Ted Ligety hat sich in der Super-Kombination zum Doppel-Weltmeister in Schladming gemacht – und seine Spezialdisziplin Riesenslalom kommt erst noch. Überstrahlt wurde der Triumph des US-Amerikaners fast noch von der ersten Männer-Medaille für WM-Gastgeber Österreich durch Romed Baumann, der sensationell Bronze holte.
Als die österreichische Ski-Nation, nach der ersten WM-Woche noch immer ohne Medaille, am Montag zu sich kam, wandte sich Hermann Maier, ihr « Herminator» an sie. In einem Blog für seinen Sponsor wäscht er vor allem dem Skiverband ÖSV ordentlich den Kopf.
Neben Michelle Gisin, Wendy Holdener, Gino Caviezel, Reto Schmidiger und Markus Vogel startet heute die kurzfristig nachnominierte C-Kader-Athletin Rahel Kopp im Teamwettbewerb (17.00 Uhr). Die 18-jährige Ostschweizerin findet sich mit dem zum Einsatz kommenden speziellen Start-Tor und den zu einem Slalom etwas grösseren Torabständen gut zurecht. Vor sechs Jahren in Are gab es für die Schweizer Mannschaft Bronze.
«Es wäre an der Zeit, einmal das Umfeld, die Funktionäre und den Trainerstab eingehend zu hinterfragen. Anstatt dem Team den Druck zu nehmen, haben sie ihn mit übertriebenen Erwartungen sogar noch erhöht», poltert der ehemalige Weltmeister und Olympiasieger und stellt nüchtern fest: «Im Grunde genommen spiegeln die Vorstellungen lediglich die bisherige Saison und die Realität wider.»
Maier, inzwischen 40-jährig und einer der ganz grossen Skirennfahrer überhaupt, schildert unter anderem, wie die ganze Erwartungshaltung auf Fahrern wie Marcel Hirscher abgeladen werde und die Gastgeber im Vorfeld der Heim-WM der speziellen Situation nicht Herr geworden seien.
Nie mehr gross in Erscheinung getreten
Und dann kam Romed Baumann. Dass der Tiroler aus Hochfilzen Montagmittag die Abfahrt der Super-Kombination für sich entschied, überraschte nicht. Seit seinen jungen Jahren und einer Silber-Medaille im Slalom bei der Junioren-WM 2007 war er aber nicht mehr gross zwischen den Stangen in Erscheinung getreten.
Und dann musste er mit ansehen, wie Benjamin Raich, der grosse alte Mann im Feld, einfädelte und mit seinen 34 Jahren vielleicht eine seiner letzten Medaillenträume platzte. Damit schien eine weitere Hoffnung auf den ersten Podestplatz in Schladming für die Österreicher dahin.
Zumal der neue Kombinations-Weltmeister Ted Ligety einen seiner unwiderstehlichen Läufe herunterbrachte und vor einem weiteren Routinier, Ivica Kostelic, in Führung lag in einem Durchgang, in dem zwölf von 30 Startern ausgeschieden und drei zurückgestiegen waren.
Baumann rettet 17 Hunderstel seiner Reserve
Mit dem Mut des fast Aussichtslosen stemmte sich Baumann aus dem Starthaus an der Planai, und unten im Ziel fieberten wieder fast 30’000 Zuschauer mit. «Auf der Strecke habe ich die Leute schreien gehört. Das war saugeil», schildert der 27-Jährige seinen Ritt, den er anfangs couragiert, dann immer kontrollierter den Hang hinunterbrachte. 83 Hundertstel Vorsprung hatte er auf den verblüffenden Finnen Andreas Romar – 17 rettete er bis ins Ziel, wo es kein Halten mehr gab.
Nicht für Baumann, und nicht für seine Landsleute. Nur der Papst wird verhindern, dass Österreichs Gazetten am Dienstag diesen dritten Platz abfeiern wie einen Sieg.
«Der Rennverlauf hat mir geholfen, ich habe gesehen, dass Läufer wie Romar keine Zeit verlieren. Dann wusste ich, das kann ich auch», sagt Baumann, «ich wollte so Slalom fahren, wie ich es vor sechs, sieben Jahren gemacht habe.» Zugetraut hatten ihm diese Parforcevorstellung allerdings die wenigsten. Und jetzt hat er mit der ersten Medaille für die Männer einer ganzen Sport-Nation Erleichterung verschafft. «Das war eine gewaltige Leistung», zollte Raich seinem Teamkollegen Respekt.
