Mit einem souveränen Auftritt im Tessin auf einem sehr schwierig zu spielenden Platz und einem 4:1 über den Challenge-Ligisten FC Chiasso zieht der FC Basel in die Achtelfinals des Schweizer Cup ein. Jacques Zoua, der zweimal trifft, Fabian Frei und Marcelo Diaz erzielen die Tore für den Titelverteidiger, der in den Achtelfinals wieder ins Tessin zum FC Locarno muss.
Natürlich kann man von einer Profimannschaft erwarten, dass sie sich seriös auf einen unterklassigen Cupgegner vorbereitet und die richtige Einstellung findet auf Platzverhältnisse, die nicht dem Teppich entsprechen, den sie – sagen wir: im St-.Jakob-Park gewohnt ist. Aber es gab eben auch schon genügend Favoriten, die an einer solchen Aufgabe kläglich gescheitert sind.
FCB am 9. Dezember in Locarno
Und noch mal ins Tessin: In den Achtelfinals, die am 8./9. Dezember angesetzt sind, trifft der FCB erneut auf einen Tessiner Challenge-League-Verein, diesmal den FC Locarno, den aktuell Tabellenletzten. Die Partie dürfte am Sonntag, 9.12., angesetzt werden, da die Basler erst am Freitag zuvor vom Europacup in Genk zurückkommen.
Die weiteren Paarungen:
FC Schaffhausen–Grasshoppers
FC Köniz–FC Zürich
FC Wil–Young Boys
FC Wohlen–FC Thun
SC Kriens–FC Sion
FC Aarau–FC St. Gallen
SC Brühl St. Gallen–Lausanne
Schweizer Cup, 2. Runde: Die Ergebnisübersicht
Nicht der FC Basel in diesem Zweitrundenspiel in Chiasso, wo ihn nach zwei Tagen Dauerregen im Stadio Comunale ein Rasen empfing, der nach einer Stunde ungefähr so umgepflügt war, um Frühkartoffeln setzen zu können. «Das war nichts für Fussballliebhaber. Wir mussten das Beste daraus machen», sagt Murat Yakin, «und die Mannschaft hat das Beste daraus gemacht.» Eine Runde weiter zu kommen, so Yakin, das sei ja schlussendlich das, was im Cup zähle.
«Wir wussten, was uns erwartet», sagt Fabian Frei und gibt des Trainers Kompliment an den Staff weiter: «Wir waren perfekt vorbereitet.» Frei legte mit dem Blitztor nach nur 50 Sekunden den Grundstein zu dieser unter dem Strich souveränen Vorstellung des Titelverteidigers, der in keiner Phase auch nur den geringsten Eindruck erweckte, er könne sich zu schade sein für ein in erster Linie von Kampf, Einsatz und Zweikämpfen geprägtes Match.
Walkers Tackling-Training im Tessiner Regen
Am Vortag waren die Basler frühzeitig aus dem Basler Regen ins Tessin aufgebrochen, um in Lugano Quartier zu machen und zu trainieren. Es goss auch in der Sonnenstube aus Kübeln, und Co-Trainer Marco Walker setzte eine spezielle Übung mit Tacklings an. Dreckig und verschmiert waren die Spieler danach – eben genau der richtige Vorgeschmack auf den Cup-Tag.
Am Tag darauf war dieser FCB parat. Und zwar ohne Anlaufzeit. Gilles Yapi, der die Captainbinde trug, lancierte mit einem langen Ball Mohamed Salah und dessen ideal getimte Flanke fand am zweiten Pfosten den völlig freistehenden Frei. Die Basler liessen der frühen Führung rasch das 2:0 folgen, ein Kopfballtor von Jacques Zoua auf einen Corner von Marcelo Diaz. Und nichts deutete darauf hin, dass Chiasso, zuletzt in der Liga mit drei Niederlagen in Folge, die Gäste in Verlegenheit bringen könnte.
Ein haushoch überlegener FCB
Das Anschlusstor entsprang einem Basler Eckball, der kurz gespielt wurde. Yapis Schuss wurde abgeblockt, und daraus zauberten die Rossoblu einen perfekt gespielten Konter. Captain Sandro Reclari setzte Luis Filipe Pimenta mit einem langen Ball in Szene, und der Portugiese demonstrierte, warum er in einer offensiv nicht Aufsehen erregenden Mannschaft mit vier Treffern (von insgesamt 14 nach 15 Spielen) der beste Torschütze ist. Der Portugiese enteilte von der Mittellinie aus Joo Ho Park und lupfte den Ball aus 15 Metern kunstvoll über Germano Vailati ins Tor.
Yakin nannte diesen Anschlusstreffer hinterher eine «Unkonzentriertheit», es war jedoch nur eine leise Hoffnung, die im Stadio Comunale unter den lediglich 1004 zahlenden Zuschauern keimte. Nach dem Seitenwechsel nagelte ein in allen Belangen haushoch überlegener FCB den Gegner an dessen Strafraum fest. Salah und zweimal Diaz vergaben noch, doch dann war mit einem Doppelschlag in der 65. Und 67. Minute die Messe gelesen. Erst spielte Salah Fabian Frei schön frei, dessen Schuss konnte Andrea Capelletti nicht festhalten, und Zoua umkurvte den Chiasso-Goalie und schob aus spitzem Winkel ein.
