Dank der gütigen Mithilfe der Young Boys rückt der Moment der 20. Meisterschaft für den FC Basel immer näher. Holt der FCB am Samstagabend gegen Vaduz drei Punkte und gewinnt YB tags darauf nicht gegen Lugano, dann sind die Basler am Sonntagnachmittag gegen 15.30 Uhr nicht mehr einzuholen. Was dann passiert, darüber will der FC Basel im Laufe der Woche Bescheid geben.
Eine Saison in der Super League, die an Eintönigkeit und Eindeutigkeit nur noch schwer zu übertreffen (oder je nach Sichtweise: zu unterbieten) sein wird, neigt sich dem Ende entgegen. Zwar ist erst eine Partie des letzten Quartals von 36 Runden gespielt, aber schon am Sonntag könnte die Meisterschaft auch rechnerisch entschieden sein.
Dann, wenn der FC Basel sein Heimspiel am Samstagabend (20 Uhr) gegen den FC Vaduz gewinnt und das Zweitplatzierte YB daheim Lugano nicht besiegen kann. Dann wüchse der Basler Vorsprung auf 22 (bei einem Berner Remis) oder 23 Punkte (bei einer Berner Niederlage) an, bei noch 21 zu vergebenen Punkten.
Nicht gegen Lugano zu gewinnen – das ist den Young Boys unbedingt zuzutrauen in einer einmal mehr wechselhaften Saison, der 30. hintereinander ohne Berner Titelgewinn. Und damit würde dem FCB etwas passieren, was ihm so noch nicht widerfahren ist: Er würde an einem spielfreien Tag, quasi mit hochgelegten Beinen zum Meister werden.
Auf dem Barfi wird niemand im Stich gelassen
Bei früheren Gelegenheiten übte sich der offizielle FCB in allergrösster Zurückhaltung und hätte sich lieber auf die Zunge gebissen, als über Vorkehrungen für eine spontane Meisterfeier in der Stadt zu reden. Oder man fand so schöne Formeln wie einst Mediensprecher Josef Zindel: «Von unserer Seite ist nichts geplant. Doch falls der Barfi voller Fans sein sollte, werden wir sie nicht im Stich lassen und mit ihnen feiern.»
Das war 2012 in einem höchst komplizierten Meisterschaftsfinale, in dem der FCB einen ähnlich krassen Vorsprung hatte. Die mühsamen Umstände damals waren einerseits der Xamax-Konkurs, weswegen die restlichen Teams in der Rückrunde jeweils zwei Spiele weniger auszutragen hatten. Und andererseits ging Sion-Präsident Christian Constantin der Fussball-Schweiz schwer auf die Nerven mit einem unendlichen Rechtsstreit durch alle Instanzen – um dann am Ende doch eine drakonische Strafe von 36 Punkten Abzug akzeptieren zu müssen.
Um rechnerisch in jedem erdenklichen Fall auf der sicheren Seite sein, reichte dem FCB seinerzeit ein 3:0-Sieg in Sitten in der 30. Runde noch nicht ganz. In trockenen Tüchern war der Titel eine Woche später mit einem 3:1 gegen Lausanne, was den schönen Nebeneffekt hatte, dass sich nach Abpfiff ein grosser Teil der 36’000 Zuschauer vom ausverkauften Joggeli auf den Weg zur Party in der Innenstadt machen konnte.
Der FCB will rechtzeitig informieren
Ganz so spontan fiele der Sonntag diesmal nicht aus. Ausserdem hat sich nach sieben Meisterschaften in Serie eine gewisse Routine eingestellt, und die ganz grossen, ausgelassenen Partys wurden zuletzt auf dem Barfi nicht mehr gefeiert.
Beim FC Basel macht man sich selbstredend Gedanken darüber, wie man die Situation handhaben will. Angesichts des riesigen Vorsprungs sagt Andrea Roth, Josef Zindels Nachfolgerin als Kommunikationschefin: «Wir wollen uns nicht lächerlich machen, und wir können die Leute ja nicht für dumm verkaufen.»
Am Donnerstag will man beim FCB zusammensitzen und dann die Fans rechtzeitig informieren. Klar ist, dass die Mannschaft am Sonntagvormittag ihr obligatorisches Auslauftraining nach einem Spiel absolviert. Denkbar ist zum Beispiel, dass die Mannschaft anschliessend gemeinsam im Stadion die Partie YB-Lugano (Anpfiff: 13.45 Uhr) verfolgt, um sich dann im Fall der Fälle ins Stadtcasino aufzumachen.
Die historische Marke
Am 29. Spieltag, also sieben Runden vor Saisonende, den Meistertitel zu feiern, wäre einmalig in der Geschichte der höchsten Schweizer Liga. Und was die Super League betrifft (seit 2003) wäre der FCB auch so früh dran wie nie. Lange vor den Eisheiligen jedenfalls, die es dieses Jahr ja offenbar auch eiliger haben. Am zeitigsten Meister war der FCB bisher am 24. April 2002, einem Mittwochabend im Berner Stadion Neufeld.
Die Grasshoppers waren 1998 am 33. Spieltag und nach einem Derbysieg Meister. Sie wiesen am Ende 16 Punkte Vorsprung auf Servette Genf auf, und zweistellige Abstände zum Nächstplatzierten erreichten nur noch zwei weitere Meister: der FCZ 1974 (12 Punkte auf GC) sowie zweimal Servette 1961 (10 auf YB) und 1940 (13 auf Grenchen).
Der FC Basel hat das inklusive 2002 in den zurückliegenden Jahren sechsmal geschafft. Der Rekord steht bei jenen 20 Punkten plus auf Luzern 2011/12. Als der FCB wie oben beschrieben schon nach der 31. Runde als Meister feststand. Das hat er in der vorigen Saison 2015/16 wiederholt.
Sollte es an diesem Wochenende aus welchen Gründen auch immer noch nicht reichen, gibt es am Freitag darauf im vorgezogenen Spiel in Luzern die nächste Gelegenheit. Gewinnt der FCB beide Spiele, ist es egal, was die Young Boys machen.