Es ist das letzte Spiel im umstrittenen WM-Standort Manaus, in dem sich der Weg der Schweizer Nationalmannschaft an dieser WM entscheidet. Klimaexperte Granit Xhaka gibt Auskunft zu den speziellen Bedingungen in der Regenwaldmetropole, und Valon Behrami erinnert sich an verrückte Amerikaner.
Morgens um sieben Uhr ist das Wetter in Manaus noch in Ordnung. Es ist zwar schon gegen 25 Grad warm. Aber es ist noch nicht die Luftfeuchtigkeit zu spüren, wie sie dann im Laufe des Tages aufkommen und abends die maximale Höhe erreichen wird. So früh ist auch der Verkehr noch sehr mässig, und die streunenden Hunde liegen noch faul auf der Strasse.
Aber gespielt wird um 16 Uhr Lokalzeit (22 Uhr MESZ), und dann werden es auch heute über 30 Grad sein, von der Luftfeuchtigkeit ganz zu schweigen. Die Schweizer werden zusammen mit den Honduranern als Letzte die Erfahrung machen, um so wichtige Punkte zu spielen in einer Stadt, die inmitten des brasilianischen Regenwalds gleichsam eine Insel ist. Zu erreichen ist sie fast nur über den Wasserweg und durch die Luft. Einzig die Strasse BR 174 führt in den Norden, nach Venezuela.
Eine Fussballstadt ist Manaus nicht. Ihr bester Verein spielt in der vierthöchsten Liga, was ja auch nicht überrascht: Wer spielt bei diesen Bedingungen, wie sie hier jahrein, jahraus herrschen, schon gerne Fussball? Man fragt sich, was es auf Dauer bringen soll, ein so teures Stadion wie die Arena Amazonia hinzustellen, die nach der WM niemand wirklich nutzen kann.
Mit diesem Video hat sich Manaus als WM-Standort beworben:
«Die Amerikaner sind gerannt wie die Verrückten»
England und Italien boten als Erste in der Arena Amazonia einen erstaunlich guten Match, allerdings sind beide mittlerweile ausgeschieden. Als nächste Europäer kamen die Kroaten, welche die Kameruner 4:0 wegputzten. Aber auch sie sind schon draussen aus dem Turnier. Schliesslich lieferten die Amerikaner im Match gegen die Portugiesen am Sonntagabend einen eindrücklichen Beweis athletischer Fitness und mentaler Hitzefestigkeit.
«Ich habe da», wundert sich Valon Behrami, «Amerikaner gesehen, die in Europa spielen und dennoch wie Verrückte rannten.» Also müsse man das auch als Europäer können, vielmehr noch: als Schweizer.
Klimaexperte Xhaka
Granit Xhaka merkt zum Thema markig an: «Wichtig ist nicht das Klima in der Stadt Manaus, sondern das Klima in der Mannschaft.» Und wie es darum bestellt ist, tut Kollege Behrami kund: «Nach einer Niederlage wie unserer gegen Frankreich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man geht aufeinander los oder man hilft sich. Und ich habe im Training gesehen, wie in dieser Mannschaft jeder dem andern helfen will.»
Am guten Willen soll es also nicht fehlen. Trainer Ottmar Hitzfeld will «jederzeit über das andere Spiel informiert sein. Wir müssen wissen, ob allenfalls auch ein Unentschieden reicht.» Hitzfeld hat ja schon gesagt, dass er sich «nicht vorstellen» könne, dass die doch so starken Franzosen gegen die Ecuadorianer verlieren.
So oder so. Die Schweizer und ihr Tross werden sich unmittelbar nach Schluss wieder in den Flieger nach Porto Seguro an der Küste setzen. Sie werden Manaus verlassen entweder als glückliche Achtelfinalisten gegen Argentinien oder wie vor vier Jahren als Mannschaft, die über Honduras gestolpert ist. Der Fussball aber wird in der Metropole Amazoniens fortan wieder eine untergeordnete Rolle spielen.