Startelf auf acht Positionen verändert
Den vierten Treffer leitete der im zweiten Durchgang starke Marcelo Diaz erst mit einem Zuspiel auf Salah ein. Der Ägypter sah seinen Schuss abgelockt, aber den Abpraller erbte Diaz, der aus zehn Metern einschoss. «Damit», konnte Sommer-Ersatz Germano Vailati nach seinem dritten Pflichtspieleinsatz ohne Widerspruch feststellen, «war das Spiel fertig.»
Mehr passierte auch nicht mehr im Comunale, wo Murat Yakin von einem «wichtigen Sieg» sprach; dem vierten in Serie unter seiner anleitung. Wichtig wohl auch deshalb, weil der Cheftrainer im Vergleich zum Donnerstag gegen Videoton fast keinen Stein auf dem anderen gelassen und die Startelf auf acht Positionen umgebaut hatte. Es war eine Nagelprobe für jene, die in den ersten Wochen unter dem neuen Trainer noch nicht im grösseren Umfang zum Einsatz gekommen waren. Und sie lösten die diffizile Aufgabe gut, zum Teil mit Bravour.
An erster Stelle sind Fabian Frei und Jacques Zoua zu nennen, auch wegen ihrer Tore. Aber auch Salah, an dem Yakin seine Freude hat, weil er mit seiner Schnelligkeit dem Basler Spiel Tiefe verleiht. «Er ist dadurch brandgefährlich», sagt der Trainer. Andere hatten weniger Gelegenheit, sich auszuzeichnen, so wie die beiden Innenverteidiger Gaston Sauro und Arlind Ajeti, die beim Gegentor im direkten Anschluss an einen Basler Eckball noch im Chiasso-Strafraum gelauert hatten. Aber die Mannschaft insgesamt demonstrierte Yakin an diesem feuchten November-Sonntag, das er sich auch auf die zweite Reihe verlassen kann: «Die Spieler waren heute Profis genug.»
Yakins FCB nimmt Formen an
Die Mannschaft bewies Realismus, liess den Ball laufen, wenn es an verschiedenen Stellen dieses Platzes möglich war, oder sie streute lange, hohe Pässe ein, um auf den so genannten zweiten Ball zu gehen. «Wir sind auf dem richtigen Weg», sagt Fabian Frei und freut sich, die Handschrift des Trainers erkennen zu können. Und dieser stellt zufrieden fest: «Unser Spiel nimmt Formen an, unser System, im Mittelfeld Überzahl zu schaffen.»
Einer Überprüfung auf höherem Niveau wird Yakins FCB am kommenden Sonntag unterzogen, wenn der Tabellenführer Grasshoppers erwartet wird. Dann im St.-Jakob-Park, auf einer Unterlage, die einem Gipfeltreffen angemessen sein sollte.
Schweizer Cup, 2. Runde/Sechzehntelfinal
FC Chiasso–FC Basel 1:4 (1:2)
Stadio Comunale. – 1400 Zuschauer. – SR Pache.
Tore:
1. Fabian Frei 0:1 (Direktabnahme mit rechts aus sechs Metern nach gefühlvoller Flanke von Salah, der von Yapi mit einem langen Flugball lanciert wird).
19. Zoua 0:2 (Kopfball aus fünf Metern gegen den überforderten Decarli auf den zweite Basler Eckball, punktgenau getreten von Diaz).
38. Pimenta 1:2 (Auf einen langen Ball von Reclari enteilt Pimenta Park und überlobt aus 15 Metern Vailati).
65. Zoua 1:3 (Capelletti kann einen Schuss von Fabian frei nicht festhalten, Zoua umkurvt den Chiasso-Keeper und schiebt aus spitzem Winkel ein).
67. Diaz 1:4 (Von Diaz angespielt wird Salahs Schuss abgeblockt und Diaz erbt den Abpraller, um aus zehn Metern einzuschiessen).
Verwarnungen: 52. Salah (Unsportlichkeit), 63. F. Frei (Foul), 75. Decarli (Foul).
FC Chiasso (5-4-1): Capelletti; Croci-Torti, Felitti, Decarli, Siqueira Barras, Quaresima (82. Matoshi); Pimenta, Maggetti, Reclari, Yerli (58. Facchinetti); Adeshina (72. Daud). – Reserve: Noseda (T), Becchio, Mateus, Gherardi.
FC Base (4-1-4-1): Vailati; Steinhöfer, Sauro, Ajeti, Park; Cabral; Salah (87. Vuleta), Yapi, Diaz (69. Grether), F. Frei; Zoua (79. Pak). – Reserve: Salvi (T), P. Degen, Schär, D. Degen.
Bemerkungen: Chiasso ohne Djuric, Tarchini, Garetto (verletzt); FCB ohne Stocker, Voser, Jevtic (verletzt), Sommer, Streller, A. Frei, Dragovic (geschont), Kovac (gesperrt nach Platzverweis in der U21).
Schweizer Cup, 2. Runde: Die Ergebnisübersicht
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Artikelgeschichte
Eine grobe Ungenauigkeit hat sich im Artikel eingeschlichen, die wir nach dem Hinweis eines Lesers richtig stellen: Die richtige Jahreszeit, um Frühkartoffeln zu setzen, ist das Frühjahr.