Es bleibt viel Luft nach oben beim FCB – alles andere hätte auch erstaunt

Es war eher Mühsal denn Lust, wie der FC Basel zu den ersten drei Punkten gegen den FC Vaduz fand. Die Premiere ist Urs Fischer jedoch geglückt, das erleichtert es dem Trainer erst einmal, aber es wird noch ein Stück Arbeit bleiben, um den neuen FCB zu bauen.

Der neue Basler Trainer Urs Fischer, rechts, gratuliert seinem Captain Matias Emilio Delgado, Mitte, nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Vaduz im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 19. Juli 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Es war eher Mühsal denn Lust, wie der FC Basel zu den ersten drei Punkten gegen den FC Vaduz fand. Die Premiere ist Urs Fischer jedoch geglückt, das erleichtert es dem Trainer erst einmal, aber es wird noch ein Stück Arbeit bleiben, um den neuen FCB zu bauen.

Als es vorüber war, sein Debüt, war Urs Fischer eine gewisse Erleichterung anzumerken. «Ich freue mich über das Resultat, auch wenn noch nicht alles so geklappt hat, wie wir uns das vorstellen», sagte der 49-Jährige nach seinen ersten 94 Pflichtspielminuten als FCB-Trainer im St.-Jakob-Park.

Und Urs Fischer verleugnete nicht eine «gewisse Nervosität» vor dem Saisonstart, «nicht so wie 1984, als ich mein erstes Spiel als Profi gemacht habe». Aber es war das erste Heimspiel, gegen Vaduz, einen Gegner, «gegen den man gewinnen sollte, gewinnen muss. Und das ist gelungen».

Die Zusammenfassung bei SRF mit der Elfmeterentscheidung zum 1:0:

Um es vorweg zu nehmen: Im Spiel des FC Basel müssen die Automatismen erst noch zu greifen beginnen. Noch fehlen in der rotblauen Ausgabe der angeschlagene Marc Janko und der im Abschlusstraining umgeknickte Behrang Safari. Birkir Bjarnason zählte noch nicht zum Aufgebot, genauso wie Copa-America-Rückkehrer Derlis Gonzalez, der am Dienstag einem genaueren medizinischen Check unterzogen wird.

Der Fehlentscheid des Schiedsrichters zugunsten des FCB

Für ein schnelles Führungstor reichte es dennoch, allerdings nur unter schwer nachvollziehbarer Schützenhilfe von Sandro Schärer. Nach einem langen Ball auf Breel Embolo erkannte der Schiedsrichter völlig richtig ein Handspiel von Pavel Pergl. Warum der eigentlich gut postierte Unparteiische den Tatort jedoch im Strafraum ansiedelte, bleibt sein Geheimnis – der Regelverstoss geschah deutlich ausserhalb.

Urs Fischer machte nach der Partie erst gar keine Anstalten, daran zu zweifeln, dass die Aktion nicht im Strafraum stattfand und gab lediglich zu bedenken, dass es bei den TV-Aufzeichnungen in Realgeschwindigkeit «schwer zu erkennen» gewesen sei. Fischers Kollege Giorgio Contini wiederum wollte erstaunlicherweise nicht in Wehklagen ausbrechen («Es ist nicht an mir, das zu kritisieren») und beschränkte sich auf eine von ihm selbst als «diplomatisch» bezeichnete Erkenntnis: «Die Mannschaften sind zum Saisonbeginn noch nicht auf bestem Niveau, vielleicht ist es auch das Schiedsrichter-Trio nicht gewesen.»



Der Basler Matias Emilio Delgado, hinten, bezwingt den Vaduzer Torhueter Peter Jehle, vorne, mit einem Penalty im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Vaduz im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 19. Juli 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

El Capitán am Elfmeterpunkt: Matias Delgado verlädt Peter Jehle und bringt den FCB gegen Vaduz in Führung. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Unbeeindruckt verwandelte Matias Delgado in der 10. Minute vom Punkt, verlud Torhüter Peter Jehle und befreite seine Mannschaft damit eigentlich von einer Last. Aber richtig in Schwung kam die Maschinerie noch nicht, dafür stand der Gegner zu gut, war die Suche nach einer Lücke im Liechtensteiner Abwehrverbund eher Mühsal als Lust. So blieb es bei einem Abschluss von Yoichiro Kakitani nach Doppelpass mit Breel Embolo und einem Lattentreffer von FCB-Debütant Daniel Hoegh nach einem Corner.

Fischers Baustellen

In der 4-2-3-1-Grundordnung von Urs Fischer suchte der FCB vermehrt den vertikalen, hohen Ball nach vorne. Ein probates Mittel bei drückenden 30 Grad im Schatten, Temperaturen, die im Kessel des Joggeli noch höher gekocht wurden. Diese Art des Umschaltspiels erzielte gegen die eingespielte Vaduzer Defensive jedoch keine Wirkung. «Es war das typische Eröffnungsspiel: Man weiss nicht, wo man steht», sagt Fischer, «dennoch hat es mir gefallen, wie die Jungs es probiert haben. Es gibt noch ein paar Baustellen, und die wollen wir so schnell wie möglich begehbar machen.» 

