Themen vor dem zweitletzten Heimspiel des FCB am Samstag gegen die Grasshoppers (17.45 Uhr): Die Serie der Ungeschlagenheit – und das geringe Interesse am Cupfinal vom kommenden Mittwoch.
Nach wochenlanger Verweigerung hat Heiko Vogel am Freitag seinen Widerstand aufgegeben. Der Trainer des FC Basel redet über die Serie seiner Mannschaft, von der es so gar nichts wissen wollte in der Phase, als sie sich rekordverdächtig aufbaute, der FCB der Konkurrenz mit jedem Sieg (häufig) und jedem Unentschieden (singulär) auf Lichtjahre (zumindest punktemässig) entschwand, aber das einzige Ziel war, endlich die Meisterschaft definitiv zu machen.
Letzteres ist seit dem 29. April erledigt, aber es brauchte noch das Spiel gegen Thun und jenes vergangenen Sonntag in Zürich, um den Meistertrainer weichzukochen. Gegen die Grasshoppers (Samstag, 17.45 Uhr, St.-Jakob-Park) kann der FC Basel gleichziehen mit der besten Serie, die bis anhin eine Mannschaft in einer Saison in der höchsten Schweizer Liga hingelegt hat: 26 Spiele ohne Niederlage, just aufgestellt von diesen Grasshoppers in der Zeit vom 13. September 1981 bis 22. Mai 1982.
Das (fast) unbekannte Gefühl des Verlierens
Am Freitag entgegnete Heiko Vogel auf das wiederholte Nachfragen in den Freitags-Medienkonferenzen: «Wirklich jetzt, und das entspricht der Wahrheit: Ich bekomme nicht mit, dass das eine unheimlich grosse Bedeutung hätte. Natürlich lesen wir alle, dass da eine Serie im Raum steht. Aber sie wird nicht grossartig thematisiert unter den Spielern. Nicht mal sekundär.»
Er habe sich sogar, schildert Vogel mit all seinem Schalk, überlegt: «Verlieren wir mal, damit das Thema vom Tisch ist.» In seiner Zeit als verantwortlicher Trainer haben sich inzwischen 24 Spiele auf nationaler Ebene ohne Niederlage angehäuft – 20 in der Liga, vier im Cup. «Verlieren – kenne ich gar nicht», sagt Vogel, um mit einem Augenzwinkern nachzuschieben: «Oder doch? Es gab da mal so ein 0:7…»
Und weil er nun schon einmal eingestiegen war auf die Serie von bis dato 25 Basler Spielen in der Super League ohne Niederlage seit dem 1:3 in Luzern am 20. August vergangenen Jahres, gab Vogel doch einen kleinen Einblick: «Meine Rechnung war: Wenn wir es schaffen bis YB, dann haben wir die Serie gebrochen. Aber ist ja auch wurscht.»
Der Eintrag ins Geschichtsbuch
Verliert der FCB nicht gegen den Rekordmeister, der mit neuem Trainer (Uli Forte für Ciriaco Sforza) und einem von Vogel per Video begutachteten 4-5-1-System in Basel auftaucht, und hält er sich auch am Sonntag darauf in Genf schadlos, dann stehen historisch einmalige 27 Spiele en suite ohne Niederlage zu Buche.
Für Vogel geht es darum, «eine tolle Saison zu Ende zu spielen», und darum, «dass man Sieg um Sieg aneinanderreihen kann und will». Mit dem Nebeneffekt: «Wenn man jetzt eine bestehende Serie übertreffen kann, dann wäre das schön und ich fände es schön für die Mannschaft, weil es dann ein Eintrag in die Geschichtsbücher ist und die Leistung der Mannschaft in dieser Saison rein statistisch widerspiegelt.» Mehr wollte man in den vergangenen Wochen ja gar nicht hören vom störrischen FCB-Trainer.
Kurztrip nach Mallorca
Vollzählig zurückgekehrt ist die Mannschaft von ihrem Kurztrip nach Mallorca, den sie kurzfristig organisiert hatte um zwei trainingsfreie Tage zu Wochenbeginn herum. Ohne Trainer («Dafür bin ich zu alt») und Betreuer, aber durchaus zur Freude von Heiko Vogel: «Auch so etwas schweisst irgendwo zusammen und spricht für die ganze Saison: Auch das hat die Mannschaft gemeinsam unternommen.»
Wen er auflaufen lassen wird gegen GC verriet Vogel auch diesmal nicht einmal ansatzweise («Vielleicht mache ich vor dem letzten Spiel gegen YB eine Ausnahme»), er kündigte für den Samstagnachmittag aber schon einmal die Anwendung des Rotationsprinzips an: «Es wird Änderungen zur Aufstellung in Zürich geben. Wir können es uns leisten, die Kräfte so zu verteilen, damit wir sowohl gegen GC als auch am Mittwoch im Cupfinal gegen Luzern eine schlagkräftige Truppe auf den Platz schicken.»
Aus dem Vollen schöpfen kann der Trainer. Weiterhin fehlen die Dauerabwesenden Scott Chipperfield, Kay Voser, Arlind Ajeti sowie Darko Jevtic. Kwang Ryong Pak (erster Teileinsatz in der U21 nach ausgekugeltem Ellbogen) wird nicht im Kader figurieren. Im Vorverkauf hat der FCB rund 29‘000 Tickets inklusive der Jahreskarten abgesetzt, und er rechnet mit 30‘000 Besuchern – abzüglich der immensen No-Show-Quote von Abonnementen, die beim FC Basel fast 20 Prozent beträgt.
Viele Cupfinal-Tickets, kein Public-Viewing
Irritiert sind sie beim FC Basel schon angesichts des begrenzten Interesses an Tickets für den Cupfinal (siehe auch diesen Beitrag vom 9. Mai). 12‘700 Eintrittskarten zum Cupfinal gegen den FC Luzern am kommenden Mittwoch (20.30 Uhr, Stade Suisse in Bern) hat der FCB vom Verband zugeteilt bekommen, «und wir haben keine Sekunde gezweifelt, dass diese Tickets weggehen», sagt FCB-Sprecher Josef Zindel. Doch der Meister ist auf einem gehörigen Teil sitzengeblieben. 3000 Tickets in der Preiskategorie von 90 bis 120 Franken sind nun via Ticketcorner erhältlich.
In einer weiteren Mitteilung des FCB zum schleppenden Verkauf hiess es am Freitagabend, dass auch für den Fansektor des FCB im Stade de Suisse noch rund 1300 Karten zwischen 30 und 50 Franken (Jugendliche, Studenten, Lehrlinge, AHV/IV 25 Franken) erhältlich sind. Bei 900 Plätzen bestehen allerdings Sichteinschränkungen.
Entgegen ursprünglichen Planungen hat der FCB auch ein geplantes Public Viewing auf Grossbildleinwand im St-Jakob-Park abgeblasen. Dies aufgrund der Nachfrage nach Finaltickets, der Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen (SF2) und den wenig reiselustanregenden Wetterprognosen. (cok)