Eine riesige Enttäuschung und noch mehr Tatendrang

Der FC Basel hat am Donnerstag die Vorbereitung auf die neue Saison begonnen. Mit einigen neuen Gesichtern und einem Spieler auf Probe. Am Tag des WM-Eröffnungsspiels machte Fabian Frei kein Hehl über seine Nicht-Berücksichtigung für das Schweizer Aufgebot.

In Sachen Trainingsstart hat der FC Basel schon mal die Nase vorn: Während der Schweizermeister Young Boys erst kommenden Mittwoch wieder den Übungsbetrieb aufnimmt, ist der entthronte Serienmeister schon ganz bei der Sache. Und zwischen Laktattest am Vormittag im Leichtathletikstadion und einer ersten Einheit auf dem Platz am Nachmittag liessen ein tiefenentspannt von Haiwaii zurückgekehrter Cheftrainer Raphael Wicky und Sportdirektor Marco Streller keinen Zweifel an der Entschlossenheit, die nationale Spitzenposition zurückerobern zu wollen.

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Das kurzfristige Ziel steht allerdings schon in der ersten Saisonwoche auf dem Spiel: die erste Qualifikationsrunde zur Champions League. Am kommenden Dienstag erfährt der FCB, ob er es mit PAOK Saloniki oder Sturm Graz, dem Klub von Ex-FCB-Trainer Heiko Vogel, zu tun bekommen wird. Nimmt der FC Basel diese Hürde, ist ihm zumindest die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League sicher.

Zwei weitere Runden muss er überstehen, um an den für ihn prall gefüllten Fleischtopf der Champions League zu kommen. Da liegen fast 30 Millionen Franken Garantiebeträge drin, ohne dass ein Ball gespielt ist.

Der WM-Frust von Fabian Frei

Bei aller Vorfreude auf die kommenden Wochen mischte sich auch ein Misston ein. Am Tag des WM-Eröffnungsspiels und drei Tage vor dem ersten Spiel der Schweiz gegen Brasilien machte der ausgebootete Fabian Frei kein Hehl aus seinem Frust. «Ich bin sehr enttäuscht über die Art und Weise», sagt der 29-Jährige, der zunächst in einem erweiterten Kader figuriert hatte, den letzten Cut von Nationaltrainer Vladimir Petkovic vor dem Trainingscamp in Lugano aber nicht überstand.

Noch im März hatte Frei zum Team gezählt, war in den Testspielen gegen Griechenland und Panama eingewechselt worden und gehörte sogar zu den Torschützen. Seit Oktober 2011 und dem Debüt in Swansea gegen Wales unter Ottmar Hitzfeld gehörte Frei wiederholt nur sporadisch zum Kader. Er war an der EM 2016 in Frankreich dabei (Teileinsatz im ersten Spiel gegen Albanien), hat es in den bald sieben Jahren im Nationalteam jedoch nur auf 14 Länderspiele gebracht.

Kein Wunder also, musste sich Frei ein bisschen hin- und hergeschubst fühlen. Und die Fragen nach der WM treffen bei ihm einen wunden Punkt. Seinen WM-Fernsehkonsum in den nächsten Wochen plant er darum defensiv: «Am liebsten würde ich gar nicht zuschauen, weil es mich dann nur nervt. Aber ich wünsche dem Team alles Gute und viel Erfolg.» Über seine eigene Zukunft im Nationalteam sagt Frei: «Wenn es keine Perspektive für mich gibt, muss man sehen, ob es Sinn macht.»

Klare Hierarchie im Tor: Vaclik, Omlin, Antonio

Derweil floss nicht nur bei Frei, sondern bei allen Spielern, die am Donnerstag zum Laktattest aufgeboten wurden, der Schweiss in Strömen. Erspart blieb das vorerst dem neuen Torhüter des FCB, Jonas Omlin. Weil Eigengewächs Mirko Salvi eine Vertragsverlängerung beim FCB nicht angenommen und sich den Grasshoppers angeschlossen hat, sieht Marco Streller die Verpflichtung Omlins in zweierlei Hinsicht als Gewinn: «Er hat beim FC Luzern gezeigt, dass er ein überdurchschnittlicher Super-League-Torhüter ist. Und falls Tomas Vaclik doch noch einmal einen Wechsel machen wird, sind wir abgesichert.»

Trainer Wicky lässt keinen Zweifel daran, wer die Nummer 1 im FCB-Tor sein wird: «Die Hierarchie ist klar, das hat sich Tomas Vaclik hier in Basel erarbeitet. Man darf sich aber nie zurücklehnen.» Als Goalie Nummer 3 hinter Vaclik und Omlin geht der im Winter geholte, damals vereinslose Signori Antonio mit dem FCB in die Saison.

Junger Brasilianer auf Probe

Während acht gestandene Spieler am Donnerstag noch fehlten, gab es einige neue Gesichter zu sehen und ein paar bekannte, aber schon länger nicht mehr in FCB-Arbeitskleidung gesteckte Spieler. Dazu gehört Robin Huser, zuletzt nach Thun ausgeliehen, oder Eray Cümart, der mit einer operierten Schulter vom FC Sion zurückgekehrt ist und dessen Einstieg ins wettkampfmässige Training noch auf sich warten lassen wird.

Um die zweite Reihe in der Innenverteidigung zu füllen, stehen Yves Kaiser aus dem eigenen Nachwuchs sowie der von PAOK Saloniki verpflichtete Konstantinos Dimitriou parat, der am 30. Juni 19 Jahre alt wird. Für die nächsten zwei Wochen auf Probe trainiert ausserdem der Brasilianer Joao Renato da Cunha mit. Der 18-jährige Abwehrspieler war vor einem Jahr vom in die zweite Bundesliga abgestiegenen SV Darmstadt 98 verpflichtet worden, kam dort nicht über Einsätze in der viertklassigen Hessenliga hinaus und wurde nicht glücklich.

Nachzügler und Fragezeichen

29 Spieler umfasst derzeit die provisorische Kaderliste des FCB, inklusive Martin Liechti aus der U21 und Huser. Die Trainingsgruppe ergänzen werden in den nächsten Tagen die Nachwuchskräfte Alesandro Stabile, Uran Bislimi und Yannick Marchand, der am Samstag noch mit der U18 von Alex Frei um die Schweizer Meisterschaft spielt. Fragezeichen stehen ausserdem hinter den ausgeliehenen Cedric Itten (St. Gallen) und Dereck Kutesa (Luzern).

Zug um Zug steigen in den nächsten Tagen Spieler ins Training ein, die längere Ferien geniessen: Valentin Stocker stösst am Samstag dazu, am Montag folgen Alexander Fransson, Zdravko Kuzmanovic und Mohamed Elyounoussi, eine weitere Woche später Tomas Vaclik, Marek Suchy sowie Geoffroy Serey Dié. Und bei Michael Lang entscheidet das Schicksal der Schweiz an der WM, wann er Fabian Frei erzählen kann, wie es in Russland war.

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