Erste Momente des Glücks bei Paulo Sousas Heimpremiere

Auch die Heimpremiere ist dem neuen FC Basel geglückt mit einem 3:0 gegen den FC Luzern. In der ersten, der besseren der beiden Halbzeiten, legen Marco Streller sowie Shkelzen Gashi mit seinem ersten, herrlichen Tor im FCB-Dress den Grundstein, ehe Davide Callà in der Nachspielzeit trifft.

Zärtlich in Zeiten der Findung: Trainer Paulo Sousa und Marco Streller nach dessen Auswechslung. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Auch die Heimpremiere ist dem neuen FC Basel geglückt mit einem 3:0 gegen den FC Luzern. In der ersten, der besseren der beiden Halbzeiten, legen Marco Streller sowie Shkelzen Gashi mit seinem ersten, herrlichen Tor im FCB-Dress den Grundstein, ehe Davide Callà in der Nachspielzeit trifft. Es ist, sagt Captain Streller, der sein 100. Ligator für den FCB erzielte, «noch viel Luft nach oben».

Der Schlusspfiff lag noch nicht lange zurück, die letzten FCB-Spieler tröpfelten durch die Senftube in den Stadionbauch, wo Carlos Bernegger etwas betrübt dreinschaute. «Gib mir einen Streller, gib mir einen Gashi, dann…» Der Trainer des FC Luzern machte den Satz nicht zu Ende. Es war klar, was er meinte und was er wenig später an der Medienkonferenz so ausdrückte: «Wir haben viel Aufwand betrieben, aber der letzte Pass, der Killerinstinkt, die Überzeugung und die Konsequenz, das hat uns gefehlt.»

Das alles zeigte der FC Basel und zwar «eiskalt» (Bernegger) an einem lauen Juli-Nachmittag, an dem fast 30’000 Menschen ins Joggeli gepilgert waren (offiziell, nicht wenige Plätze blieben ferienbedingt leer), um ihren neuen FC Basel zu begutachten. Was sie zu sehen bekamen, war phasenweise gut. «Ich bin glücklich über einige Momente in unserem Spiel», sagt Paulo Sousa, der sich über einen gelungenen Einstand als FCB-Trainer vor heimischen Publikum freute: «Ein Sieg ohne Gegentor – das ist fantastisch.» Das war gegen unter dem Strich reichlich harmlose Luzerner auch nicht weiter schwierig nach nach erlebnisreicher erster Halbzeit und einer faden zweiten.

«Es verteidigen alle zusammen»

Vier Änderungen hatte der Portugiese in der Startelf vorgenommen – Aliji, Zuffi, Callà und Embolo raus; Schär, Elneny, Gonzalez und Streller rein – und die defensive Grundordnung vom Startspiel beibehalten: Eine Dreierabwehrkette (Schär, Xhaka, Suchy), die mit Safari (links) und Gonzalez (rechts) mal zur Vierer- oder Fünferabwehr mutierte. Sousas Dispositiv klingt jedoch einfacher und ist im modernen Fussball eine Floskel: «Es verteidigen alle zusammen – das fängt beim vordersten Stürmer an.»

Da passt keine TagesWoche mehr dazwischen: Shkelzen Gashi (Mitte) trifft volley zum 2:0 gegen Luzern – sein erstes Tor im FCB-Dress.

Da passt keine TagesWoche mehr dazwischen: Shkelzen Gashi (Mitte) trifft volley zum 2:0 gegen Luzern – sein erstes Tor im FCB-Dress. (Bild: Andy Müller/Freshfocus) (Bild: Andy Müller/Freshfocus)

Zu Sousas schönen Momenten und damit auch jenen des dem FCB zugewandten Publikums zählten die drei Tore, an denen zwei der insgesamt drei eingesetzten neuen Spieler beteiligt waren: Derlis Gonzalez bereitete Marco Strellers Jubiläumstor (das 100. Im 210. Ligaspiel für den FCB) zum 1:0 vor mit einer scharfen Hereingabe (22. Minute). Dann traf Shkelzen Gashi mit einer hinreissenden Direktabnahme (39.) und machte damit eine Chance vergessen, die er unfassbarerweise nicht in ein Tor umgemünzt hatte (18.).

