Tomas Vaclik zeigt gegen St. Gallen ungeahnte Schwächen. Und Davide Callà blieb über weite Stecken blass. Dass sich am Schluss trotzdem beide zum erweiterten Kreis der Matchwinner zählen dürfen, ist ihrer individuellen Klasse – und einem kollektiven Basler Steigerungslauf geschuldet.
Tomas Vaclik | Torhüter
Der Tscheche wird an dieser Stelle üblicherweise als sicherer Rückhalt und Ruhepol geadelt. Üblicherweise. Denn gegen St. Gallen leistete sich Vaclik gleich mehrere Böcke, die man bei ihm nicht für möglich gehalten hätte. Seine Rolle beim Gegentor ist diskutabel, und in der 22. Minute knallte er den Ball auf den heranstürmenden Toko – der Abpraller ging nur Zentimeter am eigenen Tor vorbei. Vaclik, offensichtlich über sich selbst erschrocken, liess weitere Unsicherheiten folgen. Bestechend dann allerdings seine Parade gegen Toko in der 68. Minute.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
Drei mal nahm Michael Lang gegen St. Gallen Anlauf, seinen Scorer-Ausweis (zwei Treffer, ein Assist) aufzupolieren. Drei mal scheiterte er nur knapp. Von seinem Kopf (11. Minute) und Fuss (31.) flog der Ball am Tor vorbei, seine Massflanke auf Elyounoussi (55.) hätte dieser an einem anderen Abend verwertet. In der Defensive liess sich Lang zuweilen von der wackligen Leistung seiner Abwehrkollegen anstecken.
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Wo war Marek Suchy vor dem Führungstreffer der St. Galler? Irgendwo, nur nicht im Kopfballduell mit Passgeber Bunjaku, dessen Vorlage für Buess und via Latte zum Assist für Aratore werden konnte. Auch danach mit erstaunlichen Stockfehlern in der Verteidigung, die die St. Galler allerdings nicht mehr in Zählbares umzumünzen wussten. Nicht der beste Abend von Marek Suchy.
Eder Balanta | linker Innenverteidiger
Obwohl der Ball schwer zu verteidigen war, muss sich Balanta mindestens eine Teilschuld am frühen Gegentreffer ankreiden lassen: In seinem Rücken entwischte Roman Buess und wurde zum Assistgeber für Aratore. Danach wusste Balanta aber mit gutem Timing bei Kopfbällen und solidem Stellungsspiel zu überzeugen, in Puncto Spielsicherheit lief der Kolumbianer Nebenmann Suchy zum ersten mal den Rang ab.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Auch der vierte Basler Abwehrmann kämpfte gegen hoch pressende St. Galler mit Konzentrationsschwächen, die von Teams aus der – sagen wir, Premier League – bestraft worden wären. So glaubte er einige Szenen bereits bereinigt und stand prompt viel zu weit weg, als doch noch ein Gegner den Ball erlief. Der etwas fahrlässigen Spielweise folgte in der zweiten Halbzeit eine deutliche Leistungssteigerung.
Alexander Fransson | defensives Mittelfeld
Trug Fransson in St. Gallen statt Fussballschuhen Tarnkappen an den Füssen? Auf jeden Fall ward der Schwede selten in Nähe des Spielgeräts gesehen. Aber als defensiver Mittelfeldspieler kann ein Abend auch mal mit Räume zustellen und Anspielstationen verhindern zugebracht werden. Das tat Fransson – unauffällig, glanzlos, zuverlässig. Als er mal im gegnerischen Strafraum auftauchte, verfehlte er mit einem Hechtkopfball das Ziel nur knapp.
Taulant Xhaka | defensives Mittelfeld
Als in der ersten Hälfte der Basler Defensivverbund wackelte, waren vom 25-jährigen einige markige Gesten in Richtung Marek Suchy zu sehen. Dass sich der Mittelfeldstratege bemühte, die zentrale Achse zusammenzuhalten, kam dem Basler Spiel in der nervösen Anfangsphase sehr entgegen. Eine reife Leistung Taulant Xhakas, gekrönt vom gedankenschnell ausgeführten Freistoss in die Tiefe auf Callà vor dem 2:1.
