Eine Stadt, ein Trainer und der Drang nach einem weiteren Pokal

Im 89. Endspiel um den Schweizer Cup kann der FC Basel am Ostermontag in Bern (Stade de Suisse, 14 Uhr) das Dutzend vollmachen. Für Murat Yakin wäre es nach zwei Finalniederlagen hintereinander der erste Cupsieg als Trainer, ein Aspekt, der der Affiche gegen den grossen Rivalen FC Zürich eine zusätzliche Note verleiht.

2003: Murat Yakin (links Präsidentin Gigi Oeri, rechts Bruder Hakan Yakin) stemmt den Cup nach dem 6:0-Finalsieg gegen Neuchâtel Xamax. Als Trainer fehlt Murat Yakin der Schweizer Cup noch in der Sammlung. (Bild: Keystone/WALTER BIERI)

Im 89. Endspiel um den Schweizer Cup kann der FC Basel am Ostermontag in Bern (Stade de Suisse, 14 Uhr) das Dutzend vollmachen. Für Murat Yakin wäre es nach zwei Finalniederlagen hintereinander der erste Cupsieg als Trainer, ein Aspekt, der der Affiche gegen den grossen Rivalen FC Zürich eine zusätzliche Note verleiht.

Murat Yakin hat die vergangenen Monate nicht gejammert, wenn Spieler verletzt oder gesperrt gefehlt haben, und er lamentiert auch jetzt, zwei Tage vor dem Cupfinal in Bern, nicht. Fabian Schär fällt aus für den Klassiker gegen den FC Zürich, und Marco Streller ebenfalls. Beide standen schon des Öfteren in dieser Saison nicht zur Verfügung, «und wir haben es immer geschafft, fehlende Spieler zu ersetzen», sagt der FCB-Trainer.

Wobei: Einer wie Streller, der Captain, Herz und Seele des Teams, ist per se nicht zu kompensieren. Er wird im Stade de Suisse in zivil moralischen Beistand leisten, quasi seinen Geist in der Garderobe verströmen – und es wird ihm, der mit einer neuerlichen Muskelverletzung passen muss, dabei das rotblaue Herz bluten. Dazu muss man kein Hellseher sein.

Der Appell

Dem Wunsch nach einem Fussballfest beim 89. Cupfinal geben der FCB und der FCZ in Verlautbarungen auf ihren Webseiten zum Ausdruck und informieren darüber, was man im Vorfeld unternommen hat, um ein solches Fest zu gewährleisten. Der Appell gehört offenbar zur Vorgehensweise, die nach schwierigen Verhandlungen zwischen Verband, den Clubs, den Fanvertretern und dem Ausrichtungsort Bern und den dortigen Behörden abgemacht worden sind.
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30 Spiele – die fünf Cuppartien bis zur Finalqualifikation inklusive – ist der FCB nun auf nationaler Ebene unbesiegt. Am 11. August haben die Basler zum letzten Mal den Platz als Verlierer verlassen – gegen den Finalgegner FCZ. Diesen just am Mittwoch in der Meisterschaft nach einem vielversprechenden Spiel erstmals in dieser Saison geschlagen zu haben, dürfte nicht von psychologischem Nachteil sein – wenn die Basler denn überhaupt mentale Krücken benötigen.

Sommer, die Stadt und der Pokal

Sie, die in den letzten zwölf Jahren 14 Titel gewonnen haben, darunter sechs Cupsiege, sehen dem Endspiel um die Sandoz-Trophäe mit genügend Motivation entgegen, auch wenn die Meisterschaft das oberste Gebot ist. «Ziel ist es, den Titel zurückzuholen», sagt Yann Sommer, «und man weiss ja, was man dieser Stadt gibt, wenn man einen Pokal mit nach Hause bringt.» Zumal, wenn er gegen einen grossen Konkurrenten, den Rivalen schlichthin im Schweizer Fussball, gewonnen wird.

Im Final des Vorjahres war der FCB im Penaltyschiessen dem anderen grossen Widerpart, den Grasshoppers unterlegen, nachdem ein weiteres Jahr zuvor die Lotterie vom Elfmeterpunkt zugunsten der Basler ausgegangen war – mit zwei vom Basler Goalie parierten Schüssen des FC Luzern.

«Ein Sieg im Schweizer Cup gibt sehr viel Selbstvertrauen», sagt Sommer und erinnert daran, dass trotz einer Saison mit etlichen Höhepunkten noch nichts gewonnen sein: «Mit dem Cup hat man etwas in der Hand.»

FCB und FCZ – zwei eindrückliche Cupgeschichten

Von den letzten sieben Cupfinals (seiner ingesamt 18 gespielten) hat der FCB lediglich einen nicht gewonnen. Am Ostermontag zieht er mit Servette gleich, das ebenfalls 19 Mal das Endspiel des Schweizer Cup erreichte. Mit dem zwölften Cupsieg seit 1933 würde der FCB in der ewigen Rangliste mit dem FC Sion gleichziehen. Besser wäre dann nur noch GC mit seinen 32 Endspielen und 19 Cupsiegen.

Aber auch der FCZ steht nicht schlecht da mit seiner Cuphistorie. Acht Mal standen die Stadt-Zürcher im Finale und nur einmal, 1981 (gegen Lausanne-Sports, 3:4 nach Verlängerung), haben sie nicht gewonnen. Das macht sie hinter dem Phänomen Sion (zwölf Finals, zwölf Siege) und zusammen mit dem FC La-Chaux-de-Fonds (sieben Finals, letztmals 1964, sechs Siege) zu einer Cupmannschaft.

