Es ist eine interessante Phase, in der der FC Basel derzeit steckt. In St. Gallen soll sich das Team Selbstvertrauen für die Herkulesaufgabe in der Champions-League-Qualifikation holen. Und Trainer Heiko Vogel kann erstmals den Umgang mit Gegenwind üben.
Doch, doch. Es ist eindeutig frischer geworden seit Dienstag Abend. Und nein, es ist nicht die Rede vom Wetter. Seit der 1:2-Niederlage des FC Basel gegen den CFR Cluj im Hinspiel der Playoffs in die Champions League weht Heiko Vogel ein etwas kühlerer Wind als bislang üblich um die Ohren. Das ist noch kein Grund zu besonderer Sorge. Aber der Trainer des FCB ist an einem interessanten Punkt seines Wirkens in Basel angelangt.
Seit er im Herbst zum Cheftrainer aufgestiegen ist, hat der 36-Jährige ja schlicht alles erreicht, was mit dem FCB möglich ist. Und noch etwas mehr. Jetzt aber droht erstmals, ein Ziel verpasst zu werden: die Champions League.
Der «Blick» hat schon mal vorsorglich die Kanone unter dem Deck hervorgeholt. Wer nach «Meister der Ausreden» googelt, findet seit Mittwoch einen Artikel über Vogels Erklärungen zur Niederlage gegen Cluj. Das ist noch nichts Gravierendes. Mehr ein Hinweis darauf, was noch folgen könnte, sollte das Aus Realität werden.
Super League, 7. Runde
FC St. Gallen–FC Basel (Sa, 19.45)
St.-Jakob-Park.
Mögliche Aufstellung
FCB: Sommer; Steinhöfer, Sauro, Dragovic, Voser; D. Degen, F. Frei, Cabral, Stocker; A. Frei, Streller.
Bemerkungen: Basel ohne Yapi (verletzt), Ajeti (im Aufbau), Jevtic und Pak (kein Aufgebot).
Es ist die bislang wahrscheinlich spannendeste Phase in der Geschichte, die Heiko Vogel mit dem FCB bislang erlebt. Natürlich, Manchester United aus der Champions League zu werfen, war aufregend und sexy. Aber jetzt geht es einerseits um die (relative) Bestätigung dieses Höhenflugs. Und das erschwerenderweise zur gleichen Zeit, in der andererseits eine neue Mannschaft aufgebaut werden soll.
Vogel scheint ob der Aufgabe keineswegs verunsichert. Aber manchmal wirkt es auf Aussenstehende, als ob er mit Interesse dabei sei, die Klaviatur des Cheftrainer-Daseins auszuprobieren. Da stellte er sich nach mässigen Auftritten zu Saisonbeginn stets schützend vor die Mannschaft, um nach dem 1:1 gegen Molde öffentlich mal richtig Tacheles zu reden.
Da gab er sich in Pressekonferenzen auch mal so angriffig, dass sich die «Neue Zürcher Zeitung» besorgt Fragen stellte: «Irgendwo scheint’s in Vogel, der 2011 ultraschnell ins Rampenlicht gestossen wurde, zu wummern. Man fragt sich, was einmal sein könnte, wenn ihm Gegenwind ins Gesicht blasen sollte. Nimmt man die derzeit herrschende Temperatur zum Nennwert, müsste im Fall des Gegenwinds an FCB-Medienkonferenzen dauernd mit Explosionen zu rechnen sein.»
Das war vor der Niederlage am Dienstag, vor der Krönung zum «Meister der Ausreden». Am Freitag, drei Tage nach dem 1:2, kommt es trotz Gegenwind zu keinen Explosionen. Vogel wirkt zugänglicher als zuletzt. Aber nicht so, dass es aufgesetzt rüberkommen würde. Eher ist es so, als sei der Heiko Vogel der letzten Saison zurück, der umgänglich ist – aber nicht anbiedernd.
Vogel diagnostiziert keine Depression
Er sei «nicht sonderlich überrascht» gewesen über die schlechte Presse, sagt Vogel dann: «Wir haben ein negatives Resultat eingefahren, also wird auch negativ geschrieben.» Ausserdem sei er nicht naiv: «Ich kann ja nicht annehmen, dass ich dauernd auf ein Podest gehoben werde.»
In seiner Mannschaft hat er nach der Partie gegen Cluj ebenfalls «keine Depression» festgestellt. Das wäre auch merkwürdig. Schliesslich haben die Basler am Mittwoch noch immer die Chance, ihren Fehltritt vom Hinspiel wieder zu korrigieren. Und dass es eben dies war, ein Ausrutscher und nicht ein grundlegendes Problem, davon ist Vogel auch drei Tage nach dem 1:2 überzeugt: «Es ist nicht etwas fatal falsch gelaufen. Es waren kleine Nuancen, individuelle Fehler, die zu Konterchancen geführt haben.»
Alex Frei spielt von Anfang an
Doch vor allem die mannschaftliche Absicherung nach solchen individuellen Patzern kann Vogel nicht gefallen haben. Gelegenheit zur Verbesserung bietet sich da am Samstag als Gast des FC St. Gallen (19.45 Uhr). Die Ostschweizer haben nach sechs Runden gleich viele Punkte auf dem Konto wie der FCB, nämlich zwölf. «Das kann man nicht alleine durch Aufstiegseuphorie erklären», sagt Vogel mit Respekt.
Er wird sein Team auch mit Blick auf das Rückspiel in Cluj vom Mittwoch aufstellen. Alex Frei steht bereit und wird von Beginn weg auflaufen, womit der FCB wieder auf seine aus der vergangenen Saison gewohnte Interpretation des 4-4-2 wechseln wird. Dafür dürfen sich Mohamed Salah und Marcelo Diaz wohl für die Partie in Rumänien schonen. Und Fabian Frei wird gegen jenen Club von Anfang an spielen, mit dem er vor zwei Saisons aus der Super League abgestiegen ist.