beiden Ukrainern gefährlich werden könnten, sind keine zu sehen.
Da braucht es andere Dinge, um den Sport in den Schlagzeilen zu halten. Wobei dafür jeweils die Gegner der Klitschkos besorgt sein müssen. Am 12. Juli 2011 verschanzte sich Wladimirs Gegner David Haye in seiner Kabine und liess Gegner, TV-Crew und Zuschauer auf seinen Auftritt warten. Das war dann trotz eines in der Folge couragierten Auftritt Hayes fast schon das Spektakulärste am ganzen Kampf.
Am Samstag nun will Vitali Klitschko seinen WBC-Titel verteidigen (23.00 Uhr, RTL). Doch es könnte sein, dass Herausforderer Derek Chisora seinen spektakulärsten Schlag bereits einen Tag vor dem Duell ausgepackt hat. Beim traditionellen Wiegen verpasste der Engländer Klitschko eine Ohrfeige. In der Folge kam es zu einem kleinen Gerangel mit Betreuern und Sicherheitspersonal.
Chisora kann auch Küssen
Chisoras Promotor Francis Warren versuchte sich danach in so etwas wie einer Entschuldigung: «Vielleicht hatte er zuviel Adrenalin im Blut. Der Schlag kam einen Tag zu früh.» Dabei hätte Chisora durchaus so etwas wie eine sanfte Seite. 2010 küsste er seinen Gegner Carl Baker bei einer Pressekonferenz auf den Mund. Der konnte dieser Zärtlichkeit allerdings herzlich wenig abgewinnen: Es kam fast zu einer wüsten Schlägerei.
Klitschko gab sich am Freitag nach der Ohrfeige ganz cool: «Die Abrechnung erhält er im Ring.» Die Wahrscheinlichkeit, dass es genauso geschieht, ist gross. Chisora ist 15 Zentimeter kleiner als sein Gegner. Und er hat seine letzten zwei Kämpfe verloren, wenn auch gegen den Finnen Robert Helenius äusserst umstritten nach Punkten.
Das Pfeifen im Walde
Klitschko dagegen steht bei 43 Siegen in 45 Kämpfen. Und wenn Chisora androht, «nur einen Schlag» zu benötigen, um Klitschko «zu fällen», dann ist das wohl mehr das Pfeifen im Walde als ernsthafte Angriffslust. Vitali Klitschko jedenfalls ist bislang noch nie K.o. gegangen.
Was nicht bedeutet, dass in der Münchner Olympiahalle nicht Unvorhergesehenes passieren könnte. Chisora selbst sagt von sich, er sei «wahnsinnig». Was er auch schon im Ring bewiesen hat, als er 2009 Paul Butlin in der fünften Runde ins Ohr biss – und in der Folge für vier Monate gesperrt wurde.