Erwartungen an ein Abschiedsspiel, das eigentlich keines ist

Am Freitag wird Marco Streller im Rahmen des Spiels FC Basel–FC St. Gallen (20.30 Uhr) offiziell verabschiedet. Zehn Tage später wird er im Cupfinal zum letzten Mal als Profi im Einsatz stehen. Dieser Moment werde noch emotionaler werden, ist der Captain sicher.

Captain Marco Streller spricht an einer Medienkonferenz des FC Basel vor dem letzten Meisterschaftsspiel im Stadion St.-Jakob-Park in Basel am Mittwoch, 27. Mai 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Am Freitag wird Marco Streller im Rahmen des Spiels FC Basel–FC St. Gallen (20.30 Uhr) offiziell verabschiedet. Zehn Tage später wird er im Cupfinal zum letzten Mal als Profi im Einsatz stehen. Dieser Moment werde noch emotionaler werden, ist der Captain sicher.

So alleine, wie er vor dem Beginn der Pressekonferenz auf dem Podium im Medienzentrum sitzt, wird Marco Streller am Freitag nicht sein. Im Gegenteil. Das Stadion wird gegen den FC St. Gallen (20.30 Uhr) nicht nur deswegen gut gefüllt sein, weil es das letzte Ligaspiel des FC Basel der Saison ist. Sondern vor allem deswegen, weil der Captain offiziell verabschiedet wird.

Eine Bitte und eine veränderte Route
Der FC Basel bittet alle, für die Verabschiedung von Marco Streller bereits um 20 Uhr im Stadion zu sein. Zudem teilt der Verein mit, dass die Route des Meistertrosses von der Aeschenvorstadt über den Steinenberg zum Barfüsserplatz führen wird.

32’000 Tickets waren am Donnerstag dafür abgesetzt. Der Anhang will den 33-Jährigen nochmals im St.-Jakob-Park erleben, bevor am Cupfinal gegen den FC Sion (7. Juni) nur noch die Hälfte des Stadions mit Baslern gefüllt sein wird.

Streller erwartet einen emotionalen Abschied – mit Tränen, versichert er. Etwas anderes als diese Aussage bleibt ihm allerdings auch kaum übrig, ausser ehrlich anzufügen, «dass der Moment nach dem Abfiff des Cupfinals noch emotionaler werden wird».

Streller: «Meiner Meinung nach gehört der Cupfinal nach Bern»

Wenige Tage vor seinem 34. Geburtstag wird Strellers grosse Karriere dann zu Ende gehen. Es wird das eigentliche Abschiedsspiel sein, eines, in dem es im Unterschied zur Begegnung mit den Ostschweizern sportlich um etwas geht.

«Es ist unnötig, den Cupfinal nach dem Ende der Meisterschaft durchzuführen», äussert sich Streller am Ende seiner Karriere nochmals kritisch. Und weil er gerade bei der Fussballpolitik ist, fügt er an: «Meiner Meinung gehört der Cupfinal nach Bern.»



Der Trainer Paulo Sousa, links, und der Captain Marco Streller, rechts, besprechen sich vor einer Medienkonferenz des FC Basel vor dem letzten Meisterschaftsspiel im Stadion St. Jakob-Park in Basel am Mittwoch, 27. Mai 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Marco Streller mit Paulo Sousa, dem letzten Trainer seiner Karriere. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Das Finaldatum ist für Streller in der Tat ein kleines dramaturgisches Ärgernis, weil er die letzten Minuten seiner Karriere nicht in einem rotblauen Stadion durchleben darf. Dafür winkt ihm die Verabschiedung im Rahmen eines «grossen Fussballfestes», wie er selbst sagt, ein weiterer Titel und möglicherweise sein 200. Tor als Profi.

Könnte er wählen, würde er lieber den Cupsieg als dieses runde Tor nehmen, sagt Streller naturgemäss. Am liebsten aber wäre ihm dieser Treffer im Cupfinal, denn solch kitschige Geschichten möge er eigentlich – «ich oute mich.»

Die schwächste Bilanz gegen St. Gallen

Vorerst steht dem Meister aber die Partie gegen St. Gallen ins Haus. Gegen die Ostschweizer haben die Basler noch nicht gewonnen und in drei Partien gerade mal einen Punkt geholt. Es ist die schwächste Bilanz des FCB in dieser Super-League-Saison.

Und angesichts der Ausgangslage werden die Espen auch in der letzten Runde unbedingt punkten wollen: Sie spielen um den  fünften Platz, der bei einem Basler Cupsieg zur Europa League berechtigt (siehe Box am Ende des Artikels).



Marco Streller, Mitte, beim Training des FC Basel vor dem letzten Meisterschaftsspiel auf den Trainingsfeldern St. Jakob in Basel am Mittwoch, 27. Mai 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Marco Streller im Kreis der Mannschaft, bei einem seiner letzten Trainings beim FCB. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Gemäss des ungeschriebenen Ablaufs von Abschiedsspielen wird Streller wohl von Beginn an auflaufen und irgendwann ausgewechselt werden. «Ich gehe davon aus, dass ich etwa 60 Minuten spiele», sagt Streller, der «grosse Erwartungen» an dieses Abschiedsspiel hat, «aber keine Ahnung, wie der Ablauf sein wird».

Streller: «Fast alle von Ihnen hatten ein Interview mit mir, Sie wissen doch schon alles.»

Auch Trainer Paulo Sousa lässt Streller im Ungewissen, konsequent in seiner Art, den Spielern erst kurz vor der Partie die Startformation mitzuteilen. Auf die Frage, ob er eine Überraschung für seinen Stürmer plane, sagt der Portugiese scherzhaft: «Ja, er wird nicht spielen.»

Der letzte Trainer in Strellers Karriere offenbart in dieser Antwort die Lockerheit, die nach dem Gewinn des Meistertitels den Verein beherrscht. Es ist die vielversprechende Haltung für eine würdige Verabschiedung von Marco Streller, der bei seiner wohl letzten Medienkonferenz als Fussballprofi gut gelaunt ist – aber irgendwann ein klein wenig ungeduldig wird: «Fast alle von Ihnen hatten ein Interview mit mir, Sie wissen doch schon alles.»

Nicht alles, aber ein paar interessante Aspekte hat Streller der TagesWoche im Interview tatsächlich geschildert:

Teil 1: Marco Streller und seine Karriere: «Es hat sich gelohnt»
Teil 2: folgt in Kürze

Das Rennen um den fünften Europacup-Platz
Aus der Schweizer Liga nehmen fünf Mannschaften am Europacup teil. Basel (Meister) und die Young Boys (2. Platz) bestreiten die Qualifikation zur Champions League. Der FC Thun (3.) und mit grösster Wahrscheinlichkeit auch der FC Zürich (4.) treten in der Qualifikation zur Europa League an. Der fünfte Startplatz im Europacup geht an den FC Sion, wenn er den Cup gewinnt. Gewinnt Basel den Cup, geht der Startplatz an den fünften der Meisterschaft. Im Rennen um diesen fünften Platz sind der FC St. Gallen (47 Punkte / Torverhältnis –5), der FC Sion (45 / +2) und der FC Luzern (44 / +5).
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