Es bleibt ordentlich was zu tun – FCB vergibt den Sieg in der 93. Minute

Giovanni Sio mit seinem zweiten Tor im zweiten Spiel schien den FC Basel auf die Siegesstrasse geschossen zu haben. Aber in der 93. Minute gelingt Dimitar Rangelov das 1:1 für den FC Luzern. Es ist das dritte Unentschieden im dritten Auswärtsspiel des FCB in dieser Saison.

Luzern, 24.08.2013, Fussball Super League - FC Luzern - FC Basel, Jubel beim Torschuetzen zum 1:1 Dimitar Rangelov, Torhueter David Zibung (FCL) und dem Team nach dem Tor, Enttaeuschung bei den Spielern des FCB. (Marc Schumacher/EQ Images) (Bild: Marc Schumacher/EQ Images)

Giovanni Sio mit seinem zweiten Tor im zweiten Spiel schien den FC Basel auf die Siegesstrasse geschossen zu haben. Aber in der 93. Minute gelingt Dimitar Rangelov das 1:1 für den FC Luzern. Es ist das dritte Unentschieden im dritten Auswärtsspiel des FCB in dieser Saison.

Es war nicht so, dass der FC Basel nicht die Gelegenheit gehabt hätte, mit einem Sieg aus der Luzerner Swisspor-Arena heimzukehren. 1:0 stand es für den FCB bis zur Nachspielzeit. Wäre es ihm gelungen, das Spiel ein wenig zu beruhigen, er hätte sich über den ersten Auswärtssieg der laufenden Super-League-Saison freuen dürfen.

Aber die Basler spielten in jenen Momenten halt einfach so, wie sich diese Mannschaft derzeit präsentiert: Manchmal etwas wirr, manchmal leicht bis mittelschwer unorganisiert, manchmal ein wenig schlampig. Und so wurde aus einer Freistoss-Variante, mit der die Rotblauen Zeit schinden wollten, ein Konter des FC Luzern.

Marcelo Diaz hatte sich in der 91. Minute entschieden, nun sei der Moment gekommen, mit Kurzpassspiel den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Ein im Ansatz guter Gedanke. Bloss schienen seine Teamkollegen nicht eingeweiht zu sein. Also stand unmittelbar nach dem ausgeführten Freistoss plötzlich Mohamed Elneny gegen mehrere Gegner – und leitete mit einem fiesen Fehlpass den Konter des FC Luzern ein, der zu einem Eckball führte.

Sommer rettete, was zu retten war

Es war noch nicht die Ecke, die zum Ausgleich führen sollte. Yann Sommer hatte seinem Team bereits in der 53. Minute die Führung gerettet, als er mirakulös gegen einen Kopfball von Dario Lezcano reagierte. Und er wehrte nach Elnenys Fehler und dem folgenden Corner auch den Kopfball von Tomislav Pulijc aus rund fünf Metern Distanz ab.

Aber das sollte noch immer nicht die letzte Standardsituation gewesen sein, die die Basler den Luzernern zugestanden. Die in Basel nicht gänzlich unbekannte 93. Minute lief, als der gemäss Yann Sommer «150. Luzerner Standard» getreten wurde.

Gemäss anderer Zählweise war es der sechste und letzte FCL-Corner, der zur Ecke zur Mitte flog. An den Rand des Fünfmeterraums gelangte die Kugel, wo Oliver Bozanic mit dem Fuss (!) an den Ball kam. Die TV-Bilder lassen den einigermassen überraschenden Schluss zu, dass niemand auf den Australier (fünf Tore in fünf Ligaspielen) zugeteilt war. Noch immer mochte sich Sommer nicht geschlagen geben – aber gegen Dimitar Rangelovs Nachschuss war dann sogar er machtlos.

Der FCB bot offensiv zu wenig

1:1 – die Basler hatten sich in der Nachspielzeit die Butter vom Brot nehmen lassen. Und Trainer Murat Yakin befand danach: «Wir beklagen uns nicht. Wir hatten es selbst im Fuss, das Spiel zu gewinnen. Aber wenn wir zweimal die Chance haben, den Ball zu halten und ihn dann verlieren, ist es klar, dass der Gegner nochmals ins Spiel kommt.»

