Einer kommt gut weg: Luca Zuffi, «Basels grösste offensive Waffe, wenn auch ohne Ball…»

Für die spanischen Medien war der Schlüssel zum Erfolg gegen den FC Basel der «mysteriöse Schwur», der Sevilla zuhause verwandelt. Für Verwunderung sorgte, dass Urs Fischer den «gefährlichsten Spieler auf der Bank» liess, es sei «eine klare Absichtserklärung».

epa05217093 FC Basel's Austrian striker Marc Janko is injured during their UEFA Europa League Round of 16 second leg soccer match against Sevilla FC played at Ramon Sanchez Pizjuan stadium in Seville, Spain on 17 March 2016. EPA/JULIO MUNOZ

(Bild: Keystone/JULIO MUNOZ)

Für die spanischen Medien war der Schlüssel zum Erfolg gegen den FC Basel der «mysteriöse Schwur», der Sevilla zuhause verwandelt. Für Verwunderung sorgte, dass Urs Fischer den «gefährlichsten Spieler auf der Bank» liess, es sei «eine klare Absichtserklärung».

Unai Emery kennt sich ja ganz gut aus mit erfolgreichem Fussball, und so erklärte der Trainer des Sevilla FC nach Abpfiff der Partie gegen den FC Basel im spanischen Fernsehen noch mal, was es dazu braucht: «Ein Spiel gewinnt man auf Basis des Respekts für den Gegner. Und diesen Respekt hatten wir.»

Diesen Respekt hatte nach dem 0:0 des Hinspiels auch die ganze Fangemeinde, weshalb sie auf den Rängen des Estadio Ramón Sánchez Pizjuán all ihre Leidenschaft in die Waagschale warf. «Eine grosse Nacht, mal wieder», hielt anderntags das lokale Sportblatt «Estadio Deportivo» fest: «Eine dieser europäischen Nächte, in denen man tief in sich den Nervenkitzel spürt, wenn man das Sánchez Pizjuán betritt.»

Das eindrucksvolle Ambiente war ein Schlüssel zum Weiterkommen, da ist sich die spanische Presse in ihrer Analyse einig. «Der FC Basel gab der szenischen Angst nach und begrub innerhalb von zehn Minuten den Traum vom Finale, seinem Finale», formuliert die Madrider Sportzeitung «As».

Bei 17 Heimsiegen am Stück in allen Wettbewerben steht Sevilla jetzt, elf in Serie in der Europa League, ein Rekord. «Das Sánchez Pizjuán ist eben so», überhöht die konservative Tageszeitung «ABC»: «Eine Lösung, eine Befreiung, immer wenn sie am nötigsten gebraucht wird. […] Wenn Sie ein Problem haben, gehen Sie ins Pizjuán. Dort finden sie alles, vor allem aber einen Wert, der in diesen Zeiten rar geworden ist: Stolz.»

Football Soccer - Sevilla v Basel- UEFA Europa League Round of 16 Second Leg - Ramon Sanchez Pizjuan stadium, Seville - 17/3/16 FC Basel's coach Urs Fischer reacts against Sevilla. REUTERS / Marcelo del Pozo

Erstaunlich, wie der blosse Wechsel des Heimvorteils zwei so unterschiedliche Spiele produzieren konnte, bemerkt der «Correo de Andalucía»: «Bevor Basel die weisse Fahne hisste und sein Gnadengesuch einreichte, ähnelte die Partie sehr dem Hinspiel. Die Schweizer liessen Sevilla kommen, machten die Flügel dicht und versuchten, gefährliche Konter zu starten. Aber dieser mysteriöse Schwur, der Sevilla im eigenen Stadion verwandelt, liess der Mannschaft von Urs Fischer keine Optionen.»

«Der FC Basel verstand den Fussball wie eine Schildkröte die Existenz: langsam und gut beschützt», ergänzt die Tageszeitung «El Mundo», nicht ohne Verständnis für eine Wiederauflage der erfolgreichen Taktik aus dem Hinspiel zu äussern: «Urs Fischer hatte gezeigt, dass er die Sevillaner Zufahrtswege mit rigider Defensive stoppen kann.»

Football Soccer - Sevilla v Basel- UEFA Europa League Round of 16 Second Leg - Ramon Sanchez Pizjuan stadium, Seville - 17/3/16 Sevilla's Adil Rami (R) celebrates after scoring against FC Basel. REUTERS / Marcelo del Pozo

Von «zehn magischen Minuten» kündet derweil die Schlagzeile von «El País» unter Einbeziehung des 1:0. Spaniens führendes Blatt ergänzt: «In zehn Minuten absoluten Wahns entfesselte Sevilla all seine Furie, um ein bis dahin korrektes Basel zu zermalmen.» Einmal in Rückstand, hätten die Gäste die falsche Reaktion gezeigt. «Die Schweizer machten über Gebühr auf und tappten damit in die Falle der Andalusier. Mit Platz nach vorn war Sevilla eine Flut, die das naive Basel zerstörte. […] Unter dem Sturm brach Basel wie ein Kartenhaus zusammen.»

Die zweite Halbzeit hätte man sich sparen können, so das einhellige Urteil. «Sevilla wollte kein grösseres Blutvergiessen, und Basel stellte auf klägliche Art und Weise die Gegenwehr ein», resümiert «Marca». In ihren Einzelkritiken von Spaniens grösster Sportzeitung geht die beste Note unter den Gästespielern noch an Luca Zuffi: «Basels grösste offensive Waffe, wenn auch ohne Ball …»

Der beste Basler? Luca Zuffi sind die Medien überzeugt: «Basels grösste offensive Waffe, wenn auch ohne Ball…»

Auf sevillanischer Seite heben die Zeitungen vor allem drei Namen hervor: Gameiro, für dessen Nichtberücksichtigung durch Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps wenig Verständnis aufgebracht wird. José Antonio Reyes, der trotz zuletzt sehr spärlicher Einsätze seine alte Magie aufblitzen lassen habe. Und David Soria, den zweiten Torwart, für seinen sensationellen Reflex beim Stand vom 1:0.

Auch diese Tiefe eines Kaders, der seit dem 30. Dezember jede Woche zwei Spiele bestreiten musste, gibt Sevilla weitere Hoffnung für die nächsten Runden. Diese nimmt es mit gutem Omen in Angriff: Immer wenn es das Viertelfinale in Europas zweitem Wettbewerb erreichte, gewann es ihn am Ende auch.

Gut möglich also, dass Basel seine Bezwinger diese Saison noch mal feiern sieht. Am 18. Mai beim Finale im St.-Jakob-Park.

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Und was gibts aus dem rotblauen Lager? Das hier:

Die Stimmen zum Spiel beispielsweise mit Renato Steffen: «Man kann auch einen solchen Gegner schlagen»

Die Einzelkritken von einem Spiel zum Vergessen: Der glücklose Abend zweier enttäuschter Skandinavier

Und natürlich alle Details zum Spiel im Matchbericht: 0:3 und das Aus im Achtelfinal: Sevilla überrennt den FCB

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