Der privat organisierte Nachwuchswettbewerb «NextGen Series» macht mit Finanzierungsproblemen Pause. Dafür bietet nun die Uefa jenen Clubs, die in der Champions League vertreten sind, die «Youth League» an. Der FC Basel ist mit von der Partie.
Aston Villa wird seinen Titel als Gewinner der Champions League der Junioren nicht verteidigen können. Wenn nächste Woche die Königsklasse wieder ihren glamourösen Spielbetrieb aufnimmt, wird es den Nachwuchswettbewerb «NextGen Series» nicht mehr geben.
Am 17. August teilten die Macher des Turniers der nächsten Generation per Twitter mit, dass sie ihren Wettbewerb nach zwei Jahren nicht fortsetzen können. Der Engländer Justin Andrews, ein Fernsehproduzent, und Mark Warburton, Sportdirektor des FC Brentford, machen finanzielle Gründe geltend und sagen: «Es ist eine riesige Enttäuschung.»
*ANNOUNCEMENT: The NextGen Series will be suspending the tournament for one season due to a lack of definite funding #nextgenbreak*
— NextGeneration (@NextGenSeries) August 16, 2013
Die private Veranstaltung war gerade dabei, sich zu etablieren, «Eurosport» übertrug ausgewählte Spiele live und speziell in England erfreute sich das Turnier durchaus einer gewissen Beliebtheit. «Es ist schade», sagt Bryan Jones, Akademieleiter von Aston Villa, «wir sind sehr enttäuscht.»
Die Uefa hat die Idee übernommen
Der Grund ist klar: Aston Villa ist nicht für Champions League qualifiziert, genauso wenig wie Tottenham oder der FC Liverpool. Für sie war das Einladungstunrier «Nextgen Series» mit seinen 24 Teams eine Plattform, um sich international zu messen. Und die Hoffnung der Veranstalter, «nächstes Jahr mit einem noch besseren Turnier zurückzukehren», ist sehr vage. Denn die Uefa hat die Idee adaptiert und lanciert erstmals die «Youth League».
Bei der ersten Ausgabe des «Nextgen»-Turniers war der FC Basel ebenfalls dabei. Für die zweite sagte er als einziger Verein ab. «In erster Linie aus Gründen der Belastung für die Spieler», erklärt Nachwuchschef Massimo Ceccaroni. Zum anderen sei Carlos Bernegger, damals noch U21-Trainer und Leiter Formation beim FCB, dagegen gewesen. Das habe der Verein akzeptiert.
Nun, da die Uefa sanften Druck ausübt, in den Regularien der Youth League zwar nur davon spricht, dass die Youth League den 32 Teilnehmern an der Champions-League-Gruppenphase offen stehe, aber nirgends davon, dass eine Teilnahme verpflichtend sei, hat man sich beim FC Basel mit dem Format arrangiert.
Bedenken in Deutschland
Auch andere kritischen Stimmen sind vorerst verstummt. In Deutschland äusserten sich im Frühjahr Michael Zorc von Borussia Dortmund und Horst Heldt von Schalke 04 noch skeptisch.
Am klarsten formulierte Marc Kienle, U19-Trainer bei Bayern München, seine Bedenken: Fehlzeiten in der Schule, körperliche und mentale Beanspruchung sowie ungewohnte Reisestrapazen während der Woche. «Wie bei den Profis. Die aber müssen nicht mehr zur Schule», sagte er dem «Oberbayerischen Volksblatt» und dem Reiz, sich international zu messen, hielt er entgegen: «Sechs Spiele mehr bis zum Winter – mal sehen, wie wir das verkraften.»
Von einer Opposition gegen die europäische Jugendliga ist Bernhard Heusler nichts bekannt, und der Präsident des FC Basel sollte es in seinen Funktionen als Mitglied der Europäischen Clubvereinigung ECA und als Schweizer Vertreter in der Wettbewerbskommission der Uefa ja wissen. «Dass wir mitmachen, ist sonnenklar», sagte Heusler deshalb schon vor der Qualifikation der ersten Mannschaft des FCB in den Playoffs gegen Ludogorets Razgrad.
Peter Knäbel hält nichts vom neuen Format
32 Junioren-Teams der Champions-League-Teilnehmer starten nächste Woche also in einen neuen Wettbewerb, von dem manche sagen, dass es ihn in dieser Form nicht gebraucht hätte. Es gibt Befürworter wie den Uefa-Präsidenten Michel Platini, der die Youth League als «attraktives Zusatzangebot» darstellt, eine Gelegenheit für Spieler und Schiedsrichter, «sich zu entwickeln und wertvolle Erfahrungen zu sammeln».