Nun, es lag allerdings sicher nicht alleine an der Nachspielzeit, dass sich die Basler am Ende nicht darüber beklagen durften, bloss einen Punkt gewonnen zu haben. Insgesamt war es einfach zu wenig, was der FCB an offensiven Momenten vorzuweisen hatte.

Und auch wenn die Luzerner keine fussballerisch begnadete Mannschaft stellen, so spielten sie von Anfang bis Ende doch mit Leidenschaft und Einsatz. «Es gab eine Gerechtigkeit», freute sich FCL-Trainer Carlos Bernegger nach dem späten Ausgleich, «wir wurden für unseren Aufwand belohnt.»

Delgado, der Unsicherheitsfaktor

Dass ein kämpferischer Luzerner Auftritt reichte, um den FCB in der ersten Halbzeit teilweise minutenlang am Basler Strafraum festzuzurren, zeigt, wie wenig stilsicher diese rotblaue Equipe derzeit ist. Dass die Basler im gesamten Spiel zu vielleicht zweieinhalb bis drei Chancen kamen, obwohl die Luzerner gegen Ende viel Risiko nahmen, auch. Wobei das Zusammenspiel dadurch nicht verbessert wurde, dass Yakin sein Team zwischen den beiden Champions-League-Spielen gegen Razgrad auf fünf Positionen verändert hatte, um Kräfte zu schonen.

Unter anderem war Matias Delgado in die Mannschaft rotiert worden. Der Argentinier durfte erstmals seit seiner umjubelten Rückkehr nach Basel in der Liga von Beginn weg auflaufen. Doch wer erhofft hatte, er würde sofort eine Verstärkung sein, der sah sich getäuscht. Delgado war ganz im Gegenteil ein Unsicherheitsfaktor, verlor praktisch jeden Ball und trat seine Ecken und Freistösse irgendwo ins Nirgendwo, ehe er nach einer Stunde erlöst wurde.

Irgendwann müsse Delgado ja seine Einsatzminuten bekommen, befand Yakin danach. Und dann wollte der FCB-Trainer von seiner Nummer 10 gar einige «fantastische Bälle in die Tiefe» gesehen haben. Eine Aussage, bei der Yakin den Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte.

Sio könnte zum Glücksgriff werden

Während Delgado noch Zeit brauchen dürfte, um sich an ein Spielniveau heranzutasten, auf dem er eine Verstärkung sein kann, scheint sich Giovanni Sio zum Sofort-Glücksgriff zu entwickeln. Der erst vor einer Woche verpflichtete Stürmer traf in Luzern in seinem zweiten Spiel zum zweiten Mal. Und er tat das in der 32. Minute mit einer Eleganz, die wie ein grosses Versprechen auf weitere Tore aussah.

Ansonsten konnten die Basler auf der Haben-Seite verbuchen, dass sie den Luzernern aus dem Spiel heraus kaum Chancen zugestanden. Das hatte am Mittwoch beim 4:2 gegen Ludogorets Razgrad noch ganz anders ausgesehen.

Gegen die Bulgaren werden sich die Basler am Dienstag nach Menschenermessen im Rückspiel für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren. Damit wäre das erste, grosse Saisonziel erreicht. Die Arbeit aber, die wird Trainer Murat Yakin deswegen noch lange nicht ausgehen.

Super League, 6. Runde
FC Luzern–FC Basel 1:1 (0:1)
Swisspor-Arena. – 15’211 Zuschauer. – SR Hänni.

Tore: 32. Sio (Ballgewinn von David Degen, Sio lupft den Ball elegant über David Zibung).
93. Rangelov (drückt den Ball nach einem Eckball in einem Gerangel über die Linie)

Verwarnungen: 17. Safari (Foul), 23. Xhaka (Foul), 42. Lezcano (Foul), 51. Sarr (Foul), 85. Ivanov (Zeitspiel).

Luzern: Zibung; Sarr, Stahel, Puljic, Mikari; Renggli (73. Kahraba); Winter (87. Wiss), Thiesson, Bozanic, Rangelov; Lezcano (73. Hyka).
FCB: Sommer; P. Degen (76. Voser), Schär, Ivanov, Safari; Frei, Xhaka; D. Degen, Delgado (59. Elneny), Salah (82. Diaz); Sio.

Bemerkungen: Luzern komplett; Basel ohne Streller (verletzt), Serey Die (verletzt, am Freitag auf dem Trainingsplatz), Ritter (verletzt).

 

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