Einzelkritik: Der Mantel des Schweigens mit Zierwerk

Über die erste Halbzeit kann man – mit Ausnahme von Yann Sommer – getrost den Mantel des Schweigens über den FC Basel legen. Dann raffte sich Marcelo Diaz auf, packte Valentin Stocker einen Kunstschuss aus – und die drei Punkte waren im Trockenen.

Basels Valentin Stocker, Fabian Schaer und Marcelo Diaz, von links nach rechts, warten auf die Ausfuehrung eines Freistosses, im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC Thun und dem FC Basel, am Mittwoch, 25. September 2013, in der Arena in Thun. (KEY (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)

Über die erste Halbzeit kann man – mit Ausnahme von Yann Sommer – getrost den Mantel des Schweigens über den FC Basel legen. Dann raffte sich Marcelo Diaz auf, packte Valentin Stocker einen Kunstschuss aus – und die drei Punkte waren im Trockenen.

Yann Sommer | 5
Auch wenn er keine schier unmenschlichen Taten zu vollbringen hatte, so war er doch stets auf dem Posten, wenn die Thuner Gefahr heraufbeschworen. So etwas nennt man dann den sicheren Rückhalt einer in der ersten Halbzeit wahrlich nicht guten Mannschaft.

Arlind Ajeti | 4
Weil Kay Voser geschont wurde, spielte der Innenverteidiger – vom Trainer zwar in Erwägung gezogen, aber dann doch überraschend – rechter Aussenverteidiger. Was in erster Linie Philipp Degen schmerzen muss. Ajeti spielte es ordentlich, über seine Seite war es jedoch Schirinzi, der den einen oder anderen gefährlichen Ball zur Mitte schlagen konnte.

Fabian Schär | 4,5
Trotz noch nicht ganz ausgeheilten Bluterguss im Oberschenkel (aus dem Chelsea-Spiel) zurück in der Innenverteidigung und dort meistens Herr der Lage. Fand auch Gelegenheit für den einen und anderen Vorstoss, was die Thuner nur mit Fouls unterbinden konnten – so vor dem Führungstor. Seine persönliche Krönung des Abends: der Assist auf Diaz zum 0:2, ein feiner, langer Ball aus dem Fussgelenk auf den am rechten Flügel lauernden Chilenen.

Ivan Ivanov | 4
Eine unauffällige Partie des Bulgaren im Abwehrzentrum. Weil Thun nur mit einer Spitze operierte und dieser Christian Schneuwly sich gerne fallen lässt, hatte Ivanov seinen Arbeitsbereich mehr oder weniger nur zu verwalten. Tat dies mit der Ruhe und Abgeklärtheit eines Routiniers, aber auch nicht frei von Fehlern.

Behrang Safari | 4
Solide, ohne gross positiv oder negativ aufzufallen. Gehörte zu denen, die mit am meisten Eingewöhnungszeit brauchten auf dem ungewohnten Untergrund. Nahm eine gelbe Karte in Kauf, als er in brenzliger Situation Christian Schneuwly foulte.

Fabian Frei | 4
Wie sagte er nach dem Spiel so schön: «Zuviele und blöde Ballverluste in der ersten Halbzeit.» Wieviele davon auf sein Konto gingen, darüber wurde nicht Buch geführt. Nach dem Wechsel klappte es auch bei ihm besser, klappte überhaupt das Wechselspiel der drei zentralen Akteure – Elneny, Diaz und Frei.

Mohamed Elneny | 4
Mit bandagiertem Ellbogen nach seiner vom Länderspiel mit heimgebrachten Verletzung hatte der Ägypter beim Comeback Probleme, ins Spiel zu finden. Etliche Missverständnisse, ungewohnte Ballverluste und fehlende körperliche Präsenz im Zweikampf. Auch für ihn gilt: In Halbzeit zwei war alles besser.

Marcelo Diaz | 5
Ohne Zusammenhang auch sein Vortrag in der ersten Halbzeit. Als er sich zusammenriss, einer der besseren Basler an einem mediokeren Abend im Berner Oberland. Dann beim Kontern mit der Entschlossenheit Speed, dem Auge und dem ruhigen Abschluss, um Fabian Schärs langen Ball in der letzten Minute der regulären Spielzeit zu verwerten.

Mohamed Salah | 3,5
Das hat man schon (viel) besser gesehen – die Messlatte liegt nun mal hoch mittlerweile beim ägyptischen Star. Hatte so gut wie keine Abschlusssituation, arbeitete immerhin willig nach hinten mit.

Valentin Stocker | 5
Viel wollte auch ihm eine erste Halbzeit lang nicht vom Fuss gehen. Dann legte er sich den Ball aus 25 Metern zum Freistoss zurecht und demonstrierte, was er in all den Jahren, zuletzt unter Alex Frei, nicht zeigen konnte: dass er Freistösse schiessen kann. Herrlicher Ball, an der Thuner Abwehrmauer vorbei gezirkelt zum Führungstor, dem Dosenöffner an diesem Abend. Ganz nebenbei hat er noch den frechen Kollegen das Maul gestopft, die vor dem Sion-Match schon frotzelten, weil Stocker (der Herr der Torvorlagen) noch kein Tor in dieser Saison erzielt hatte. Seit Sonntag sind es jetzt schon zwei.

Giovanni Sio | 3,5
Der blasseste Auftritt von ihm, seit er das FCB-Leibchen trägt. Konnte sich in der Streller-Position nie durchsetzen, und unter dem Strich kann man ihm nur anrechnen, dass er 62 Minuten lang die Thuner Verteidigung müde lief.

Philipp Degen | 4
Vielleicht war es eine verabredete Arbeitsteilung. Jedenfalls ersetzte er nach der Pause Ajeti und war also in jener Halbzeit auf dem Platz, als es dem FCB besser lief. Bei zwei, drei guten Vorstössen so übermotiviert, dass ihm der finale Ball nicht gelang.

Marco Streller | 4,5
Mit seiner Einwechslung in der 63. Minute für Sio kam frischer Wind in die Offensivaktionen des FCB. Schön anzusehen, wie er einmal Diaz lancierte, dann liess er einige Chancen ungenutzt.

Gaston Sauro | –
Kam in der 85. Minute für Salah und war die Antwort Yakins auf inzwischen drei Thuner Stürmer (Sadik, Martinez, Marco Schneuwly). Zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.

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