Eine ganz andere Position vertritt Peter Knäbel. «Ich halte nichts davon», sagt der Technische Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes SFV. Auch er gehört zu denen, die die Belastung für die Jugendlichen für zu hoch halten: «Wir haben unsere Bedenken eingebracht, sind aber damit nicht durchgedrungen.»
Private Konkurrenz ist nicht erwünscht
Knäbel hört nicht nur die hehren Worte von Michel Platini, sondern benennt den sportpolitischen Hintergrund glasklar: «Die Uefa will keine privat organisierte Veranstaltung.» Notabene eine, bei der Sponsorengelder eingesammelt werden. Ausserdem äussert Knäbel eine Vermutung, warum die Uefa den Wettbewerb unter ihre Fittiche nimmt: «Dann kann man ihn auch besser wieder begraben.»
Das stellt die Uefa natürlich ganz anders dar. Mit der Youth League könnten die Clubs der «Förderung des Jugendbereichs noch mehr Nachdruck verleihen», heisst es. Nach der Entscheidung im Dezember 2012 fühlte sich Platini aber auch bemüssigt, explizit darauf hinzuweisen, dass «die Entscheidung auf rein sportlichen Beweggründen beruht».
Der FC Basel hat sich unterdessen eingerichtet auf den neuen Wettbewerb. Drei Wochen blieben ihm nur zwischen der Gewissheit, an der Gruppenphase teilzunehmen, und dem ersten Spiel in London gegen den Nachwuchs des Chelsea FC. «Eine Herausforderung für kleine Vereine, die sich über die Playoffs qualifizieren mussten», sagt Heusler.
Wer in die Schule muss, bleibt Zuhause
32 Jugendspieler, die der Teilnahmebedingung – am oder nach dem 1. Janur 1995 geboren – entsprechen, wurde auf eine Liste gesetzt und schon weit im Vorfeld einem, wie Ceccaroni erklärt, relativ aufwändigen medizinischen Test unterzogen.
Grundsätzlich, findet Heusler, hätten die Argumente gegen die Youth League etwas für sich, «ich bin aber der Meinung, dass die Idee Charme hat, man das jetzt laufen lassen sollte und der Youth League eine Chance geben».
Ganz ähnlich klingt Massimo Caccaroni: «Das ist eine spannende Standortbestimmung und etwas anderes, als sich immer nur mit GC, dem FC Zürich und dem FC Luzern zu messen.» 32 Spieler hat der FC Basel deshalb gemeldet, um mögliche Belastungen zu verteilen. «Es ist unsere Aufgabe, Lösungen zu finden, wenn es Probleme gibt. Dann kann es sein, dass mal einer Zuhause bleibt, der dringend in der Schule nachholen muss.»
Es wird eine Mischung aus U21- und U18 Spielern sein, die den FC Basel in der Youth League repräsentieren werden. Geplant ist, dass die FCB-Junioren mit der ersten Mannschaft reisen – also einen Tag vor dem Spiel des FCB in der Champions League zum Austragungsort hin, und am Vormittag des Tages nach dem Spiel zurück.
Dafür wird das dem FCB eng verbundene Reisebüro Frossard den Airbus 320, der üblicherweise für rund 100’000 Franken zu internationalen Auswärtsspielen gechartet wird, voll packen. Nebst den Spielern, dem Staff, den Funktionären und den Top-Supportern der ersten Mannschaft sowie den Medienschaffenden wird also auf den 180 Sitzen noch Platz für den 24-köpfigen Tross der Youth-League-Abordnung sein müssen.
Klar ist indes, dass die Junioren nicht im selben Hotel wie die erste Mannschaft nächtigen werden. «Das muss kein Fünfstern-Hotel sein, da tun es auch einfachere Verhältnisse», so FCB-Nachwuchschef Massimo Ceccaroni.
Betreut wird das FCB-League-Team wahrscheinlich alternierend von U21-Trainer Thomas Häberli, U18-Trainer Raphael Wicky oder von Ceccaroni – so dessen Genesung von einem erst kürzlich operierten Achillessehnenanriss es zulässt.
Die Heimspiele wird der FCB jeweils am Spieltag der ersten Mannschaft um 15 Uhr auf dem Rankhof Schützenmatte austragen.
Nach der Gruppenphase werden für die Youth League separat Auslosungen für die K.o.-Runden vorgenommen. Halbfinals und Endspiel werden in einem «Final Four»-Turnier ausgetragen. Der Gewinner erhält die nach dem früheren Uefa-Präsidenten Lennart-Johansson benannte Trophäe. Nach zwei Jahren Testlauf soll über die Fortsetzung der Youth League entschieden werden.