Davide Callà | rechter Flügel
Zwei Schlüsselszenen reichten Davide Callà, um eigentlich unauffällige 90 Minuten mit dem Zuckerguss eines Matchwinners zu übertünchen. Sein reaktionsschneller Steilpass auf Andraz Sporar stand am Ursprung des Ausgleichs, dann war es nach dem Zuspiel von Taulant Xhaka sein (eigentlich missglückter) Abschluss, der das Eigentor Roy Gelmis erzwang. Calla scheint das Terrain seines ehemaligen Arbeitgebers zu liegen, schon beim rauschenden 7:0 vor Halbjahresfrist gehörte er mit einem Tor und einem Assist zu den Matchwinnern.
Matias Delgado | offensives zentrales Mittelfeld
Nach 20 Sekunden bereits böse gefoult am Boden – wofür Toko Gelb sah. Dann zu lax markiert, als er in der 25. Minute die Vorlage Sporars sicher im St. Galler Tor unterbrachte. Der Ausgleich war der vierte Saisontreffer (bei vier Assists) Delgados, der sich im Vegleich zum Mittwoch in Lausanne markant zu steigern wusste und dem sich danach noch weitere Chancen zum Torerfolg boten.
Mohamed Elyounoussi | linker Flügel
Seine auffälligsten Szenen hatte Elyounoussi, als er beim Ausgleich dem Ball aus dem Weg ging und so den Weg frei machte für Delgado, sowie in der 55. Minute mit einem Flugkopfball aus aussichsreicher Position (-> Michael Lang). Weitere Glanzlichter blieben dem linken Flügel verwehrt, der sich nichtsdestotrotz eine weitere engagierte Leistung gutschreiben lassen darf. Elyounoussi findet sich im Basler Angriffsspiel immer besser zurecht.
Andraz Sporar | Stürmer
In seinem ersten Super-League-Spiel von Beginn interpretierte Sporar seine Stürmerrolle weniger offensiv, als man das etwa von Doumbia oder Janko gewohnt ist. Gegen den ausgebufften Karim Haggui hatte der Slowene einen schweren Stand. Als sein Bewacher aber für einmal nicht da war, nutze er die Chance, um den Ball nach Zuspiel Callàs präzise in den St. Galler Rückraum zu spielen, wo Delgado nur noch einschieben musste. Zwei Einsätze am Mittwoch und am Samstag, zwei Assists: die Formkurve von Andraz Sporar, sie stimmt.
Renato Steffen | linker Flügel
Immer gut, wenn ein Trainer just dann einen Renato Steffen einwechseln kann, da dem Gegner die Kräfte schwinden. Pechvogel Gelmi kam gegen Steffen den entscheidenden Schritt zu spät und verursachte mit seinem Foul den Penalty in der 90. Minute – Steffen darf sich damit eine Art passiven Assist gutschreiben lassen.
Seydou Doumbia | Stürmer
Er kam, er sah, er traf. Die Trefferquote des Ivorers bleibt beachtlich, auch wenn Doumbia in St. Gallen von der Vorarbeit Steffens profitieren durfte. Umstritten seine Rolle vor dem Eigentor zum 2:1 aus Basler Sicht. Stand Doumbia im Abseits? War er noch am Ball? Alle Lamenti der St. Galler half nichts und so war Doumbia auch an diesem Treffer zwar irgendwie beteiligt – aber zum Basler Glück nicht beteiligt genug.
Birkir Bjarnason | rechter Flügel
Kam in der 80. Minute für Davide Callà und war zu kurz im Spiel für eine Bewertung.
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Bewertungsdurchschnitt: 4,4
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati, Gaber, Hoegh, Zuffi