So hoch hat der FC Basel noch nie auswärts in der Super League gewonnen: Auf dem Weg zum siebten Titel in Serie demontiert er den FC St. Gallen vor knapp 15’000 Zuschauern in der AFG Arena mit 7:0 (1:0). Renato Steffen zeichnet sich als dreifacher Torschütze aus, Davide Callà trifft zweimal, dazu kommt Breel Embolos Treffer und ein Eigentor.
Basler Demonstration der Stärke: Breel Embolo wird nach nach seinem Tor zum 0:6 von Davide Callà, selbst zweifacher Torschütze in St. Gallen, gefeiert. Rechts der eingewechselte Cédric Itten.
(Bild: EQ Images/Marc Schumacher)Drei Tore im FCB-Trikot – ein neues Gefühl für den erst im Winter gekommenen Renato Steffen, hier bedrängt vom Ex-Basler Marco Aratore (links) und St. Gallens Captain Martin Angha.
(Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)Das war erst der Anfang: Luca Zuffi (links, dahinter Adama Traoré) beglückwünscht den Schützen des 1:0, Renato Steffen. Am Boden der Vorbereiter Birkir Bjarnason, der sich in der Aktion wehtat.
(Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)Wir sagen: Tor für Davide Callà: Das 3:0 in St. Gallen. Goalie Daniel Lopar kommt zu spät, und Gianluca Gaudino lenkt mit der Hand den Ball ab, der wohl auch ohne sein Zutun den Weg ins Tor gefunden hätte.
(Bild: EQ Images/Marc Schumacher)Vier Finger für das Basler 6:0: Torschütze Breel Embolo.
(Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)Steffen, immer wieder Steffen (rechts): Der dreifache Torschütze von St. Gallen mit Cédric Itten.
(Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)Ein Debakel zu verarbeiten: Der FC St. Gallen nach dem 0:7 gegen den FC Basel, der höchsten Heimniederlage der Super-League-Geschichte für die Espen.
(Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)Scheint seinen Augen kaum zu trauen im St. Galler Dauerregen: Urs Fischer, Trainer des 7:0-Siegers FC Basel.
(Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)«Wir haben komplett den Faden verloren» – St. Gallens Trainer Joe Zinnbauer bei der 0:7-Heimniederlage gegen Basel.
(Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)Grosse Wort über den Spielverlauf und taktische Feinheiten muss man bei einem solchen Ergebnis nicht verlieren. Hier ein FC Basel, der seine letzte von drei Niederlagen im November an gleicher Stelle kassiert hatte, und gut eingestellt und motiviert vor knapp 15’000 Zuschauern in der AFG-Arena auftrat. Ungeachtet seines Vorsprungs in der Tabelle, der zur Zeit jeden Fehltritt verzeihen würde.
Dort ein FC St. Gallen, der seit der Eröffnung der AFG Arena eine ausgeglichene Bilanz gegen die Basler vorzuweisen hat (vier Siege, vier Remis, vier Niederlagen) und der Mitte der vergangenen Woche mit dem Punktgewinn in Sion leicht ansteigende Tendenz angedeutet hatte.
Dann lief die 29. Minute, der Ballbesitz hatte sich bei 68 Prozent für die stilsicher und überlegen agierenden Basler eingependelt, als sich Safari, Fransson, Bjarnason und Embolo über den rechten Flügel in den St. Galler Strafraum kombinierten. Embolo bediente mit scharfer Hereingabe Delgado, der legte mehr oder weniger gewollt mit der Hacke auf Bjarnason zurück, und dessen Schuss wurde zur Vorlage für Steffen. Von dessen Knie wurde der Ball schliesslich ins Tor abgelenkt.
Basler Jubel à discrétion. Davide Calla (Finger nach oben und selbst zweifacher Torschütze) feiert mit Cédric Itten den dreifachen Torschützen Renato Steffen. Rechts hinten Vorlagengeber Naser Aliji. (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)
Der zweite Basler Treffer unmittelbar nach dem Seitenwechsel lenkte die Partie endgültig in rotblaue Bahnen. Ein tiefes Zuspiel erlief sich Traoré, der von der Grundlinie flach und scharf zur Mitte flankte. Die Entstehung erinnerte an den vierten Treffer am Mittwoch in Lugano, wo Itten seinen ersten FCB-Treffer markiert hatte. Diesmal bugsierte St. Gallens Captain Angha den Ball ins eigene Tor; bedrängt von Steffen, und hinter Angha lauerte Bjarnason.
Zwei St. Galler Momente, dann folgt der Einbruch
Es gab genau zwei Momente in dieser Partie und nicht mehr, die die fussballerisch limierteren Gastgeberfür sich reklamieren konnten: In der 32. Minute verpassten Salli und Goalgetter Aleksic den Ausgleich, und nach dem 0:2 hätte ein Textilfoul von Suchy gegen Angha gut und gerne Elfmeter für St. Gallen bedeuten können.