Ligetys Triumph, Hirschers Dank
Ted Ligety hatte zunächst als Sechster in der Abfahrt überrascht, ehe er auch im Slalom einen sauberen und wie gewohnt schnellen Lauf zeigte. 1,15 Sekunden betrug in der Endabrechnung der Vorsprung des US-Amerikaners auf Kostelic. Der Kroate verpasste damit ein weiteres Mal Gold in der Disziplin, die er seit Jahren ausserhalb der grossen Titelkämpfe dominiert. Titelverteidiger Aksel Lund Svindal, der frischgebackene Abfahrtsweltmeister, schied im Slalom aus.
Ligety kann die ganz grosse Figur dieser WM werden, auch wenn ihn das angeblich nicht interessiert:«Es ist mir Wurst, ob ich der Topstar bei der WM bin. Hauptsache, ich fahre gut Ski und das ist mir heute gelungen.» Die Spezialdisziplin des 28-jährigen US-Amerikaners, der Riesenslalom, kommt erst noch, und im Slalom ist ihm mit den Flügeln, die zwei WM-Titel verleihen, auch alles zuzutrauen.
Verhindern kann das im Spezialslalom Marcel Hirscher, die grosse Goldhoffnung der Gastgeber. Hirscher atmete nach Bronze für Baumann erst einmal auf: «Damit wird viel Druck von meinen Schultern genommen.»
Gutes Schweizer Resultat
Das leidgeplagte Schweizer Männer-Team schnitt nach dem guten Mannschaftsresultat in der Abfahrt erneut sehr ordentlich ab. Der Bündner Sandro Viletta wurde Fünfter. Ihm fehlten 25 Hundertstelsekunden für Bronze. Dennoch darf sich über sein bestes Resultat an einem Grossanlass freuen. Silvan Zurbriggen und Carlo Janka belegten die Ränge 7 und 8. Marc Berthod fiel im Slalom nach einem Zurücksteigen weit zurück.
Viletta hatte in der Abfahrt eine Schrecksekunde hinter sich gebracht. Zwei Pistenhelfer wähnten das Rennen nach dem Sturz eines Läufers unterbrochen und fuhren in die Piste ein, ehe wenige Sekunden später Sekunden der Schweizer in voller Hocke heranraste. Viletta behielt die Nerven, überholte einen der beiden Pistenrutscher und verzichtete darauf, seinen Lauf noch einmal absolvieren zu dürfen.
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Zurückgestiegen im Slalom: Marc Berthod (Sz) 16,29. – |
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| WM in Schladming, Kombination der Männer | |||||
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| Rang | Name | Zeit | Differenz | 1. Lauf | 2. Lauf |
| 1. | Ted Ligety (USA) | 2:56,96 | 2:02,10 | 54,86 | |
| 2. | Ivica Kostelic (Kro) | 2:58,11 | 1,15 | 2:02,75 | 55,36 |
| 3. | Romed Baumann (Ö) | 2:58,13 | 1,17 | 2:01,38 | 56,75 |
| 4. | Andreas Romar (Fi) | 2:58,30 | 1,34 | 2:02,93 | 55,37 |
| 5. | Sandro Viletta (Sz) | 2:58,38 | 1,42 | 2:03,17 | 55,21 |
| 6. | Alexis Pinturault (Fr) | 2:58,41 | 1,45 | 2:04,73 | 53,68 |
| 7. | Silvan Zurbriggen (Sz) | 2:58,42 | 1,46 | 2:03,01 | 55,41 |
| 8. | Carlo Janka (Sz) | 2:58,65 | 1,69 | 2:02,41 | 56,24 |
| 9. | Dominik Paris (It) | 2:58,88 | 1,92 | 2:02,07 | 56,81 |
| 10. | Matthias Mayer (Ö) | 2:59,37 | 2,41 | 2:02,16 | 57,21 |
| 11. | Ondrej Bank (Tsch) | 2:59,69 | 2,73 | 2:04,26 | 55,43 |
| 12. | Klemen Kosi (Sln) | 3:00,93 | 3,97 | 2:02,81 | 58,12 |
| 13. | Adam Zampa (Slk) | 3:01,24 | 4,28 | 2:05,56 | 55,68 |
| 14. | Martin Vrablik (Tsch) | 3:03,55 | 6,59 | 2:06,37 | 57,18 |
| 15. | Marc Berthod (Sz) | 3:13,25 | 16,29 | 2:03,12 | 1:10,13 |