Neun Punktspiele hat der FCB gegen Vaduz gespielt, allesamt gewonnen und erst ein Gegentor erhalten. Aber schon beim jüngsten Gastspiel erwies sich Continis Team als hartnäckiger Widersacher. Nachdem Ali Messaoud, Neuzugang aus Holland, in der ersten Halbzeit zu zwei gefährlichen Kopfbällen angesetzt hatte, war es Steven Lang, der mit einem Volley nach einem zügigen, direkt gespielten Gegenzug in der 57. Minute knapp scheiterte.

Es war die Phase, als der FCB die Vaduzer immer enger einschnürt hatte, und es war die Gelegenheit für die Gäste, dem Favoriten weh zu tun. «Unter dem Strich bin ich zufrieden mit dem Engagement der Mannschaft», meint Contini, «und an der Effizienz schaffen wir».

Das glückliche Wechselspiel

Nach einer Stunde wechselte Fischer erst unter grossem Applaus seinen neuen el Capitán Delgado aus, der hinterher von der Wichtigkeit der drei Punkte aus dem Startspiel sprach und fast schon rührend bekannte: «Es ist ein Geschenk, Captain dieser Mannschaft zu sein. Dieser Club ist wie eine Heimat für mich.» Für Delgado trat unter ebenso grossem Applaus Zdravko Kuzmanovic ins Spiel ein – achteinhalb Jahre nach seinem letzten Pflichtspiel für den FCB.



Der Basler Matias Emilio Delgado, Mitte links, wird in der zweiten Halbzseit gegen Zdravko Kuzmanovic, Mitte rechts, ausgewechselt und Marek Suchy, links, bekommt die Captainbinde im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Vaduz im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 19. Juli 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Wechselzeit: Der neue FCB-Captain Matias Delgado geht, reicht die Captainbinde an Marek Suchy (links) weiter und macht Platz für Rückkehrer Zdravko Kuzmanovic. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Kuzmanovic zerriss keine Stricke mehr, nach 40 Sekunden hatte er sein erstes Foul auf dem Konto, dann zeigte er ein technisches Kabinettstückchen und schliesslich, wie er in Italien gelernt hat, einen Vorsprung über die Zeit zu schaukeln.

In der 73. Minute entschied sich Fischer kurzfristig um. Eigentlich wollte er zu diesem Zeitpunkt bereits Davide Calla für Kakitani bringen, dann musste er aber Michael Lang, einen weiteren Debütanten in Rotblau, vom Platz nehmen. Der Verteidiger bekundete Mühe mit der Hitze: «Es ging nicht mehr», wie Fischer feststellte. Kakitani blieb vorerst, Luca Zuffi kam – und beides sollte sich als kleiner Glücksfall erweisen.

Kakitanis 2:0 – ein Tor, das Selbstvertrauen geben könnte

Denn die resultatsmässige Erlösung für den FCB entsprang seiner schönsten Kombination: Adama Traoré spielte aus dem Halbfeld flach an die Strafraumgrenze, Shkelzen Gashi, vor Spielbeginn als Torschützenkönig der vergangenen Saison geehrt, zeigte, dass er auch Wegbereiter sein kann, lenkte den Ball mit der Hacke auf den eingewechselten Luca Zuffi und der bediente Kakitani.



Der geschlagene Vaduzer Torhueter Peter Jehle und die jubelnden Basler Yoichiro Kakitani und Breel Embolo, von links, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Vaduz im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 19. Juli 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Breel Embolo mit dem Torschützen zum 2:0, Yoichiro Kakitani, im Arm. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Wie der Japaner dann seinen insgesamt achten Treffer im FCB-Trikot erzielte (vier in Liga, vier im Cup), war klasse. «Das freut mich für Yoichiro. Es war ein wichtiges Tor für ihn und für uns», attestierte Fischer Kakitani, der ein schweres erstes Jahr beim FCB unter Paulo Sousa hinter sich hat. «Das gibt ihm sicher Selbstvertrauen», so Fischer, «aber auch bei ihm hat es noch sehr viel Luft nach oben.»

Eine reguläre Trainingswoche bleibt Fischer nun, um an seinem Team zu feilen, dann geht es am Samstag (20 Uhr) in den Letzigrund zum ersten Tabellenführer GC. Anschliessend wartet die erste Qualifikationsaufgabe zur Champions League auf den FCB, und Zeit, um sich zu finden, wird keine mehr gewährt. Und Fischer ist sich bewusst: «Jetzt geht es Schlag auf Schlag.»

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