Mal ganz abgesehen davon, dass der FCZ in der berühmten Serie anfangs der Siebziger Jahre die bisherigen drei Cupfinals gegen den FC Basel für sich entschied, den letzten vor 41 Jahren.

Die Startelf: Es läuft auf Aliji und Delgado hinaus

Der FCB wird am Ostersonntag mit seinem Kader zum Training im Stade de Suisse anreisen und anschliessen in einem Hotel am Thuner See die Nacht vor dem Final verbringen. Mit dabei sein werden auch die fraglichen Taulant Xhaka und Kay Voser, die zur Reihe von Spielern gehören, die an muskulären Beschwerden laborieren.

Wahrscheinlich ist, dass Naser Aliji sich mit seinen Leistungen in den vergangenen Wochen einen Startplatz verdient hat und er auf rechts verteidigen wird. Links ist mit Behrang Safari zu rechnen, und in Gaston Sauro und Marek Suchy sind die verbliebenen Innenverteidiger gesetzt.

Wie schon am Mittwoch werden die Dauerläufer Mohamed Elneny und Geoffroy Serey Die eine «Doppel-Sechs» vor der Abwehr geben. «Erstaunlich» nennt Yakin die jüngste Form der beiden, und Serey Die attestiert er «eine tolle Entwicklung» in diesem Frühjahr.

Während Fabian Frei – neben Raul Bobadilla im Final 2013 einer der beiden Schützen im Elfmeterschiessen, die scheiterten – so etwas wie das Scharnier zwischen den Mannschaftsteilen bilden dürfte, ist im offensiven Bereich mit Valentin Stocker, Matias Delgado und Giovanni Sio zu rechnen, die wie immer alle Freiheiten des Trainers geniessen.

Grosse Alternativen drängen sich nicht auf. Davide Callà hatte zuletzt wenig Einfluss aufs Spiel, und Delgado besitzt als Wegbereiter bei den beiden Kontertoren am Mittwoch die besseren Argumente als Marcelo Diaz.

Yakins dritter Final in Folge: «Es geht nicht um persönliche Angelegenheiten»

So oder so: Yakin sieht die Favoritenrolle in diesem Endspiel bei seinem Team, das leitet er aus der Tabelle der Super League ab, in der er den FCZ allerdings unter Wert klassiert sieht. «Wir haben am Mittwoch in der zweiten Halbzeit gesehen, dass sie ihre Qualitäten haben», sagt Yakin, «es sind die zwei richtigen Mannschaften, die im Final stehen.»

Der Trainer wird sich etwas einfallen lassen müssen, um zu verhindern, dass die Zürcher ihr Spiel aufziehen können, wie sie es am Mittwoch nach Seitenwechel tun konnten. Als die Basler so tief in die eigene Hälfte zurück gedrängt wurden, wie es ihnen im eigenen Stadion nur selten passiert.

«Wir hatten in der ersten Halbzeit viel Ballbesitz und haben dafür einen grossen Aufwand betrieben», lautet Yakins Analyse des jüngsten Kräftemessens, «wir müssen kompakter bleiben.» Der Rest, so der FCB-Trainer, sei von der Tagesform abhängig, «und ein bisschen Glück braucht es in einem Final auch noch.»

Dass er als Trainer zwei Endspiele hintereinander – erst mit dem FC Luzern, dann mit mit dem FCB – verloren hat, schiebt er beiseite: «Es geht nicht um persönliche Angelegenheiten. Ich bin froh, als Trainer zum dritten Mal in einem Endspiel zu stehen, und in einem Spiel, in dem es nur Sieger oder Verlierer gibt, wollen wir der Sieger sein.»

Der Weg in den Final
  FC Basel FC Zürich
1. Runde a Old Boys (1.LP) 1:0 n.V. a FC Bassersdorf (2.L) 6:0
2. Runde a FC Münsingen (1.LC) 1:0 a Stade Lausanne-Ouchy (2.Li) 3:2
Achtelfinals a FC Tuggen (1.LP) 3:1 a FC Baden (1.LC) 4:1
Viertelfinals h FC Le Mont (1.LP) 6:1 a FC St. Gallen (SL) 1:0
Halbfinals h FC Luzern (SL) 1:0 h FC Thun (SL) 5:4 n.P. (0:0)
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Total 16 Spiele, Siege FCB-FCZ: 9:7, Tore: 29:25
Der Schweizer Cup seit 1925

Der aktuelle Wettbewerb 2013/14

Der FCB gegen den FCZ im Schweizer Cup
Saison Runde Paarung Resultat
1947/48 1/16 FCB–FCZ 2:1
1954/55 1/16 FCB–FCZ 1:4
1961/62 1/8 FCZ–FCB 0:1
1966/67 1/8 FCB–FCZ 3:2
1967/68 1/8 FCZ–FCB 1:0
1969/70 Final FCB-FCZ 1:4 n.V.
1971/72 Final FCZ–FCB 1:0
1972/73 Final FCZ–FCB 2:0 n.V.
1974/75 1/8 FCZ–FCB 1:3
1977/78 1/8 FCZ–FCB 1:3
1978/79 1/8 FCZ–FCB 1:3
1980/81 1/4 FCZ–FCB 3:0
2001/02 1/4 FCZ–FCB 1:4
2005/06 1/8 FCB–FCZ 3:4
2008/09 1/4 FCZ–FCB 0:1
2009/10 1/8 FCB-FCZ 4:2
2013/14 Final FCZ–FCB  

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