Doch statt eines Anschlusstreffers kam der grosse Einbruch über St. Gallen. Im Form einer Basler Torgala. Innert 18 Minuten schraubte der alte und designierte neue Meister das Ergebnis mit fünf weiteren, zum Teil fein herausgespielten Toren auf 7:0. «Wir hatten in der Halbzeit vorgenommen, den Rhythmus noch besser, noch schneller zu wechseln», so FCB-Trainer Fischer, «dass es dann so aufgeht – ja, schön. Es war ein Auftritt, wie ich ihn mir vorstelle. Die Mannschaft war von der ersten Sekunde an bereit.»
Zuhause auf der Couch gibt der verletzte Marc Janko seinen Senf zu St. Gallen dazu:
0:5…In Österreich würden wir nun sagen: „der Käse ist gegessen“ bravooo #rotblaulive #fcsgfcb
— Marc Janko (@JankoMarc) 17. April 2016
Beim letzten Treffer seiner Mannschaft blieb Fischer wie angewurzelt auf der Bank sitzen. Er, der einst als Spieler acht Jahre in St. Gallen verbracht hatte, schien es selbst nicht ganz glauben zu können, wie sein Team erst lustvoll, dann gnadenlos den Gegner vorführte. «Innerlich habe ich mich schon gefreut», sagte der FCB-Trainer über die 78. Minute und den dritten Treffer von Steffen zum 0:7, «es geht auch nicht um Mitleid, aber man kann sich in die Lage des Gegners versetzen.»
Zinnbauer: «Man muss auch mal sagen: Es reicht»
Bei dem gerät der ohnehin nicht über alle Zweifel erhabene Joe Zinnbauer weiter unter Druck. Vom Publikum – respektive von jenen Zuschauern, die nicht schon weit vor Schlusspfiff das Stadion verlassen hatten – mit gellenden Pfiffen verabschiedet, suchte der deutsche Trainer der Ostschweizer die Schuld nicht bei sich selbst («Wir haben komplett den Faden verloren»).
Zinnbauer warf seinen Spielern Naivität vor, als die Felle davon schwammen: «Was mich stört, ist, dass wir immer weiter nach vorne gelaufen sind. Dann muss man bei 0:3, 0:4 oder beim 0:5 auch mal sagen: Stopp, es reicht!»
Weil sich der FC Basel an diesem verregneten Sonntagnachmittag nicht begnügte, wurde es ein St. Galler Debakel. Die höchste Heimniederlage der Ostschweizer seit einem 2:7 gegen die Young Boys im Dezember 2007. Höher verloren haben die Espen erst einmal, beim legendären 3:11 in Wil im November 2002.
Die TORtur für den @FCSG_1879 gegen den @FC_Basel ist vorbei #fcsgfcb #fcbasel #rotblaulive
— Niggi Dom (@niggidom) April 17, 2016
Und auch der FC Basel setzt mit diesem Sieben-zu-null, dem höchsten Sieg der laufenden Saison nach dem 5:1 gegen Vaduz, eine neue Marke. In der Super League stand bisher ein 6:1 bei den Young Boys im Dezember 2005 als höchster Auswärtssieg zu Buche. Und nun kann man darüber debattieren, ob das 8:1 daheim gegen die Grasshoppers im September 2004 der höchste Super-League-Sieg ist oder dieses 7:0 von St. Gallen.
Der Basler Meistermoment rückt näher
Weil die Young Boys in der 28. Runde ein ähnlich spektakuläres, dafür etwas ausgeglicheneres Spiel gegen den FC Vaduz mit 5:4 für sich entschieden, bleibt es bei den gewaltigen 18 Punkten Vorsprung des FCB. 24 Punkte sind noch zu vergeben. Der Moment, an dem der FCB auch rechnerisch nicht mehr einzuholen sein wird, rückt also näher.
Was Davide Calla und Renato Steffen zu ihrer Galavorstellung sagen:
Vor dem Spiel:
Auf den Spuren der Vergangenheit: Der Meistertitel ist dem FC Basel kaum mehr zu nehmen. Unbeantwortet ist die Frage, ob der FCB die beste Saison in der Super League spielt. » Rekord! Rekord! Die Jagd nach einer zwölf Jahre alten Marke
Entscheidungen unter freiem Himmel: Im Juni hält der FCB seine 122. Generalversammlung ab. Dabei geht er neue Wege, was den Ort des Anlasses betrifft. » Die Generalversammlung findet im Stadion statt
Hoher Besuch in Basel: Sepp Blatter, ehemaliger Präsident der Fifa, stellte sich am Freitag an der Uni den Fragen von Studenten und Medien. » Eine schonungslose Abrechnung