Für die spanischen Medien war der Schlüssel zum Erfolg gegen den FC Basel der «mysteriöse Schwur», der Sevilla zuhause verwandelt. Für Verwunderung sorgte, dass Urs Fischer den «gefährlichsten Spieler auf der Bank» liess, es sei «eine klare Absichtserklärung».
Desillusioniert in Sevilla: FCB-Torhüter Tomas Vaclik.
(Bild: Reuters/MARCELO DEL POZO)Die Startelf des FC Basel im Achtelfinal-Rückspiel von Sevilla.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Als die Dinge ihren Lauf nehmen: Tomas Vaclik schaut dem Kopfball von Rami (nicht im Bild) nach, der via Innpfosten zum 1:0 einschlägt.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Soll wohl heissen: Auftrag erfüllt. Der französische Abwehrroutinier des FC Sevilla, Adil Rami, Schütze des Führungstores.
(Bild: Reuters/MARCELO DEL POZO)Taulant Xhaka bremst hier Kevin Gameiro – dann war der Franzose zwei Mal nicht zu stoppen.
(Bild: Reuters/MARCELO DEL POZO)35 Minuten stemmte sich der FC Basel erfolgreich gegen den Sturmlauf des FC Sevilla.
(Bild: Reuters/MARCELO DEL POZO)Michael Lang – hier gegen Sevilla-Captain Jose Antonio Reyes – biss mit seinem an den Aussenbändern lädierten rechten Fuss auf die Zähne.
(Bild: Reuters/MARCELO DEL POZO)Argentinische Spielmacher unter sich: Ever Banega vom Sevilla FC und FCB-Captain Matias Delgado im Europa-League-Achtelfinal 2016.
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)Schmerzvolle Erfahrung: Marc Janko geht am Rücken getroffen zu Boden.
(Bild: Keystone/JULIO MUNOZ)Als Dirigieren und Vorwärtstreiben noch Sinn machte: FCB-Trainer Urs Fischer.
(Bild: Keystone/JOSE MANUEL VIDAL)Unai Emery kennt sich ja ganz gut aus mit erfolgreichem Fussball, und so erklärte der Trainer des Sevilla FC nach Abpfiff der Partie gegen den FC Basel im spanischen Fernsehen noch mal, was es dazu braucht: «Ein Spiel gewinnt man auf Basis des Respekts für den Gegner. Und diesen Respekt hatten wir.»
Diesen Respekt hatte nach dem 0:0 des Hinspiels auch die ganze Fangemeinde, weshalb sie auf den Rängen des Estadio Ramón Sánchez Pizjuán all ihre Leidenschaft in die Waagschale warf. «Eine grosse Nacht, mal wieder», hielt anderntags das lokale Sportblatt «Estadio Deportivo» fest: «Eine dieser europäischen Nächte, in denen man tief in sich den Nervenkitzel spürt, wenn man das Sánchez Pizjuán betritt.»
Das eindrucksvolle Ambiente war ein Schlüssel zum Weiterkommen, da ist sich die spanische Presse in ihrer Analyse einig. «Der FC Basel gab der szenischen Angst nach und begrub innerhalb von zehn Minuten den Traum vom Finale, seinem Finale», formuliert die Madrider Sportzeitung «As».
Bei 17 Heimsiegen am Stück in allen Wettbewerben steht Sevilla jetzt, elf in Serie in der Europa League, ein Rekord. «Das Sánchez Pizjuán ist eben so», überhöht die konservative Tageszeitung «ABC»: «Eine Lösung, eine Befreiung, immer wenn sie am nötigsten gebraucht wird. […] Wenn Sie ein Problem haben, gehen Sie ins Pizjuán. Dort finden sie alles, vor allem aber einen Wert, der in diesen Zeiten rar geworden ist: Stolz.»
Erstaunlich, wie der blosse Wechsel des Heimvorteils zwei so unterschiedliche Spiele produzieren konnte, bemerkt der «Correo de Andalucía»: «Bevor Basel die weisse Fahne hisste und sein Gnadengesuch einreichte, ähnelte die Partie sehr dem Hinspiel. Die Schweizer liessen Sevilla kommen, machten die Flügel dicht und versuchten, gefährliche Konter zu starten. Aber dieser mysteriöse Schwur, der Sevilla im eigenen Stadion verwandelt, liess der Mannschaft von Urs Fischer keine Optionen.»
«Der FC Basel verstand den Fussball wie eine Schildkröte die Existenz: langsam und gut beschützt», ergänzt die Tageszeitung «El Mundo», nicht ohne Verständnis für eine Wiederauflage der erfolgreichen Taktik aus dem Hinspiel zu äussern: «Urs Fischer hatte gezeigt, dass er die Sevillaner Zufahrtswege mit rigider Defensive stoppen kann.»
Von «zehn magischen Minuten» kündet derweil die Schlagzeile von «El País» unter Einbeziehung des 1:0. Spaniens führendes Blatt ergänzt: «In zehn Minuten absoluten Wahns entfesselte Sevilla all seine Furie, um ein bis dahin korrektes Basel zu zermalmen.» Einmal in Rückstand, hätten die Gäste die falsche Reaktion gezeigt. «Die Schweizer machten über Gebühr auf und tappten damit in die Falle der Andalusier. Mit Platz nach vorn war Sevilla eine Flut, die das naive Basel zerstörte. […] Unter dem Sturm brach Basel wie ein Kartenhaus zusammen.»
Die zweite Halbzeit hätte man sich sparen können, so das einhellige Urteil. «Sevilla wollte kein grösseres Blutvergiessen, und Basel stellte auf klägliche Art und Weise die Gegenwehr ein», resümiert «Marca». In ihren Einzelkritiken von Spaniens grösster Sportzeitung geht die beste Note unter den Gästespielern noch an Luca Zuffi: «Basels grösste offensive Waffe, wenn auch ohne Ball …»
Der beste Basler? Luca Zuffi sind die Medien überzeugt: «Basels grösste offensive Waffe, wenn auch ohne Ball…»
Auf sevillanischer Seite heben die Zeitungen vor allem drei Namen hervor: Gameiro, für dessen Nichtberücksichtigung durch Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps wenig Verständnis aufgebracht wird. José Antonio Reyes, der trotz zuletzt sehr spärlicher Einsätze seine alte Magie aufblitzen lassen habe. Und David Soria, den zweiten Torwart, für seinen sensationellen Reflex beim Stand vom 1:0.
Auch diese Tiefe eines Kaders, der seit dem 30. Dezember jede Woche zwei Spiele bestreiten musste, gibt Sevilla weitere Hoffnung für die nächsten Runden. Diese nimmt es mit gutem Omen in Angriff: Immer wenn es das Viertelfinale in Europas zweitem Wettbewerb erreichte, gewann es ihn am Ende auch.
Gut möglich also, dass Basel seine Bezwinger diese Saison noch mal feiern sieht. Am 18. Mai beim Finale im St.-Jakob-Park.
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Und was gibts aus dem rotblauen Lager? Das hier:
Die Stimmen zum Spiel beispielsweise mit Renato Steffen: «Man kann auch einen solchen Gegner schlagen»
Die Einzelkritken von einem Spiel zum Vergessen: Der glücklose Abend zweier enttäuschter Skandinavier
Und natürlich alle Details zum Spiel im Matchbericht: 0:3 und das Aus im Achtelfinal: Sevilla überrennt den FCB