Sousa will von Diaz-Abgang nichts wissen

Im Tor kam noch ein dritter Neuer dazu, Tomas Vaclik, der nicht gross gefordert wurde und dennoch einen ordentlichen Eindruck hinterliess. Der Rest des neuen Personals schnupperte in Zivil ein bisschen Joggeli-Luft, sehr zum Leidwesen der angereisten japanischen Journalisten, denen Yoichiro Kakitani nach dem Spiel aber selbstverständlich dennoch Auskunft gab. Worüber? Wir müssen passen.

Auch nicht mit von der Partie: Marcelo Diaz. Dies, weil er der späteste Rückkehrer von der WM war, wie Sousa erklärte. Grundsätzlich, das machte Sousa in der Medienkonferenz klar, will er künftig nicht über Spieler reden, die nicht dabei waren. Zu den Abwanderungsgelüsten, die Diaz im chilenischen Fernsehen geäussert hat, merkte Sousa (ausnahmesweise) an: «Er ist ein Spieler mit vielen Qualitäten. Ich bin glücklich, dass ich ihn im Kader habe und denke, dass er uns bald helfen kann, Spiele zu gewinnen.» Man wird sehen.

«Es hat noch viel Luft nach oben»

In der beschaulichen zweiten Halbzeit verzichtete der FCB auf sein in den ersten 45 Minuten durchaus eindrückliches, ballbesitzorientiertes und im zügigen Tempo vorgetragenes Spiel und überliess den Innerschweizern mehr Anteile. Die nutzten das unter anderem zu einem Kopfball von Dario Lezcano an den Pfosten (46.) und reklamierten zurecht einen Elfmeter, als Marek Suchy etwas ungeschickt Marco Schneuwly in die unteren Extremitäten trat. «Wir können noch nicht durchgehend die Intensität unseres Spiels hochhalten, dafür fehlt uns noch die Spielpraxis», führte Sousa als Erklärung für das Nachlassen ins Feld.

Sanft entschlummert: Vermutlich während der zweiten Halbzeit.

Sanft entschlummert: Vermutlich während der zweiten Halbzeit. (Bild: Andy Müller/Freshfocus) (Bild: Andy Müller/Freshfocus)

Wirklich in Gefahr geriet der Sieg des FCB aber nicht, dafür baute Luzern – am Freitag erst von den 120 Europacup-Minuten in Schottland zurückgekehrt und mit der Enttäuschung des Ausscheidens im Penaltyschiessen gegen den St. Johnstone FC im Gepäck – dann irgendwann auch zu sehr ab. «Es ist noch viel Luft nach oben», meinte Marco Streller, was wie eine Drohung an die Konkurrenz wirkt, «und trotzdem haben wir drei schöne Tore erzielt und keines erhalten – das ist wunderbar.»

Lackmustest in zwei Wochen

Ein weiteres Spiel, um die endgültige Betriebstemperatur zu erreichen, folgt nun kommenden Samstag in Thun, ehe die Woche darauf der erste echte Lackmustest mit dem Heimspiel gegen den Cupsieger FC Zürich ansteht, der angeführt von einem beeindruckenden Yassine Chikhaoui in Vaduz den dritten Sieg in Reihe feierte. Fabian Schär, um den sich angeblich auch dieser und jener Verein reissen soll, sieht den Start seiner Mannschaft schon einmal geglückt: «Es fehlen noch ein paar Automatismen, aber es ist extrem viel Qualität in der Mannschaft.»

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Vor dem Anpfiff:

» Ein Sommer der Veränderungen: Auf was man sich beim FC Basel freuen darf

» Auf dem Absprung: Marcelo Diaz und die Abwanderungsgelüste

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